Donnerstag, 21. November 2013

Es weihnachtet sehr!

Montag, 7. Oktober:
Schönster Altweibersommer. Noch einmal Menschen in T-Shirts und Sandalen in den Straßencafés und Biergärten. Bisher keine besonderen Vorkommnisse in der Innenstadt. Dann plötzlich um 10.47 Uhr kommt der Befehl von ALDI-Geschäftsführer Erich B.: “Fünf Paletten Lebkuchen und Spekulatius in den Eingangsbereich!” Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst reagiert LIDL-Geschäftsführer Martin O. eher halbherzig mit einem erweiterten Kerzensortiment und Marzipankartoffeln an der Kasse.

15.07 Uhr:
EDEKA-Marktleiter Wilhelm T. hat die Mittagspause genutzt und operiert mit Lametta und Tannengrün in der Wurstauslage.

16.21 Uhr:
Die Filialen von TSCHIBO und NORMA bekommen Kenntnis von der Offensive, können aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht gegen halten und fordern ein Weihnachtsstillstandsabkommen bis zum 12. Oktober. Die Gespräche bleiben ohne Ergebnis.

WeihnachtsdekorationDienstag, 8. Oktober, 7.30 Uhr:
Im Eingangsbereich von KARSTADT bezieht überraschend ein Esel mit Rentierschlitten Stellung, während zwei Weihnachtsmänner vom studentischen Nikolausdienst vorbei hastende Schulkinder zu ihren Weihnachtswünschen verhören. Zeitgleich erstrahlt die Kaufhausfassade im gleissenden Schein von 260000 Elektrokerzen. Die geschockte Konkurrenz kann zunächst nur ohnmächtig zuschauen, immerhin haben jetzt auch REAL, NETTO und LIDL den Ernst der Lage erkannt.

Mittwoch, 9. Oktober, 9.00 Uhr:
EDEKA setzt Krippenfiguren ins Gemüse.

9.12 Uhr:
LIDL kontert mit massivem Einsatz von Rauschgoldengeln im Tiefkühlregal.

12.00 Uhr: Neue Dienstanweisung bei NETTO: An der Käsetheke wird mit sofortiger Wirkung ein “Frohes Fest” gewünscht. Der REAL-Markt kündigt für den Nachmittag Vergeltungsmassnahmen an.

Donnerstag, 10. Oktober, 7.00 Uhr:
KARSTADT schaufelt Kunstschnee in die Schaufenster.

8.00 Uhr:
In einer eilig einberufenen Krisenversammlung fordert der aufgebrachte NORMA-Geschäftsführer Walter T. von seinen Mitarbeitern lautstark “Weihnachten bis zum Äußersten!” und verfügt den pausenlosen Einsatz der von der Konkurrenz gefürchteten CD “Weihnachten mit Mireille Matthieu” über Deckenlautsprecher. Der Nachmittag bleibt ansonsten ruhig.

Freitag, 11. Oktober, 8.00 Uhr:
Anwohner in der Eiserfelder Strasse versuchen mit einer einstweiligen Verfügung, die nun auch vom REAL-Markt angedrohte Musik-Offensive “Heiligabend mit den Flippers” zu stoppen.

9.14 Uhr:
Ein ALDI-Sattelschlepper mit Pfeffernüssen rammt den Posaunenchor Adveniat, der gerade vor KARSTADT zum grossen Weihnachtsoratorium ansetzen wollte.

9.30 Uhr:
ALDI dementiert. Es habe sich bei der Ladung nicht um Pfeffernüsse, sondern um Christbaumkugeln gehandelt.

Samstag 12. Oktober:
Die Fronten verhärten sich; die Strategien werden zunehmend aggressiver.

10.37 Uhr:
Auf dem Polizeirevier meldet sich die Diabetikerin Anna K. und gibt zu Protokoll, sie sei soeben auf dem NETTO-Parkplatz zum Verzehr von Glühwein und Christstollen gezwungen worden. Die Beamten sind ratlos.

12.00 Uhr:
Seit gut einer halben Stunde beschießen KARSTADT, EDEKA und TSCHIBO die Fussgängerzone mit Schneekanonen. Das Ordnungsamt mahnt die Räum- und Streupflicht an. Umsonst.

14.30 Uhr:
Weite Teile der Innenstadt sind unpassierbar. Eine Hubschrauberstaffel des Bundesgrenzschutzes beginnt mit der Bergung von Eingeschlossenen - Menschen, wie Du und ich, die nur mal in der schönen Herbstsonne bummeln wollten.

Diese nette Geschichte stammt aus “Arnos Advents- und Why-nachtsbuch” von Arno Backhaus. Ich habe lediglich die Daten an den diesjährigen Kalender angepasst und die Namen einiger Handelsketten ausgetauscht.

Foto © : Ruth Rudolph / PIXELIO

Dienstag, 12. November 2013

Udo Michaelis & Stephan Schipper live im Siegerland

Ich freue mich auf den Abend. Das macht bestimmt Spaß, zusammen mit Stephan die Bühne zu rocken. Wer von Euch aus die Siegerland kommt oder eine Fahrt dort hin nicht scheut, es lohnt sich bestimmt. Hier der Text, wie er auf der Seite des Veranstalters aufgeführt ist und auch in etwa in den Zeitungen stehen wird:

Ein Live-Event der besonderen Art kann man am Dienstag, dem 19. November in der Bibliothek Neunkirchen erleben. Udo Michaelis verknüpft als Autor, Musiker und Comedian diese drei Bereiche gekonnt und schafft so eine unverwechselbare Mischung aus sarkastischem Humor, Nachdenklichem und Wortwitz. Er erzählt im Stile eines Stand-Up-Comedian von „Vollpfosten“ oder „geistigen Tieffliegern“ und behandelt die Peinlichkeiten und Unwägbarkeiten des Alltags. Dabei hat er Anregungen durch das "richtige" Leben dankbar aufgenommen. Für den musikalischen Part hat er neben seinen eigenen Songs auch Stücke von Ulrich Roski und den Wise Guys neu arrangiert. Ergänzt wird das Programm mit gelesenen Texten aus seinem Buch „Best of Glück und Erfolg“.

Udo Michaelis zielt durchaus oberhalb der Gürtellinie, doch deshalb ist sein Humor noch lange nicht immer politisch korrekt. Inmitten einer absurd-komischen Grundstimmung findet der Zuhörer ab und zu Oasen zum Nachdenken, die aber nie durch verbissene Ernsthaftigkeit geprägt sind. Und immer wieder taucht Unerwartetes und Überraschendes auf.

Als Special-Guest tritt an diesem Abend Stephan Schipper auf. Der Autor, Songschreiber und Musiker unterstützt Udo Michaelis musikalisch und steuert außerdem einen Beitrag aus seinem eigenen Programm hinzu.

Los geht es um 19:30 Uhr, der Eintritt beträgt 2,50 Euro.

Donnerstag, 7. November 2013

Elevator Pitch

Du hast 30 Sekunden … und das Ding ist durch! Entweder ist es Dir gelungen, Deinen potentiellen Interessenten in dieser kurzen Zeit heiß zu machen, oder Du hast es versaut.

AufzugDer Begriff “Elevator Pitch” entstand in den 80er Jahren, als junge karriereorientierte Vertriebler die Dauer einer Aufzugsfahrt nutzten, um ihre Vorgesetzten von ihren Anliegen zu überzeugen. Ich definiere den “Elevator Pitch” als eine kurze, sorgfältig geplante und gut präsentierte Beschreibung der beruflichen Tätigkeit oder eines anderen Anliegens gegenüber einem Entscheidungsträger. Er darf nur so lang sein, wie ein Aufzug in den siebten Stock braucht - also 30-90 Sekunden. Es geht nicht darum, die Geschäftsidee zu beschreiben, sondern möglichst anschaulich aufzuzeigen, welches Problem des anderen gelöst würde oder welche Vorteile er davon hätte. Der Elevator Pitch ist rasend schnell und total eindrucksvoll. Er gilt sozusagen als Ferrari unter den Präsentationsformen.

Wenn Du so etwas sagst wie “ich leite Seminare mit dem Schwerpunkt Persönlichkeitsentwicklung” oder “ich bin IT-Berater, mein Spezialgebiet sind individuelle Serverlösungen”, dann mag das sachlich richtig sein, aber es haut niemanden vom Hocker. So verspielst Du höchstwahrscheinlich die Chance, Deinen Gesprächspartner für Deine Dienstleistung zu interessieren.

Besser ist es, das Anliegen auf eine Weise zu unterbreiten, die begeisterndes Interesse weckt und es dabei so zu formulieren, dass es sogar Deine Oma verstehen würde - oder meinetwegen Dein zwölfjähriger Sohn.

Folgende Kriterien können Dir helfen, einen guten Elevator Pitch zu entwickeln:

1. Definiere Deine Zielgruppe
Welche Menschen willst Du überhaupt erreichen? Was zeichnet diese Menschen aus? Versetze Dich in ihre Lage. Was bewegt sie? Womit beschäftigen sie sich?

2. Finde einen Haken, an der Dein Zuhörer anbeißt
Überlege Dir eine originelle Frage zum Einstieg, oder eine Metapher. Eine überraschende Aussage ist ebenso geeignet. Auf alle Fälle ist es wichtig, die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu erregen.

3. Welches Problem Deines Gegenübers löst Du oder welche Vorteile bietest Du ihm
So hart es sich anhört, aber für Deine Arbeit an sich oder für Deine Methoden interessiert sich keine Sau - na ja, vielleicht ein paar Freunde, die Dir aus Höflichkeit zuhören. Aber wenn Du es bei Außenstehenden nicht hinkriegst, die Vorteile zu vermitteln, ziehst Du keinen Hering von der Roste. Du solltest klar und eindrucksvoll rüberbringen, was Dein Zuhörer davon hat, wenn er Deine Dienstleistung in Anspruch nimmt.

4. Was unterscheidet Dich von anderen Anbietern
Fang bloß nicht an, den Zuhörer mit langweiligen Aussagen wie “guter Service” oder “bestes Preis-Leistungsverhältnis” zuzusülzen. Finde den Knackpunkt, etwas, was Du anders machst als die übrigen Anbieter. Dieser Unterschied sollte Deinem potentiellen Interessenten einen realen Vorteil bringen. Bleibe dabei in Deiner Sprache immer klar und einfach (Du weiß schon … Deine Oma).

Auf der Seite von gruendungszuschuss.de habe ich ein Beispiel für einen Elevator Pitch gefunden, der zwar nicht alle aufgezeigten Punkte enthält, in einigen aber recht gut umgesetzt wurde:
“Haben Sie schon einmal versucht, neue Kunden zu gewinnen, ohne ein Wort zu sagen? Oder stellen Sie sich vor, Sie stehen auf der Insel Tuvalu im Pazifik und möchten einem Einwohner erklären, warum er ein Mitarbeiter Ihrer Firma werden soll. Schwierig, oder? Marc Twain hat erkannt: 
’Die größte Macht hat das richtige Wort zur richtigen Zeit.’ Macht und Erfolg durch Worte? Aber sicher! Sprache verbindet, Sätze schaffen Atmosphäre, Worte überzeugen. 
Nutzen Sie diese Macht für Ihr Unternehmen? Überzeugen Sie Ihre Kunden – von mir bekommen Sie das nötige Handwerkszeug: die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Mein Job ist es, andere von Ihrem Unternehmen zu begeistern: In Prospekten, auf Ihrer Homepage, in Ihrem Katalog, in Pressetexten und wo sonst Sie es möchten. Klare Worte, die gewinnen - statt hilflosem Schweigen oder missverständlichem Kauderwelsch, um bei meinem Tuvalu-Beispiel zu bleiben.”

Ein sehr origineller Elevator Pitch stammt vom deutschen Schauspieler Götz Otto. 1997 rasierte er sich eine Glatze und bewarb sich für die Rolle eines Bösewichtes im James Bond Film “Der Morgen stirbt nie”. Er trat ins Büro der Produzentin, die gerade telefonierte. Sie unterbrach ihr Telefonat und sagte zu Götz Otto: „Sie haben 20 Sekunden!“ Er überlegte einen Moment, strich sich über die Glatze und meinte dann: „Ich bin groß, ich bin kahlköpfig, ich bin böse, ich bin deutsch. Das waren 5 Sekunden, behalten Sie den Rest.“


Foto © Dieter Schütz / PIXELIO

Montag, 4. November 2013

Das 7-Tage-Wochenende

Stell Dir vor, Du könntest als Angestellter in einem Unternehmen arbeiten, wo Dich keiner kontrollieren würde. Es wäre völlig egal, ob Du vier oder acht Stunden am Tag arbeitest, vielleicht am einem bestimmten Wochentag komplett frei nehmen würdest, wenn Du Lust hast dafür aber am Sonntag für ein paar Stunden zur Arbeit gingest. Es ist Dir völlig freigestellt, ob Du im Firmengebäude aufläufst. Du kannst meinetwegen auch von zu Hause aus arbeiten, oder Dich in ein Cafe setzen, um etwas für Dein Unternehmen zu tun. Hältst Du Dich aber in Deiner Firma auf und hast das Bedürfnis auf eine längere Pause, dann gehst Du einfach in den Firmengarten und schläfst ein paar Stunden in der Hängematte.

Die Höhe Deines Gehaltes kannst Du selbst festlegen, genau wie Deine Kollegen das auch für sich tun. Es gibt in Deiner Firma keine Personalabteilung. Wenn Du und Deine Kollegen meinen, Verstärkung für Euer Team zu benötigen, dann stellt Ihr einfach jemanden ein. Der Glückliche könnte dann ebenfalls sein Gehalt selbst bestimmen und verfügte natürlich auch über die gleichen Freiheiten wie ihr selbst.

Okay, wenn Du jetzt genug geträumt hast, dann komm jetzt wieder zurück in Deine Wirklichkeit, denn so etwas ist natürlich völlig unrealistisch. Halt, nicht so schnell - das war überhaupt kein Phantasiebild, welches ich gerade gezeichnet habe. Es gibt tatsächlich eine Firma, in der das alles genau so passiert. Dieses Unternehmen hat dabei einen unglaublichen Erfolg. Dem Geschäftsführer, der dieses fast schon anarchisch anmutende System installierte, ist es gelungen, seit seiner Übernahme der Leitung den Gewinn von 4 Millionen auf mittlerweile 220 Millionen US-Dollar zu steigern.

Anfang der Neunziger Jahre las ich das Buch “Das Semco System: Management ohne Manager” von Ricardo Semler. Schon damals war ich fasziniert von den völlig neuen Ansätzen, die das brasilianische Unternehmen Semco praktizierte. Längere Zeit habe ich mich nicht mehr mit der Firma befasst, bis ich auf einen interessanten Artikel stieß. Inzwischen hat sich Semco auf gigantische Weise weiterentwickelt und ich möchte ich Euch daher den Beitrag von www.sein.de nicht vorenthalten:

Die Befreiung der Arbeit: Das 7-Tage-Wochenende
Weltweit starren Manager fassungslos auf die Firma Semco: Was dort passiert, widerspricht allem, an was sie glauben. Die 3000 Mitarbeiter wählen ihre Vorgesetzten, bestimmen ihre eigenen Arbeitszeiten und Gehälter. Es gibt keine Geschäftspläne, keine Personalabteilung, fast keine Hierarchie. Alle Gewinne werden per Abstimmung aufgeteilt, die Gehälter und sämtliche Geschäftsbücher sind für alle einsehbar, die Emails dafür strikt privat und wie viel Geld die Mitarbeiter für Geschäftsreisen oder ihre Computer ausgeben, ist ihnen selbst überlassen.

Respekt als Erfolgsrezept
Was für heutige Personalchefs klingen mag, wie ein anarchischer Alptraum, ist in Wirklichkeit eine Erfolgsgeschichte. Seit das Unternehmen von Inhaber Ricardo Semler umgestellt wurde, stiegen die Gewinne von 35 Millionen auf 220 Millionen Dollar. Und nicht nur die Zahlen geben Semler recht, sondern vor allem die Mitarbeiter: Die Fluktuationsrate bei Semco liegt unter einem Prozent.
Das Rezept ist einfach: Behandele deine Mitarbeiter wie Erwachsene, dann verhalten sie sich auch so. Je mehr Freiheiten du ihnen gibst, desto produktiver, zufriedener und innovativer werden sie. Ein Unternehmen besteht aus erwachsenen gleichberechtigten Menschen, nicht aus Arbeitskräften. Jeder hat das Recht, sich frei zu entfalten und eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Entgegen allem, was man aktuell zu glauben scheint, machen Druck und Stress Menschen nicht produktiv, sondern ganz einfach nur kaputt. Und dabei verliert das Unternehmen letztlich genauso wie der Mensch.

Es geht Semler um ein neues Verständnis von Arbeit: Eine Firma ist ein Gemeinschaftsprojekt, im besten Fall eine geteilte Leidenschaft. Die Gesellschaft hat uns das allerdings anders beigebracht, wir sollen uns als Steinmetze, Maler und Hilfsarbeiter sehen, nicht als Kathedralen-Schöpfer. Bei Semco sind die Mitarbeiter essenzieller Teil eines Ganzen, sie sind Mit-Schöpfer, nicht bloß ein Rädchen im System. Sie haben Ideen, sie verstehen ihre Arbeit, sie wissen, was sie wert ist.

Vertrauen statt Kontrolle
Aber unsere Personalchefs glauben noch immer, dass man Angestellte kontrollieren muss, über Stechuhren, feste Arbeitszeiten, Produktivitäts-Reports und Email-Spionage. Semco hat das alles aufgegeben und die Kontrolle durch Vertrauen ersetzt - und mal im Ernst: Wer will eigentlich mit Leuten zusammenarbeiten, denen man nicht trauen kann?

Für Semler ist der Kontrollwahn der meisten Unternehmen einfach nur noch verrückt. Seine Mitarbeiter erziehen ihre Kinder und wählen Gouverneure, es sind erwachsene Menschen, die selbst am besten wissen, was sie möchten und brauchen.

Es ist völlig verrückt, diese Idee, dass die Menschen immer noch so fixiert darauf sind, wie etwas gemacht wird. Bei uns sagt keiner: ‘Du bist fünf Minuten zu spät’ oder ‘warum geht dieser Fabrikarbeiter schon wieder aufs Klo?’ [...] Wenn Du dich bei Semco im Büro umsiehst, sind da immer jede Menge leere Plätze. Die Frage ist: Wo sind diese Leute? Ich hab nicht die leiseste Idee und es interessiert mich auch nicht.

Es interessiert mich in dem Sinne nicht, dass ich nicht sicherstellen möchte, dass meine Mitarbeiter zur Arbeit kommen und der Firma eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag geben. Wer braucht eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag? Wir brauchen Leute, die ein bestimmtes Ergebnis abliefern. Mit vier Stunden, acht Stunden oder zwölf Stunden im Büro - sonntags kommen und Montags zu Hause bleiben. Es ist irrelevant für mich”, erklärt Semler seltsam einleuchtend.

Keine Hierarchie, dafür Teams
Semco ist etwas, dass es laut dem Menschenbild heutiger Manager eigentlich gar nicht geben dürfte. Und wenn doch, dann dürfte es nicht funktionieren. Tut es aber. Drei Fragen hört Semler immer wieder: Macht ihr das wirklich so? Funktioniert es ganz im Ernst? Und: Was jetzt?

Die ersten zwei sind einfach zu beantworten: “Wir machen das jetzt seit 25 Jahren, so ziemlicher jeder, den es wirklich interessiert, ist hergekommen, um zu sehen, ob es wahr ist. Und unsere Zahlen sind über jeden Zweifel erhaben”, sagt Semler selbstbewusst.

Für ihn ist war das Aufbrechen der Unternehmensstruktur von Anfang an keine Traumtänzerei, sondern vielmehr die einzig mögliche Antwort auf unsere unmenschliche Arbeitswelt. Er hat es auf die harte Tour gelernt, wachte selbst erst auf, als er kollabierte und mit Komplett-Burnout in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Das war der Punkt, an dem er beschloss, seine geistige und körperliche Gesundheit nie mehr dem Job unterzuordnen - und das auch von seinen Angestellten nicht zu verlangen. Dass der Wahnsinn ein Ende haben muss.

“Wenn man es sich genauer ansieht, muss man feststellen, dass das traditionelle System nicht funktioniert. Und das ist der Anreiz, sich nach etwas anderem umzusehen” - so einfach sieht Semler das.

Doch es fehlt vielen Unternehmern noch immer schwer, die Kontrolle loszulassen. Denn heutige Firmen sind nicht aufgebaut wie Orte des Schöpfens, sondern wie das Militär: mit einer hierarchischen Machtstruktur, mit Befehlsgebern und -empfängern. Semco hingegen ist in konzentrischen und durchlässigen Kreisen aufgebaut, es gibt keine Arbeitstitel, keine festen Büros. Niemand muss zur Arbeit kommen, ob von zu Hause, aus dem Dschungel oder einem Cafe an der Strandpromenade gearbeitet wird, ist den einzelnen Mitarbeitern und Teams selbst überlassen.

Diese Teams sind das Herzstück von Semco. Die Menschen arbeiten in Gruppen, die jeweils ein Produkt oder ein Zwischenprodukt selbstständig fertig stellen. Wie sie das machen, in welcher Zeit und mit welchem Geld, das ist ihre Sache. Wer zwischendurch schlafen will, geht einfach in den Firmengarten und legt sich für ein paar Stunden in die Hängematte - wer müde ist, macht ja eh nur Fehler.

Die Firma ohne Personalabteilung
Semco hat 3000 Mitarbeiter, aber keine Personalabteilung, da steht dem traditionellen Unternehmer der Angstschweiß auf der Stirn. Wer stellt diese Leute ein? Wer überprüft die Leistung?
Das machen die Angestellten alles selbst. Stellt ein Team fest, dass eine neue Person gebraucht wird, schreibt sie im Intranet der Firma ein entsprechendes Meeting aus. Das ist natürlich freiwillig: Alle können kommen, keiner muss.

“Wir wollen nicht, dass irgendwer in etwas verwickelt wird, was ihn nicht interessiert, deshalb sind alle Meetings freiwillig. Das heißt die Meetings werden bekanntgegeben und wer interessiert ist, kann und wird vorbeikommen und soll in dem Moment den Raum wieder verlassen, wenn es anfängt, ihn zu langweilen”, erklärt Semler die Meeting-Philosophie.

Leute, die mitten in einem Meeting gehen, weil es sie langweilt - das würde so manchen Vorgesetzten in den Wahnsinn treiben. Aber bei Semco sollen eben nur die Menschen eine Entscheidung treffen und tragen, die es unmittelbar angeht und interessiert.

Auf so einem Meeting könnte zum Beispiel beschlossen werden, dass neuer Mitarbeiter gebraucht wird und was er oder sie können muss. Dann wird gemeinschaftlich eine Annonce geschrieben, und sobald die Bewerbungen kommen, werden sie im Team aufgeteilt: Jeder, der möchte, nimmt einfach ein paar mit nach Hause und bringt die interessantesten dann wieder mit. Statt Vorstellungsgesprächen gibt es ein Gruppengespräch mit allen Kandidaten gleichzeitig - auch hier darf kommen, wer will.

Die einzigen Mitarbeiter, die regelmäßig formal bewertet werden, sind jene in Entscheidungs-Positionen - und zwar von allen anderen. Sollte einer dieser Manager wiederholt schlechte Bewertungen kriegen, geht er für gewöhnlich von selbst.

Gruppenzwang
Tatsächlich regeln die Teams fast alles unter sich. Macht jemand keinen guten Job, so wird das im Team diskutiert, oder ein Meeting einberufen. Wer sich ein hohes Gehalt zuteilt, erhöht damit auch die Erwartungen des Teams und den Leistungsdruck. Aber auch die Mitarbeiter haben mittlerweile ein anderes Verhältnis zur Arbeit: Wenn jemand einen Haufen Geld verdient, die ganze Woche eigentlich nur Golf spielt, aber trotzdem einen guten Job macht und seine Aufgaben erledigt - wen kümmert’s dann? Was zählt, ist das Ergebnis.

Eine Studie von CNN hat festgestellt, dass die Mitarbeiter bei Semco eine sehr viel gesündere Balance zwischen Privatleben und Beruf haben, sich mehr Zeit für Beziehungen, Kinder und Hobbys nehmen, aber gleichzeitig auch ungewöhnlich hohen Einsatz und bemerkenswerte Leistungen im Beruf zeigen. Nicht trotz, sondern wegen der Freiheiten. Für Semler ist das wenig verwunderlich: Menschen müssen sich entfalten können, um ihr Potenzial optimal einzubringen.

Und es funktioniert
Semler ist sich sicher: Sein Konzept funktioniert überall. Er selbst hat es in Fabriken ebenso eingesetzt, wie in IT-Büros. Tatsächlich ist es eigentlich andersherum - es funktioniert überhaupt nur so. Unsere derzeitige Arbeitswelt mit ihren Burn-Out-Syndromen, mit Mobbing, Stress, Magengeschwüren und Depressionen funktioniert nämlich eben nicht, sie ist fortgesetzter Wahnsinn.
Es wird Zeit, dass wir eine Gesellschaft erschaffen, in der Beruf wieder mit Berufung und Leidenschaft assoziiert wird, nicht mit Sklaverei und Ausbeutung. In der Menschen wieder freie Entscheidungen treffen können und mit Respekt behandelt werden. In der Privatleben und Arbeit gleichwertig sind – auch für die Vorgesetzten. Es wird Zeit für das 7-Tage-Wochenende!


Fotos © Konstantin Gastmann / PIXELIO

Dienstag, 15. Oktober 2013

Welpen zu verkaufen


Ein Ladenbesitzer heftete ein Schild über seine Türe an, auf dem stand „Welpen zu verkaufen““. Schilder wie dieses haben eine große Anziehungskraft auf kleine Kinder, und tatsächlich erschien ein kleiner Junge unter dem Schild des Ladenbesitzers. „Für wie viel verkaufen sie die Welpen?“, fragte er. Der Ladenbesitzer antwortete: „Alle zwischen dreißig und fünfzig Dollar.“ Der kleine Junge antwortete: „Ich habe zwei Dollar, 37 Cents“, sagte er. „Kann ich sie mir bitte ansehen?“

Der Ladenbesitzer lächelte und pfiff, und aus der Hundehütte kam Lady, die den Gang vor dem Laden hinunterlief, gefolgt von fünf winzigen kleinen Fellbällen. Ein Welpe blieb weit hinter den anderen zurück. Sofort griff der kleine Junge den zurückbleibenden, hinkenden Welpen heraus und sagte: „Was ist mit diesem kleinen Hund los?“ Der Ladenbesitzer erklärte, der Tierarzt habe den Welpen untersucht und entdeckt, dass er keine Hüftgelenkpfanne hatte. Er würde immer hinken. Er würde für immer gelähmt sein. Der kleine Junge wurde aufgeregt: „Das ist der kleine Welpe, den ich kaufen möchte.“ Der Ladenbesitzer sagte: „Nein, du willst diesen kleinen Hund nicht kaufen. Wenn du ihn wirklich willst, werde ich ihn dir schenken.“

SnoopyDer kleine Junge geriet ziemlich außer sich. Er sah direkt in die Augen des Ladenbesitzers, zeigte mit dem Finger auf den Hund und sagte: „Ich will nicht, dass Sie ihn mir schenken. Dieser kleine Hund ist genauso viel wert wie alle anderen Hunde, und ich bezahle den vollen Preis. Das heißt, ich werde Ihnen jetzt zwei Dollar, 37 Cents geben und fünfzig Cents jeden Monat, bis ich ihn bezahlt habe.“ Der Ladenbesitzer entgegnete: „Du willst diesen kleinen Hund gar nicht kaufen. Er wird nie laufen und springen und mit dir spielen können wie die anderen Welpen.“

Als Antwort bückte sich der kleine Junge rollte sein Hosenbein auf, um ein stark verdrehtes, verkrüppeltes linkes Bein zu enthüllen, das durch eine große Metallschiene gestützt wurde. Er sah zu dem Ladenbesitzer auf und erwiderte weich: „Nun, ich laufe selbst nicht so gut, und der kleine Welpe wird jemanden brauchen, der ihn versteht.”

Mit dieser netten Geschichte von Dan Clark beende ich die Trilogie aus dem Buch “Hühnersuppe für die Seele”. Übrigens - der Welpe auf den Fotos ist unser Mitbewohner “Snoopy”. Auf dem ersten Foto ist er zwei Monate und auf dem zweiten dreieinhalb Monate alt. Der ist doch wohl knuffig, oder?

Freitag, 11. Oktober 2013

Eine einfache Geste

"Jeder kann großartig sein ... weil jeder dienen kann. Du musst kein Hochschuldiplom haben, um dienen zu können. Dein Subjekt muss nicht mit dem Verb übereinstimmen, damit du dienen kannst. Du brauchst nur ein Herz voller Güte. Eine Seele, die aus Liebe geschaffen ist."
(Martin Luther King jr.)


Mark ging eines Tages von der Schule nach Hause, als er bemerkte, wie der Junge vor ihm stolperte und alle Bücher, die er trug, und dazu einige Pullover, einen Baseballschläger, einen Handschuh und einen kleinen Kassettenrekorder fallen ließ. Mark kniete sich hin und half dem Jungen, die verstreuten Gegenstände aufzuheben. Da sie denselben Weg hatten, half er einen Teil der Last zu tragen. Als sie gingen, erfuhr Mark, dass der Name des Jungen Bill war, dass er Videospiele mochte, Baseball und Geschichten, dass er viele Probleme mit seinen anderen Fächern hatte und dass er sich gerade von seiner Freundin getrennt hatte.

ernstes BrudergesprächSie kamen zuerst zu Bills Haus, und Mark wurde auf eine Cola eingeladen und zum Fernsehen. Der Nachmittag verging angenehm mit viel Lachen und ein wenig Unterhaltung. Dann ging Mark nach Hause. Sie fuhren fort, einander in der Schule zu treffen, aßen miteinander ein- oder zweimal zu Mittag, dann schlossen sie beide ihre Mittelschulbildung ab. Sie landeten in derselben High-School, wo sie über die Jahre hindurch kurze Kontakte hatten. Schließlich kam das langersehnte Abschlussjahr, und drei Wochen vor dem Abschluss bat Bill um ein Gespräch mit Mark.

Bill erinnerte ihn an den Tag vor Jahren, als sie einander kennengelernt hatten. “Hast du dich je gefragt, warum ich an dem Tag so viele Sachen nach Hause getragen habe?”, fragte Bill. “Weißt du, ich habe meinen Spind ausgeräumt, weil ich keine Unordnung für irgendjemanden hinterlassen wollte. Ich habe ein paar von den Schlaftabletten meiner Mutter beiseite gelegt, und ich ging nach Hause, um Selbstmord zu begehen. Aber nachdem wir einige Zeit mit Reden und Lachen zusammen verbracht hatten, wurde mit klar, wenn ich mich umgebracht hätte, wäre mir diese Zeit entgangen und viele andere, die folgen könnten. Nun weißt du es, Mark! Als du an dem Tag meine Bücher aufgehoben hast, hast du viel mehr getan. Du hast mir das Leben gerettet.”

John W. Schlatterer (aus dem Buch “Hühnersuppe für die Seele”)

Foto © Dieter Kreikemeier / PIXELIO

Montag, 7. Oktober 2013

Die Berührung durch des Meisters Hand


SymphonieSie war ramponiert und zerkratzt, und der Auktionator fand es kaum der Mühe wert, viel Zeit mit der alten Violine zu verschwenden. Aber er hielt sie hoch mit einem Lächeln. “Was wird geboten, gute Leute?”, schrie er. “Wer fängt an zu bieten? Ein Dollar, ein Dollar!” Dann zwei! Nur zwei?

“Zwei Dollar, und wer bietet drei? Drei Dollar zum ersten, drei Dollar zum zweiten; drei Dollar zum dritten …” Aber nein! Aus dem Raum, weit hinten, kam ein grauhaariger Mann nach vorn und nahm den Bogen auf. Dann, indem er den Staub von der alten Violine wischte und die Saiten spannte, spielte er eine Melodie, rein und süß, wie ein Engel singt.

Die Musik verstummte, und der Auktionator sagte mit einer Stimme, die ruhig und leise war: “Was wird mir geboten für die alte Violine?” Und er hielt sie hoch mit dem Bogen. “Eintausend Dollar, und wer bietet zwei? Zweitausend! Und wer bietet drei? Dreitausend zum ersten, dreitausend zum zweiten; und zum dritten!”, sagte er. Die Leute jubelten, aber einige riefen: “Wir verstehen nicht ganz! Was hat ihren Wert erhöht?” Schnell kam die Antwort: “Die Berührung durch eines Meisters Hand.”

Und mancher Mann, dessen Leben außer Takt ist und ramponiert und zerkratzt vor Sünde, wird billig verkauft an die gedankenlose Menge, gerade wie eine alte Violine.

Ein Teller “Dicke Suppe”, ein Glas Wein; ein Spiel - und er reist weiter. Er geht “zum ersten” und geht “zum zweiten”. Er geht weg und ist fast gegangen. Aber der Meister kommt, und die törichte Menge kann nie ganz verstehen - den Wert einer Seele und die Erhöhung, die sie erlangt, bei der Behandlung durch des Meisters Hand.

Myra B. Welch (aus dem Buch “Hühnersuppe für die Seele”)

Foto © berlin-pics / PIXELIO

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Die Löwengeschichte


LöweEs war einmal ein Löwe, der in einer Wüste lebte, die ständig vom Wind durchweht war. Deshalb war das Wasser in den Wasserlöchern, aus denen er normalerweise trank, niemals ruhig und glatt; der Wind kräuselte die Oberfläche, und nichts spiegelte sich im Wasser. Eines Tages wanderte der Löwe in einen Wald, wo er jagte und spielte, bis er sich ziemlich müde und durstig fühlte.

Auf der Suche nach Wasser kam er zu einem Teich mit dem kühlsten (verlockendsten und angenehmsten) Wasser, das man sich überhaupt vorstellen kann. Löwen können – wie andere wilde Tiere auch – Wasser riechen, und der Geruch dieses Wassers war für ihn wie Ambrosia. Der Löwe näherte sich dem Teich und streckte seinen Schädel übers Wasser, um zu trinken. Plötzlich sah er jedoch sein eigenes Spiegelbild und dachte, es sei ein anderer Löwe. „Oh je“, sagte er zu sich, „das Wasser gehört wohl einem anderen Löwen, ich sollte vorsichtiger sein!“

Er zog sich zurück, aber der Durst trieb ihn wieder zum Wasser; und abermals sah er den Kopf eines furchterregenden Löwen, der ihn von der Wasseroberfläche her anstarrte. Dieses Mal hoffte unser Löwe, er könne den „anderen Löwen“ verjagen und riss sein Maul auf, um furchterregend zu brüllen. Aber als er gerade seine Zähne fletschte, riss natürlich auch der andere Löwe sein Maul auf, und der gefährliche Anblick erschreckte unseren Löwen.

Und immer wieder zog sich der Löwe zurück und näherte sich dem Teich. Und immer wieder machte er dieselbe Erfahrung. Nachdem einige Zeit vergangen war, wurde er aber so durstig und verzweifelt, dass er zu sich sagte: „Löwe hin, Löwe her, ich werde jetzt von diesem Wasser trinken.“ Und wahrlich, sobald er sein Gesicht in das Wasser taucht, war der „andere Löwe“ auch schon verschwunden.


(Shah 1978 - aus dem Buch “Die Löwen-Geschichte” von Bernhard Trenkle)


Foto © Katharina Hopp / PIXELIO

Montag, 30. September 2013

Die Geschichte von den ungleichen Zwillingen

Es waren einmal Zwillinge, die glichen sich äußerlich wie ein Ei dem anderen. Ansonsten waren aber vollkommen verschieden.

TwinsWenn es dem einen zu heiß war, war es dem anderen zu kalt. Wenn der eine sagte: “Die Musik ist zu laut”, wollte der andere die Musik noch lauter. Und der auffälligste Unterschied zwischen den beiden war der, dass der eine von ihnen zu jeder Stunde optimistisch und zuversichtlich war, während sich der andere immer schlecht gelaunt und und pessimistisch gab.

Als sie nun eines Tages Geburtstag hatten, wagte der Vater der Zwillinge ein Experiment: Er wartete am Vorabend des Geburtstages so lange, bis seine Söhne eingeschlafen waren, und machte sich dann heimlich ans Werk. Er füllte das Zimmer des Pessimisten bis unter die Decke voll mit den schönsten Geschenken: Spielzeug, Sportgeräte, technische Geräte und vieles mehr. Dem Optimisten aber legte er nur einen stinkenden Haufen Pferdeäpfel ins Zimmer – sonst nichts. Nun war er gespannt, was passieren würde.

Am nächsten Morgen schaute der Vater zuerst ins Zimmer des Pessimisten. Er fand ihn laut klagend am Boden sitzen, inmitten der ganzen wundervollen Geschenke. “Warum weinst du denn?” fragte der Vater. “Erstens, weil meine Freunde neidisch sein werden, zweitens, weil ich die ganzen Gebrauchsanleitungen lesen muss, bevor ich mit den Geschenken etwas anfangen kann, drittens, weil ich für die meisten dieser Spielsachen ständig neue Batterien brauchen werde und viertens, weil im Lauf der Zeit bestimmt ein paar von den Spielsachen kaputtgehen werden!”

Darauf ging der Vater in das Zimmer des optimistischen Zwillings. Dieser hüpfte vor Freude um die Pferdeäpfel herum. “Warum bist du denn so fröhlich?” fragte der Vater. “Ganz einfach”, antwortete dieser “weil irgendwo im Haus ein Pony sein muss!”

Gefunden auf “Zeit zu leben“. 

Foto © Franz Maringer / PIXELIO

Freitag, 27. September 2013

Vom Fischen

Ganz egal, ob Du etwas verkaufen, jemanden missionieren oder sonst von Deinem Standpunkt überzeugen möchtest - es geht dabei immer um den Versuch einer Beeinflussung. Daran ist grundsätzlich nicht verkehrt. Die Frage ist nur, welche Vorgehensweise dafür effektiv und andererseits ethisch vertretbar ist. In diesem Zusammenhang finde ich eine kleine Geschichte des Schweden Bror Jonzon sehr passend:

Beim Angeln in Lappland habe ich einige Lektionen gelernt.

Erstens: Es zählen die Fische, die man gefangen hat, und nicht diejenigen, die man erschrecken, beeindrucken oder interessieren konnte.

Zweitens: Es ist ausgeschlossen, einen Fisch zum Anbeißen zu zwingen. Er muss von sich aus kommen.

AnglerDrittens: Ruhe ist wichtig. Spricht man zuviel oder bewegt man sich unnötig, so ergreift der Fisch, der anbeißen will, die Flucht.

Viertens: Wer das Fischen nicht liebt, kann nie ein guter Fischer werden. Man muss das Warten genießen können. Gleichgültig, ob es kalt ist, ob es regnet oder ob die Mücken stechen.

Fünftens: Manche Fischer nehmen immer denselben Köder, ungeachtet der Fischart, die sie fangen wollen. Doch eine Forelle wird durch einen anderen Köder angelockt als ein Kabeljau.

Sechstens: Man muss die Angel dort werfen, wo Fische sind, und nicht erwarten, dass sie zu einem kommen. Manche Leute ziehen es vor, sich bequem am Ufer niederzulassen, statt sich auf die glitschigen Felsen zu wagen oder in die Mitte der Strömung.

Soviel vom Fischen …

Fotos © Rike / PIXELIO

Dienstag, 24. September 2013

Mein Freund Malte - Das Fettnäpfchen

Neulich unternahm ich zusammen mit Malte einen Ausflug aufs Land und besuchte eine Veranstaltung, die gemeinsam von der dörflichen Verwaltung und der dort ansässigen Kirchengemeinde organisiert wurde. Eine Dorfpersönlichkeit nach der anderen hielt eine Rede und anschließend gab es Kaffee und Kuchen. Es hätte mir kaum etwas langweiligeres passieren können, als diese Dumpfbackenparade. Wahrscheinlich wäre selbst ein Vortrag zum Thema “Das richtige Öffnen von Konservendosen und ihre Auswirkung auf die Scheidungsstatistik des Jahres 2009″ interessanter gewesen. Auch das Publikum war nicht unbedingt mein Fall - lauter Pollunderträger, Topflappenhäkler und Eierpappenaufbewahrer. Je länger ich mich im Raum umschaute, desto mehr gewann ich die Überzeugung, von lauter Kaffefahrt-Junkies umgeben zu sein.

Der beste Redner von allen war ein Missionar aus Äquatorial-Guinea. Müsste ich Schulnoten vergeben, er bekäme als einziger Sprecher eine “Vier Plus”. Unter den Blinden nunmal ist der Einäugige König. In Erinnerung ist mir allerdings nicht sein Vortrag geblieben, sondern ein Witz, den er anschließend beim gemütlichen Beisammensein zum Besten gab. Dieser ging folgendermaßen:

Ich habe Spaß ...“Ein Elefant suchte zum Wassertrinken einen Teich auf. Das letzte Mal, als er das tat, begegnete ihm ein Krokodil. Nun war dieser Elefant eine wahre Spaßkanone. Nachdem er seinen Durst gelöscht hatte, füllte er seinen Rüssel mit Wasser und verpasste damit dem Krokodil, das gerade am Ufer gemütlich in die Sonne lag, eine ungewünschte Dusche. Diesmal war es jedoch anders. Während der Elefant trank, nahm er das Krokodil überhaupt nicht wahr, weil es unbemerkt unter der Wasseroberfläche lag. Nun war die Stunde der Rache gekommen! Das Krokodil schlich sich tauchend heran, packte blitzschnell zu und biss dem Elefant den Rüssel ab. Der Elefant daraufhin mit nasaler Stimme: Thag mal - findetht du dath eigentlich luthtig?”

Der Witz war der Brüller des Tages. Malte rief mir begeistert zu: “Ey, der war der Oberhammer! Wir sind doch morgen Abend auf Kevins Party. Den muss ich dort unbedingt erzählen!” Am nächsten Abend traf ich Malte, wie verabredet, vor Kevins Wohnung. Wir gingen gemeinsam hinein. Es waren zu diesem Zeitpunkt erst etwa zehn Gäste anwesend, aber die anderen trudelten im Laufe der nächsten halben Stunde ebenfalls ein. Auf der Party gab es ein ziemlich gemischtes Publikum - einige Hardcore-Rocker, ein paar Simon & Garfunkel-Punker und sogar auch völlig normale Menschen. Kurz nach Mitternacht schlug Maltes Stunde. Erst erzählte er zwei kurze Gags zum warmwerden und dann kam der Witz, den er am Vortag vom Missionar gehört hatte.

Die Leute waren gespannt, ganz besonders eine hübsche Blondine, die uns gegenüber stand. Als Malte zu der Stelle kam, wo sich das Krokodil unbemerkt heranschlich, lächelte die Blondine und öffnete dabei leicht ihren Mund. Was Malte dann erblickte, brachte ihn völlig aus dem Konzept. Die Frau trug eine Zahnspange. Ich verstand sofort, warum Malte plötzlich so nervös wurde. Zahnspangen haben leider manchmal den ungeliebten Nebeneffekt, dass sie beim Sprechen Zischlaute mit leicht nasalem Unterton hervorrufen können. Bei der Pointe könnte die Frau vermuten, Malte wolle sie verarschen und dann er hätte bei ihr verschissen.

Zahnspangen - das ruft bei mir Erinnerungen aus meiner Kindheit hervor. Zum Glück musste ich nie eine tragen - obwohl, wenn ich mir heute meine schief gewachsenen Zähne ansehe, dann wünschte ich mir manchmal doch … nein, diesem Gedanken möchte ich jetzt lieber keinen Raum geben. Zahnspangenträger wurden damals in unseren Kreisen erbarmungslos gehänselt und gegretelt. Wir teilten sie in zwei Kategorien ein: “Innies” und “Outies”. “Innies” hatten zumindest den Vorteil, dass man ihre Zahnspange nur sehen konnte, wenn sie den Mund aufmachten. Bei den “Outies” war das anders. Sie bekamen in ihre Spange einen Bügel eingehängt, der außen um das Gesicht herumging und im Nacken einen Gummizug hatte. Das sah echt scheiße aus!

Rolf, einer unserer Nachbarjungs, war ein “Outie”. Doch ihm schien es nicht so viel auszumachen, wie vielen anderen Zahnspangenträgern - ganz im Gegenteil: Er nutzte sein “Outie-Monstrum” regelmäßig dazu, um Aufmerksamkeit zu erregen und Blödsinn damit anzustellen. Nachdem Rolf eine Weile mit seinem Zahnspangenbügel herumexperimentiert hatte, stellte er fest, dass man damit sogar Musik machen konnte. Je nachdem, wie man den Bügel bog, war es möglich, damit unterschiedliche Töne zu erzeugen - naja, “Töne” ist vielleicht übertrieben - ich würde eher sagen “Geräusche”. Einmal präsentierten wir auf unserem Schulhof den Titelsong aus dem Western “The Good, the Bad and the Ugly” - oder auf Deutsch “Zwei glorreiche Halunken”. Ich pfiff die ersten fünf Töne und Rolf antwortete auf seinem Zahnspangenbügel mit “Plöng, plöng, plöng”.

Egal, ob damals oder heute - ich dachte immer, nur Kinder oder maximal pubertierende Jugendliche würden Zahnspangen tragen. Aber die Frau auf Kevins Party war schätzungsweise Anfang Dreißig. Wieso hatte sie in diesem Alter noch eine Baustelle in ihrem Esszimmer? Hätte man das nicht regeln können, als sie noch ein Kind war?

Malte geriet ins Stocken. Noch bevor er die Pointe verraten hatte, brach er ab und sagte mit belegter Stimme: “Ach, der Witz ist eigentlich gar nicht so gut! Ich erzähle euch einen anderen: Kommt ein Mann zum Arzt …” Ein baumlanger Kerl fuhr dazwischen: “Ey, ich möchte den Witz noch zu Ende hören. Du kannst danach ja noch den anderen erzählen!” “Ach nee!”, widersprach ihm Malte, “der ist echt nicht so gut!” “Das kannst du hier aber nicht bringen, erst einen Witz anfangen und dann nicht weitermachen!” Der Typ ließ sich nicht abschütteln. Irgendwie wirkte er ziemlich furchterregend - so ein richtiger “Bier-mit-den-Zähnen-Aufmacher”.

Nilkrokodil 3“Na gut, ich erzähle weiter: Also, das Krokodil schwamm auf den Elefanten zu und … ach, der Witz ist total bescheuert! Soll ich nicht doch einen anderen erzählen?” Jetzt schaltete sich Kevin ein: “Los Malte, ist doch egal! Wir wollen jetzt alle diesen Witz hören!” Die übrigen Anwesenden unterstützten das durch ein halblautes “Ja!”, oder per Kopfnicken. Malte hatte keine Ahnung, wie er aus dieser Nummer rauskommen sollte.

Er seufzte tief: “Na, von mir aus! Das Krokodil tauchte zum Elefanten, packte blitzschnell zu und biss ihm dem Rüssel ab. Der Elefant ging daraufhin traurig weg. Dann kam ein anderer Elefant, um Wasser zu saufen. Das Krokodil war immer noch da!” Maltes Hände waren schweißnass! Er stammelte herum, um Zeit zu gewinnen. “Also, das Krokodil tauchte, schlich sich heran und biss auch dem zweiten Elefant den Rüssel ab … äh … und dann … äh … ging der Elefant auch weg. Dann kam ein kleiner Elefant … hmm … ähm … und das Krokodil biss auch ihm den Rüssel ab … dann lief der kleine Elefant zu seiner Mama. Dann kam noch ein Elefant zum Wasser und das Krokodil biss auch ihm den Rüssel ab.” Plötzlich unterbrach ihn die Blondine mit der Zahnspange. Sie verdrehte ihre Augen und sagte: “Thag mal - findetht du dath eigentlich luthtig?”


Fotos © PIXELIO
“Ich habe Spaß ...” von Michael Ottersbach
“Na dann Prost″ von Uli Carthäuser
“Mädchen mit Zahnspange” von
Andreas Bouloubassis
“Nilkrokodil 3” von Ich-und-Du

Freitag, 20. September 2013

Der Immobilienmakler

“Bernd, bringst du noch mal zwei Bier?” “Jau Marvin, geht klar!”, antwortete der Wirt seinem Stammgast. Wie fast jeden Mittwoch kam Marvin auch heute wieder hierher in die Stadtkneipe, welche etwa einen halben Kilometer entfernt von seiner Wohnung lag. Sie war klein und gemütlich rustikal. Marvin saß wie üblich am Tisch neben dem Fenster.

MaibockNachdem der Wirt die zwei Bier gebracht hatte, setzte Marvin seine Unterhaltung mit Simon fort. Die beiden waren seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet, hatten sich aber vor einigen Jahren aus den Augen verloren. Am vorletzten Samstag begegneten sie sich zufällig wieder auf einer Party eines gemeinsamen Bekannten. “Sag mal, du hast dich auf der Party doch lange mit diesem blonden Brillenträger unterhalten!”, sagte Marvin zu seinem Kumpel. “Stimmt! Der ist Immobilienmakler und muss irgendwo ganz bei dir in der Nähe wohnen.” Simon machte eine kurze Pause und begann zu schmunzeln. “Was grinst du denn?”, wollte Marvin wissen. “Och, ich hab nur gerade an unsere Unterhaltung mit dem Typen gedacht. Florian und André waren auch mit dabei. Wir haben den Kerl ganz schön hochgenommen.” “Was habt ihr denn mit ihm angestellt?” “Am besten, ich erzähle dir die Sache von Anfang an.”

Simon trank einen Schluck aus seinem Bierglas und fuhr fort: “Als der Typ uns anquatschte, war er schon ganz schön abgefüllt. Nachdem er uns einige Zeit mit irgendeinem Blödquatsch vollgesülzt hatte, jammerte er auf einmal, er hätte einfach kein Glück bei den Frauen. Er verstände es auch nicht, warum die Mädels ausgerechnet Florian so hinterherlaufen würden. ‘Och’, sagte ich zu ihm, ‘das ist bei André und mir genauso!’ Jetzt wollte er natürlich wissen, wie wir das anstellen. ‘Wir sind Musiker!’, sagte ich zu ihm. ‘ Wenn du das richtige Instrument spielst und den richtigen Stil hast, dann kriegst du jede Frau, die du willst.’ Der Immobillienmakler hat mir das voll abgenommen und war nun heiß darauf zu erfahren, wie das funktioniert.

Florian hat ihm die passende Antwort gegeben: ‘Ich spiele Schlagzeug in einer Heavy-Metal-Band und ziehe damit massenweise rassige und leidenschaftliche Powerfrauen an. André ist Gitarrist und spielt mit seiner Combo seit einiger Zeit Folk und Westcoast-Rock. Seitdem kann er sich vor naturverbunden Frauen kaum noch retten. Meistens sind sie irgendwie alternativ drauf und haben oft auch einen spirituellen Touch.

Und die gefühlvollen und zärtlichen Frauen laufen scharenweise hinter Simon her. Er ist Bassist in einer Blues-Band. Du kannst dir als Musiker also die Frauen aussuchen, die du möchtest. Es kommt nur auf deinen Musikstil und dein Instrument an. Stehst du mehr auf konservative Frauen, die dazu noch intelligent sind, dann solltest du Violine in einem Symphonieorchester spielen. Spielt die Intelligenz wiederum keine große Rolle, die Frau soll dafür aber im Bett immer genau das tun, was du gerne möchtest, dann wäre Volksmusik das Richtige. Den ultimativen Treffer würdest du hier mit Akkordeon landen. Darauf stehen nämlich besonders die volkstümlichen Frauen. Die sind zwar nicht so schlau, aber dafür wollen sie immer und haben außerdem meistens sehr üppige Oberweiten.’ Wir haben uns köstlich amüsiert, als der Typ anfing, sich Notizen zu machen und zwischendurch mehrmals ‘Akkordeon’ murmelte.”

AkkordeonspielerSimon hatte den letzten Satz kaum ausgesprochen, da brach Marvin in schallendes Gelächter aus. “Wir hatten zwar auch unseren Spaß, aber so gegröhlt wie du haben wir auch wieder nicht!”, meinte Simon leicht verwirrt. “Sorry, aber das hat einen Grund, von dem du nichts weißt! Jetzt verstehe ich die ganze Sache erst!” “Was verstehst Du?” Simon kapierte gar nichts! “Okay, ich werd’s dir erklären: Gestern Abend machte ich einen kurzen Spaziergang. Ich schlenderte die Straßen entlang und hörte plötzlich eigenartige Klänge aus der Ferne. Ich ging weiter in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und dann konnte ich die Melodie von ‘Lebt denn der alte Holzmichel noch?’ erkennen. Die Musik war dermaßen schlief, dass es mich regelrecht schüttelte. Als ich vor dem Haus stand, aus dem der Lärm drang, bot sich mir ein Bild des Grauens. Ich konnte es kaum fassen, was ich dort sah, aber es war die Wirklichkeit: Der Immobilienmakler spielte in der Garage Akkordeon!” 

Fotos © PIXELIO
“Maibock” von KFM
“Rockband 04″ von N. Schmitz
“Gitarre mit Hand” von Rainer Sturm

“Akkordeonspieler” von Rainer Sturm

Mittwoch, 18. September 2013

Intuition ist dem Verstand haushoch überlegen

Menschen, die ihrer Intuition Raum geben, schneiden deutlich besser abschneiden als solche, die ihre Entscheidungen nur aufgrund kognitiver Prozesse fällen. Nun schauen wir uns einmal an, warum das so ist:

Neuroinformatiker gehen davon aus, dass unser Verstand ca. 40 Informationen pro Sekunde verarbeitet, unser Unterbewusstsein dagegen ungefähr 400 Milliarden. Der Verarbeitungsprozess der Intuition in unserem Gehirn ist demnach 10 Milliarden Mal schneller, als wir bewusst wahrnehmen können. Schon bevor Du anfängst, über einen Sachverhalt nachzudenken, hat Dein Unterbewusstsein längst eine Antwort. Das Problem dabei ist nur, dass viele keinen Zugang zu diesen Antworten finden.

BabyEigentlich verfügt jeder Mensch über Intuition, aber nicht alle nutzen sie. Kleine Kinder leben einen natürlichen Umgang mit ihrer Intuition. Leider ist es meistens so, dass dies die Erwachsenen ihnen im Laufe der Zeit “abtrainieren”, anstatt ihnen zu helfen, es anzunehmen und damit umzugehen.

Ich plädiere nicht dafür, der Intuition in einseitiger Form zu huldigen und gleichzeitig unsere Ratio zu verdammen. Beides sollte Hand in Hand wirken und sich gegenseitig ergänzen. Die Frage ist nur, wie wir die Sache gewichten. Albert Einstein hatte dazu eine bemerkenswerte Erkenntnis: “Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationelle Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.”

Wenn wir lernen, unsere Intuition wahrzunehmen und mehr auf unser Bauchgefühl zu hören, sind wir bei der Entscheidungsfindung gegenüber denen haushoch überlegen, die sich nur auf ihren Verstand verlassen. 

Foto © www.pixel-pool.net

Freitag, 13. September 2013

Die Kraft der Liebe aus dem Mund eines Dreijährigen


GeschwisterWie jede gute Mutter, die erneut schwanger ist, tat Karen alles was sie konnte, um ihren dreijährigen Sohn Michael auf das neue Baby vorzubereiten. Ärztliche Untersuchungen wiesen darauf hin, dass das Baby ein Mädchen sein würde. Tag für Tag, Abend für Abend, sang Michael seinem Schwesterchen in Mamis Bauch Lieder vor. Es war eine normale Schwangerschaft - bis zur Entbindung. Und dann kamen die Komplikationen. Nach langem Ringen wurde das Baby geboren - aber es schwebte in Lebensgefahr und wurde unter Sirenengeheul in die Neugeborenenintensivstation von St. Mary’s Hospital, Knoxville, Tennessee eingeliefert. Die Kinderärzte sagten der Mutter: “Es gibt sehr wenig Hoffnung. Seien sie auf das Schlimmste gefasst!”
Karen und ihr Mann, Mitglieder der Panther Creek Methodist Church in Morristown, Tenessee, hatten schon ein besonderes Zimmer in ihrem Heim für das Baby zurecht gemacht. Und jetzt mussten sie Reservierungen für einen Platz auf dem Friedhof machen. Der kleine Michael bat dauernd darum, dass er doch seine kleine Schwester sehen könne. “Ich will ihr etwas vorsingen,” erklärte er. Doch Kindern ist der Zutritt zur Intensivstation streng verboten. Doch Karen dachte, wenn Michael jetzt sein Schwesterchen nicht sieht, sieht er es vielleicht niemals. Sie zog ihm einen übergroßen Anzug an, und gemeinsam marschierten sie in die Intensivstation. Die Stationsschwester sah sofort, dass es ein kleines Kind war und fuhr sie an: “Bringen sie sofort das Kind hier raus! Hier sind keine Kinder erlaubt!”

Die sonst eher ruhige Mutter nahm ihren ganzen Mut zusammen, schaute der Stationsschwester mit festem Blick in die Augen und erklärte fest: “Er geht hier nicht weg, bis er seiner kleinen Schwester nicht etwas vorgesungen hat!” Dann ging sie gemeinsam mit Michael zum Bettchen seiner Schwester, wo das Baby drauf und dran war, den Kampf ums Leben zu verlieren. Nach wenigen Augenblicken begann Michael mit der unschuldigen und reinen Stimme eines Dreijährigen zu singen: “Du bist mein Sonnenschein, mein einziger Sonnenschein, du machst mich froh auch wenn die Wolken grau sind …”. Das kleine Baby begann sofort zu reagieren. Der rasende Puls normalisierte sich.

“Sing weiter, Michael”, ermutigte Karen mit Tränen in den Augen. Und Michael sang: “Du weißt gar nicht, Liebes, wie sehr ich dich liebe. Bitte nehmt mir meinen Sonnenschein nicht weg.” Als Michael sang, beruhigte sich das gequälte Atmen des Kindes. Jetzt waren auch die Tränen bereits auf dem Gesicht der Stationsschwester. Am nächsten Tag war das Baby so gesund, dass es nach Hause entlassen werden konnte. Die medizinischen Mitarbeiter nannten das Ganze schlicht ein Wunder.

Quelle: FFAX, Nicole und Sergio Jimenez 

Diese Geschichte schickte mir Wolfgang Simson vor über 10 Jahren mit seinem “DAWN-Freitagsfax”. Vor einiger Zeit fiel mir das Fax beim Aufräumen wieder in die Hände. Auch jetzt berühren mich diese Zeilen noch genauso wie damals. Immer wenn ich das Lied höre, dass der kleine Michael seiner Schwester vorsang, denke ich unweigerlich an dieses fantastische Wunder.

Dieser alte Song wurde von vielen Superstars gesungen, z.B. von den Beatles, Bing Crosby, Ray Charles, Johnny Cash, Doris Day, Nat King Cole, Carly Simon, Will Smith, Michael Bolton und Bryan Ferry. Ich finde die Version von Elizabeth Mitchell besonders schön und habe sie Euch hier reingestellt. Genießt das Lied “You are my sunshine” an und denkt beim Hören daran, manchmal geschehen unfassbare Wunder!

Mittwoch, 11. September 2013

Helmut Kohl und Loddar Matthäus sprechen Englisch

Einer der schrägsten Texte, die ich fabriziert habe, sind die fiktiven Gespräche zwischen Helmut Kohl und Loddar Matthäus in englischer Sprache. Die Grammatik ist völlig verdreht, weil sie im englischen so reden, wie sie es vom deutschen her gewohnt sind. Sogar Eigennamen übersetzen sie wörtlich. Nun bekommt Ihr die Möglichkeit, Euer mühsam erworbenes Schulenglisch mal so richtig zu versauen. Falls Ihr Spaß an dieser kleinen Leseprobe findet: Das komplette Gespräch und ein weiteres über Politik und Fußball findet Ihr im Ebook "Best of GLÜCK UND ERFOLG - Teil 3" und natürlich auch im Gesamtwerk von "Best of GLÜCK UND ERFOLG".



1965 soll der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke der englischen Königin Elizabeth den Beginn eines Konzertes im Schloss Brühl mit den Worten "Equal goes it loose!" angekündigt haben - eine äußerst interessante Übersetzung von: „Gleich geht es los!“ Hat Lübke diesen Satz wirklich gesagt oder handelt es sich hier nur um ein Gerücht? Das soll an dieser Stelle nicht geklärt werden.
Die englische Sprache ist wohl auch nicht gerade die Stärke von Helmut Kohl, der außer Pfälzisch nur Hochdeutsch mit Akzent beherrscht. Die Londoner "Times" spottete, dass vom Altbundeskanzler nur ein einziger kompletter englischer Satz überliefert wurde: "I'm so glad to meet you."

Eine weitere Koryphäe auf dem Gebiet der angelsächsischen Linguistik ist Lothar Matthäus. Der frühere Kapitän der Deutschen Fußballnationalmannschaft hat sich mit Sätzen wie „I hope we have a little bit lucky ...“ in die Herzen der Zuhörer geenglischt. Wie könnte es klingen, wenn sich Helmut Kohl und Lothar Matthäus in englischer Sprache unterhalten würden? Ihr dürft nun einem fiktiven Gespräch der beiden lauschen. Wer welchen Part gesprochen haben soll, könnt Ihr Euch meinetwegen aussuchen, „that's absolutely sausage“, wie der Engländer sagt.

Damit Ihr die nachfolgende Unterhaltung besser verstehen könnt, erläutere ich Euch noch einige wichtige Dinge: Die beiden Gesprächspartner haben nicht die englische Grammatik und den korrekten Satzbau verwendet, sondern auf brutalste Weise die deutschen sprachlichen Gepflogenheiten eins zu eins übertragen. Deutsche Sätze wurden wortwörtlich übersetzt. Manchmal entspricht das nicht dem ursprünglichen Begriff, sondern einem anderen, der nur phonetisch gleich klingt. So wurde „Urlaub“ in „clock-leaves“ übersetzt und dabei übergangen, dass „clock“ eigentlich nicht „Ur“, sondern „Uhr“ heißt. An einigen wenigen Stellen haben die beiden darüber hinaus gemogelt, wie z.B. bei „duck-divorce“, wo ein Buchstaben weg fällt, also „Ent(e)scheidung“. Ich habe Euch in mancher Hinsicht das Verständnis ein wenig erleichtert: Werden für ein deutsches Wort mehrere englische Begriffe benötigt, sind diese mit einem Bindestrich verbunden. Nun könnt Ihr problemlos sogar „circle-who-he-sentence-office“ übersetzen – richtig „Kreiswehrersatzamt“. Niemand hat Helmut und Loddar darüber aufgeklärt, dass man Eigennamen unter gar keinen Umständen übersetzen darf. Deshalb haben sie auch hier "over-sit, what the stuff holds". Übersetzte Eigennamen erkennt Ihr an der Großschreibung.

Am Ende des Buches findet Ihr das Kapitel „The large over-compositor“, also "Der große Übersetzer". Falls Ihr den einen oder anderen Begriff nicht erknobeln könnt, nehmt es einfach als Nachschlagewerk. But now goes it truly loose. Light-Courage Cabbage and Loddar Matthew under-holding themselfes over clock-leaves:

„Hello, how goes it you?“

„Oh, it goes me good. I came straight out my clock-leaves.“

„And where were you?“

„I'm after Waiter-Austria driven, into the mountains.“

"Are you over the Burner-Car-Train driven?"

"Burner-Car-Train? I break together! You knows yourself weal over-main not out. The Burner-Car-Train lies whole where-different. She goes from In-The-Bridge over the Burner-Passport after Italy. Waiter-Austria lies south-eastern from the Into.

„In Waiter-Austria can man safe several things under-taken, not true?“

„Yes clear! I have many out-flights made, some too except-half from Waiter-Austria. From free-day to moon-day let I it silence on-go. On service-day stand I early open. After the early-piece made I first a round-gear before the hotel and drove than in the Salt-Chamber-Well.“

„That know I. It's at Wolf-Gear-Lake. From Salt-Castle out is it too not so wide removed.“

„Hey, you have weal however in earth-customer open-matched. After Salt-Castle have I too an out-flight made. It was on with-week. But it was a correct shit-day.“

„What was loose?“

„I drove with my car in the inside-town and saw me after a park-place around. Then came a wheel-driver with a monkey-tooth out the one-train-street, which among the books-egg and a lifes'-medium-loading lies. I tore the chariot around and kicked fast on the horsefly, but it was all for the cat. I drove on an car open, an old Away Sample. It was whole knackered. Such a grey-seed close-stood have I rare seen. The shit-wing was totally on-go-presses and the out-bordello was down-astute. Stupid run! The top hat-head debit weal too one down-got have. But this is stupid-sense. By the exchange from one top hat-head-poetry have I me the thing meal on-viewed. So what goes not so light knackered.“

„I believe, my pig pipes! This clock-leaves-day went yes full in the trousers. I had on your position a circle-run-together-break got.“

„There say you what. Ask not after sunshine.“

„And what has the wheel-driver there-close said?“

„I put him to the speech, but he put himself plain stupid and said: 'I white not, what you from me will. I understand only train-farm.' He would wider drive, but I said: 'That comes over-main not in question.' These milk-go-sight has me pure on the palm brought!“

„I believe I spider. So what goes on no cow-skin! There war I yes pure with-sorrow with you!“

„But it goes still wider: The holder from the Away Sample shouted the police on. After a conscience time came a policeman. And now debit I guilt be and towards me becomes on-show refunded. I have indeed again-spoken, but with him was not good cherry-eat. He had pure a board before the head. On the best take I me a right-on-forest.“










Fotos:
“Politiker” © : Peter Derrfuss / PIXELIO
“Wolfgangsee” © : Bernd Deschauer / PIXELIO

Freitag, 6. September 2013

Die Buchstabler live im Siegerland

Wer mich zusammen mit meinen Autorenkollegen von den Buchstablern mal live und in Farbe erleben möchte, hat am Dienstag dazu Gelegenheit. Es wird eine Mischung aus Lesung und Konzert.

Die gelesenen Texte stammen zum großen Teil aus unserem Buch "Apropos ... Buchstabler!", das ich bereits im Januar in meinem Blog vorgestellt habe. Dazu kommen eigene Songs und zwei Gedichte, die musikalisch untermalt werden.

Das Ganze startet am 10.09.2013 um 19:30 Uhr in der Bibliothek Neunkirchen (Bürgerzentrum), Kölner Str. 174 a, 57290 Neunkirchen und kostet nur 2,50 € Eintritt.

Donnerstag, 5. September 2013

Der Fluss des Lebens

Manchmal höre ich, dass gute und richtige Wege immer schwierig und voller Hindernisse wären. "Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg ist steinig und schwer." Klar enthält dieser Song von Xavier Naidoo auch eine tiefe Wahrheit. Wenn es darum geht, sich selbst zu finden, halten unsere eingefleischten Gewohnheiten uns oft davon ab, neue Wege zu beschreiten. 

Aber wie sieht es aus, wenn Du wirklich “Dein Ding” findest und erkennst, worin Deine ganz besonderen Fähigkeiten und Begabungen liegen? Wenn der Startschuss zum Aufbruch gefallen ist, befindest Du Dich dann automatisch auf einem schweren und steinigen Weg? Ich behaupte, genau das Gegenteil ist der Fall. Schwierigkeiten und Hindernisse treten vor allem auf, bevor Du auf diesen Weg trittst.

Es gibt so vieles, was Dich von Deinem Weg abhalten kann: alte Gewohnheiten, Sicherheitsdenken, Angst vor der Ungewissheit, Ratschläge Dritter, oder die Frage “Was sollen andere von mir denken, wenn ich meine Komfortzone verlasse und mich auf ungewohntes Terrain begebe?” Hast Du diese Widerstände aber erst einmal überwunden, dann läuft’s.
Row, row, row your boat
gently down the stream,
merrily, merrily, merrily, merrily,
life is but a dream.
Dieses irische Kinderlied aus dem 19. Jahrhundert könnte man folgendermaßen übersetzen:
Rudere, rudere, rudere dein Boot
sachte den Strom hinab,
fröhlich, fröhlich, fröhlich, fröhlich
das Leben ist ein Traum
In “Star Trek V - Am Rande des Universums” gibt es eine witzige Szene. Caiptain Kirk und Dr. McCoy sitzen am Lagerfeuer und singen dieses Lied. Mr. Spock weigert sich allerdings mitzusingen, weil das Lied keinen Sinn habe. Na ja, Spocky in allen Ehren, aber das sehe ich anders.

Wenn Du etwas tust, das nicht Deinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht, dann gleichst Du einem Mann, der auf den Fluss des Lebens stromaufwärts fährt. Du musst einen enormen Kraftaufwand betreiben, um Dich gegen die Strömung vorwärts zu bewegen.

Fährst Du allerdings stromabwärts, dann unterstützt Dich die Strömung. Es gibt Phasen, da befindest Du Dich in “seichten Gewässern”, wo rudern erforderlich ist. Dann gibt es wieder Streckenabschnitte, auf denen die Strömung stark ist. Dort fließt das Boot von alleine und Du kannst Dich auf das Steuern beschränken. Aber ganz egal, ob die Strömung schwach oder stark ist, sie unterstützt Dich auf jeden Fall.

Sehr passend finde ich ein Zitat von Ralph Waldo Emerson, welches ich bereits in meinen Beitrag “Geld ist schön” geschrieben habe:

“Jeder Mensch hat seine Berufung, die ihn aufwärts weist. Sein Talent ist der Ruf. Nach einer Richtung hin stehen ihm alle Wege offen. Seine Fähigkeiten sind eine schweigende Aufforderung, sich in deren Richtung immer wieder zu bewähren. Er kann sich ihnen nicht entziehen. Er gleicht einem Schiff auf einem Fluss. Er stößt auf beiden Seiten auf Hindernisse, nur auf einer einzigen nicht. Auf dieser ist jedes Hindernis hinweggeräumt und er gleitet ruhig über göttliche Tiefen hinaus ins Meer.”

Dienstag, 3. September 2013

Durch Krisen und Scheitern zum Erfolg

Vor einiger Zeit warf mir jemand fehlende Authentizität vor. Ich würde anderen Leuten erzählen, wie man erfolgreich sein kann, er wisse aber aus zuverlässiger Quelle, dass ich in einigen Lebensbereichen gescheitert wäre. Wie kann jemand, der selbst versagt hat, anderen Menschen etwas über Erfolg erzählen?

Nun ja - in einem Punkt hat er recht: Ich bin tatsächlich gescheitert, sogar mehrfach! Eines meiner beruflichen Projekte hatte ich in Existenz bedrohender Weise an die Wand gefahren. Unser Haus ist drauf gegangen und meine private Altersversorgung hatte ich vor einigen Jahren benötigt, um finanzielle Lücken zu stopfen. Meine Ehe ist ebenfalls den Bach runter gegangen und auch “Burnout” ist für mich kein Fremdwort.

Ich weiß also nur zu gut, was “scheitern” heißt. Bedeutet das jetzt, dass ich nicht qualifiziert bin, von Glück und Erfolg zu reden, weil ich das Unglück und den Misserfolg des eigenen Lebens kenne?
Stellt Euch zwei Personen vor, die von Glück und Erfolg sprechen oder schreiben. Beide verfügen über das gleiche Fachwissen und sind auf ihrem Gebiet gleich kompetent. Ihr selbst wollt eine persönliche Krise überwinden und glücklich oder erfolgreich sein. Von wem könntet Ihr mehr profitieren? Von Jemandem, der nie selbst gescheitert ist, oder von dem, der aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann, wie Ihr Euch gerade fühlt? Geht es Euch in erster Linie um theoretisches Know-how, oder helfen Euch die tatsächlichen Erlebnisse von Einem, der die Tiefs selbst kennt und weiß, wie man da raus kommt?

Menschen, die von sich behaupten, ohne Krise durchs Leben gekommen zu sein, sind mir suspekt. Ich habe immer wieder erlebt, dass Scheitern und Fehlschläge mir geholfen haben zu lernen und mich weiter zu entwickeln. Ohne meine Krisen wäre ich nicht zu dem geworden, was ich jetzt bin. Sicherlich ist manches zum Zeitpunkt des Erlebens schmerzhaft, aber im nach hinein bin ich dankbar für meine Erfahrungen. Ich habe vieles durch meine Krisen gelernt. Einige der wichtigsten Punkte möchte ich mit Euch teilen:

Übernimm Verantwortung
Es ist leicht, einen Schuldigen zu finden, warum dieses oder jenes in Deinem Leben schiefgegangen ist. Dieses Verhalten bringt Dich allerdings nicht weiter. Übernimm die Verantwortung für alles, was in Deinem Leben geschieht. Gemäß dem Gesetz der Resonanz ist Deine äußere Realität ein Spiegelbild Deines Innenlebens. Du ziehst demnach im Außen die Ereignisse und die Menschen in Dein Leben, die Deinem Inneren entsprechen. Es ist unmöglich, Dein Äußeres nachhaltig zu ändern, wenn Dein Inneres so bleibt, wie es ist. Erwartest Du, dass sich eine andere Person ändert, damit sich Deine Situation verbessert, dann gibst Du damit Verantwortung ab. Da Du Dein Glück und Deinen Erfolg vom Handeln eines anderen Menschen abhängig machst, führt Dich das in die eigene Machtlosigkeit.

Siehe auch die Beiträge Wie es uns gelingt, die Welt zu verändern” und “Wann und wie erfüllt sich ein Wunsch?“.

Blockierende Beziehungen
Oftmals habe ich an Beziehungen festgehalten, ohne mir einzugestehen, dass diese mich daran hindern, meinen Weg zu finden. Das gilt insbesondere für partnerschaftliche Beziehungen. Jahrelang lebte ich in dem Irrtum, dass meine Beziehungspartner die Ursache dafür sind, dass ich nicht so leben konnte, wie ich es wollte. Tatsache ist jedoch, dass mich niemand blockieren kann, wenn ich es nicht zulasse. Auch hier gilt das Gesetz der Resonanz. Ändere ich mich in meinem Inneren, dann ändern sich in der Regel auch die Beziehungen: Entweder sie entwickeln sich in eine neue Richtung, oder die alten Beziehungen gehen zu Ende und es entstehen neue Beziehungen, die dann zur neuen Situation passen.

Das trifft allerdings nicht nur auf partnerschaftliche Beziehungen zu. Ich habe mich auch in geschäftlicher Hinsicht viel zu stark von Anderen abhängig gemacht - von Großkunden, von Geschäftspartnern und von den Banken. Einige meiner Beziehungen sind im Wesentlichen so geblieben wie sie vorher waren und das ist auch völlig o.K. so. Andere haben sich auf eine Weise verändert, dass sie wieder zu meiner jetzigen Situation passen. Viele ungesunde Beziehungen habe ich aber inzwischen abgebrochen und durch neue ersetzt.  Ihr seid nicht verpflichtet, Verbindungen ein Leben lang aufrecht zu erhalten, wenn ihr dadurch immer wieder blockiert werdet. Auch wenn es in Eurem Umfeld Unverständnis hervorruft: Zieht den Cut durch, wenn Ihr erkannt habt, dass Ihr sonst nicht weiterkommt.

Siehe auch den Beitrag “Die 3 Möglichkeiten, sich angemessen in einem Beziehungsstress zu verhalten (Teil 3)

Finde Deine Berufung
Es gibt keine Verpflichtung, seinen Beruf nur deshalb ein Leben lang auszuüben, weil man ihn irgendwann erlernt hat. Du wirst auch keine berufliche Erfüllung finden, wenn Du Deinen Job in erster Linie nur um der Kohle willen machst.

In den USA wurde von 1962-1982 eine interessante Studie durchgeführt: Es wurden 1500 Absolventen einer renommierten Universität ausgewählt, die sich als sehr erfolgsorientiert bezeichnet hatten. Während der Untersuchung wurden diese halbjährlich interviewt. Von diesen 1500 Teilnehmern ist es immerhin 101 Menschen gelungen, innerhalb dieser 20 Jahre Millionär zu werden. Logischerweise liegt die Quote damit über dem normalen Durchschnitt, denn es handelte sich hier ja auch um Menschen mit verhältnismäßig guten Voraussetzungen für einen beruflichen Erfolg: Sie waren erfolgsorientiert und besaßen einen ausgezeichneten Hochschulabschluss.

Die Teilnehmer wussten jedoch nicht, dass sie in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die Gruppe A machte ihre Berufswahl davon abhängig möglichst viel Geld zu verdienen, um dann später die Dinge tun zu können, die sie wirklich machen wollten. Die Chance auf eine grenzenlose Freiheit ist oft ein starker Motor beim Gelderwerb.

Den Leuten der Gruppe B ging es in erster Linie darum, beruflich das tun, was sie total gerne machen. Man kann nicht sagen, dass ihnen Geld egal war, aber es war nicht im direkten Fokus. Wichtiger als Geld war die eigene Selbstverwirklichung.

Das Ergebnis: Aus der Gruppe A schaffte es ein Einziger Millionär zu werden, während die übrigen 100 Millionäre aus der Gruppe B kamen. Diese Tatsache ist schon erstaunlich genug, aber der richtige Hammer kommt erst noch.

Die Gruppe A bestand aus 1245 Personen und die Gruppe B lediglich aus 255 Teilnehmern. Dadurch wird die Sache erst richtig krass: Aus der Gruppe der “Geldgeilen” schafften es mal gerade 0,08 % zum Millionär, während dieses 39,22 % der “Selbstverwirklicher” gelang. Anders ausgedrückt sind die Chancen, wenn man sich mit dem verwirklicht, was einem Spaß macht, sage und schreibe 490 Mal so hoch, Millionär zu werden, als wenn man nur das Dollarzeichen im Auge hat. Das ist doch wohl der Oberhammer, oder?

Daraus kann ich nur folgendes Fazit ziehen: Tue was Dir Spaß macht und die Kohle kommt von alleine. Na ja, ein wenig relativieren möchte ich die Sache jetzt doch noch. Hast Du eine innere Blockade in Bezug auf Geld, dann kommst Du selbst dann auf keinen grünen Zweig, wenn Du mit Liebe zur Arbeit an die Sache rangehst. Das habe ich ja bereits in meinem Beitrag “Wenn der Erfolg immer wieder verhindert wird” beschrieben. Aber eines ist klar: Wenn Du das tust, was Deinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, dann sind Deine Chancen auf finanzielle Fülle äußerst hoch. Davon abgesehen hast Du auch viel mehr Spaß an der Arbeit und bist weniger gestresst.

Siehe auch den Beitrag “Stärke Deine Stärken“.

Ach ja, für mich selbst ging es nach anfänglich beschriebener Durststrecke wieder ordentlich bergauf: Beruflich eröffnen sich für mich auf einmal richtig gute neue Perspektiven, ich lebe bereits seit einem dreiviertel Jahr wieder in einer fantastischen Beziehung mit einer wundervollen Frau und auch sonst bin ich überaus glücklich und zufrieden.

Donnerstag, 29. August 2013

Glück oder Unglück entsteht nicht zufällig

Bei unserer erlebten Realität spielt unsere Wahrnehmung eine entscheidende Rolle. Meistens ist es so, dass in unserem Leben vielleicht 95 % in Ordnung ist und 5 % schief läuft. Es ist doch eigenartig, dass viele Leute fast nur auf die 5 % schauen und die tollen 95 % gar nicht würdigen. Die ganze Zeit ist man damit beschäftigt, Probleme zu lösen und sein Verhalten zu optimieren. Wenn man das eine Problem gelöst hat, stehen gleich zwei neue vor der Tür und man kommt überhaupt nicht mehr aus dem Stress raus.

Umgekehrt funktioniert es allerdings genau so: Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das Schöne und Gute unseres Lebens richten und dankbar dafür sind, schenkt uns das Leben weitere Gründe, für die wir wiederum dankbar sein können. Lernen wir es, die Ereignisse in unserem Leben wertzuschätzen, dann ziehen wir noch mehr positive Ereignisse in unser Leben, die wir wertschätzen können. Wir erleben dann das Gegenteil eines Teufelskreises - ich nenne es den “himmlischen Glückskreislauf”.

Glück oder Unglück entsteht nicht zufällig, wir erschaffen es uns selbst!

Freitag, 16. August 2013

Best of GLÜCK UND ERFOLG - jetzt als komplettes Buch

Nachdem drei Einzelteile von "Best of GLÜCK UND ERFOLG" als Ebooks erschienen sind, gibt es jetzt das Gesamtwerk. Das Schöne daran: Neben der Ebook-Version gibt es auch eine gedruckte Auflage. Neben den beliebtesten Beiträgen aus meinem Blog enthält das Buch sieben bisher unveröffentlichte Kapitel.

Als Ebook könnt Ihr es wie üblich bei neobooks, Amazon oder den anderen bekannten Portalen erwerben. Das Paperback umfasst 152 Seiten, kostet 14,90 € und kann bei epubli (rechts unten auf das rote Feld "Jetzt Kaufen" klicken), Amazon, in vielen anderen Portalen und natürlich in jeder Buchhandlung bestellt werden. Wenn Ihr die dabei entstehenden Versandkosten umgehen möchtet, könnt Ihr es ab Ende August auch direkt von mir versandkostenfrei bekommen. Schickt dazu einfach eine formlose Bestellung an michaelis@erfolgdurchglueck.de. Falls Ihr eine persönliche Widmung möchtet, dann schreibt es bitte dazu.

Mittwoch, 14. August 2013

Die drei Möglichkeiten, sich angemessen in einem Beziehungsstress zu verhalten (Teil 3)

Die dritte Möglichkeit: Leave it!

Manche Situationen sind einfach festgefahren. Du hast das Gefühl, dass es kein vor und kein zurück mehr gibt. Du willst diese Situation ändern, aber es geht einfach nicht. Doch wer sagt denn, dass Du in einem solchem Fall ausharren musst.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Dieses ist gewiss kein Plädoyer für einen leichtfertigen Ausstieg und ich lasse hier keinesfalls Werte wie Treue, Beständigkeit und Verbindlichkeit außer Acht. Du musst aber auch nicht auf Gedeih und Verderb ein Leben lang in einer Beziehung stecken bleiben, bei der Du ständig blockiert bist und Dich nur über die Runden quälst. Das ist weder gottgewollt noch vernünftig! Auf diese Weise sorgst Du nur für Frust, Demotivation, Stress  und schließlich auch für Krankheiten.

Wenn Du merkst, dass Du weder mit “Change it!” noch mit “Love it” weiterkommst, dann verlasse die gewohnten Bahnen. Klebe nicht an einer Beziehung, nur weil Du sie einmal eingegangen bist, wenn auch aus gutem Grund. Wage einen Aufbruch zu neuen Welten. Es ist nie zu spät, neu anzufangen. Möglichkeiten gibt es immer wieder. Wichtig ist Deine Bereitschaft, Dich für Neues zu öffnen. Du wirst merken wie viel Ballast von Deinen Schultern abfällt, dass Du wieder frei atmen kannst und viel leichter durchs Leben gehst.

Doch “Leave it” fällt uns Menschen am schwersten von allen drei Möglichkeiten. Unser Gewissen spielt da eine große Rolle, aber auch unsere Gewohnheiten. Wir haben uns an die Dinge, die wir regelmäßig machen, so sehr gewöhnt, dass es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wenn wir nun vor der Frage stehen, ob wir unseren Partner verlassen sollen oder nicht, können unser Gewissen und unsere Gewohnheiten uns an diesem Punkt zum Verhängnis werden.

Auch zu “Leave it!” habe ich wieder einige hilfreiche Fragen:
  • Was hält Dich in der aktuellen Situation?
  • Willst Du die Situation verlassen?
  • Was wäre der Preis dafür, die Situation zu verlassen?
  • Bist Du bereit, diesen Preis zu bezahlen?
  • Was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn Du Deinen jetzigen Partner verlassen würdest?
  • Welche Schritte sind dazu notwendig?
  • Angenommen, Du würdest einen Neuanfang machen, was wäre dann in einem Jahr oder in 5 Jahren?
  • Was wäre in einem Jahr oder in 5 Jahren, wenn Du weiter in Deiner jetzigen Beziehung bleibst?
Ob Du nach der Beschäftigung mit diesen Fragen zu dem Ergebnis kommst, dass es besser ist, Deinen Partner zu verlassen, oder nicht: Sehr häufig bringt es schon alleine eine Erleichterung, „leave it“ als Option ins Spiel zu bringen. Wenn Du Dich gedanklich mit dem Loslassen beschäftigst und dabei merkst, dass es möglich ist, bekommst Du das wichtige Gefühl, der “Macher” Deines Lebens zu sein und nicht das Opfer Deiner Lebensumstände. Dir wird Deine Freiwilligkeit und Selbstbestimmung deutlich. Niemand zwingt Dich, diese Situation aushalten zu müssen. Es gibt immer eine Alternative! Du bist frei, ein “Ja” zu Deiner Situation zu sagen, oder ein “Nein”.

“Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit. Das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.”
(George Bernhard Shaw)

Montag, 12. August 2013

Die drei Möglichkeiten, sich angemessen in einem Beziehungsstress zu verhalten (Teil 2)

Die zweite Möglichkeit: Love it!

Im letzten Beitrag ging es um die Veränderung Deiner Situation. Wenn Du Dich für “Love it!” entschließt, dann hat das ebenfalls etwas mit Veränderung zu tun. Diese bezieht sich allerdings nicht auf den Wandel Deiner Lebensumstände, sondern das Ändern Deiner Einstellung zu den Umständen.

Es gibt Situationen, bei denen es einfach keinen Sinn macht, Deine Beziehung verändern zu wollen. In dem Fall ist es ratsam, ein klares “Ja” zur Situation zu sagen. Heißt das, dass ich jetzt alles durch die rosarote Brille sehen muss? Ganz im Gegenteil! „Love it“ bedeutet nicht, ungewollte Zustände einfach hinzunehmen und zu erdulden. Du entwickelst aktiv und mit einer bewussten Entscheidung eine positive Haltung zur Deiner Lebenssituation.

Natürlich kannst Du Dich immer wieder darüber aufregen und ärgern, dass es anders ist, als Du es Dir wünschst. Du kannst Deinem Partner die Schuld für Deine Misere geben. Du kannst Dich ablenken und Dich innerlich rausziehen oder Dich betäuben mit Drogen aller Art. Nur was passiert dann langfristig mit Dir? Weiter bringt es Dich auf keinen Fall! Du hängst da mit Deinen negativen Gefühlen, die weder Dir noch Deinem Partner einen Vorteil bringen.

Es gibt dazu einige Fragen, die hilfreich sein können:
  • Was könnte das Gute an der aktuellen Situation sein?
  • Welche Chance bietet mir diese Situation?
  • Was wäre der Vorteil daran, die Situation so anzunehmen?
  • Wie kann ich lernen, die Situation zu akzeptieren und besser damit umzugehen?
  • Was würde mir fehlen, wenn ich die Situation verlassen würde?
  • Wofür könnte ich in meiner Situation dankbar sein?
  • Wie kann ich die Situation als Lernerfahrung nutzen und daran wachsen?
  • Wie kann ich lernen, die Situation weniger ernst zu nehmen?
  • Wie kann ich vielleicht sogar ein Spiel daraus machen?
  • Worauf macht es im Moment am meisten Sinn, meine Energien zu richten?

Konzentriere Dich auf die Dinge in Deinem Leben, die Dich erfreuen. Richte Deine Aufmerksamkeit auf das, was in Deiner Partnerschaft schön ist. Wenn Du das regelmäßig tust, dann wirst Du bald merken, wie sich die Gefühle für Deinen Partner positiv verändern.

Der ultimative Tipp für eine glückliche Beziehung heißt Dankbarkeit und Wertschätzung. Das ist ein wahrer “Glücksturbo”! Bringst Du Deinem Partner Dankbarkeit und Wertschätzung entgegen, dann bringst Du eine positive Spirale in Gang, die immer mehr Glück nach sich zieht. Du erlebst Dinge, die Dich noch glücklicher machen und für die Du dann wiederum dankbar bist. Es ist das Gegenteil eines “Teufelskreises”. Ich nenne es einfach mal den “himmlischen Glückskreislauf”.

Fotos © : Simone Peter / PIXELIO

Freitag, 9. August 2013

Die drei Möglichkeiten, sich angemessen in einem Beziehungsstress zu verhalten (Teil 1)


Ihr könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt: Jedes Verhalten außerhalb dieser drei Möglichkeiten verursacht Stress und führt nicht selten zu Frust. Diejenigen aber, die sich grundsätzlich für eine dieser drei Möglichkeiten entscheiden, zapfen damit ein unglaubliches Potential für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben an. Das gilt grundsätzlich für jede Situation. Das Thema "Beziehungen" habe ich beispielhaft deshalb gewählt, weil hier eines besonders deutlich wird: Du kannst Dich unglaublich machtlos fühlen, wenn Du Dich außerhalb dieser drei Möglichkeiten bewegst.
Bevor wir uns den genannten drei Möglichkeiten zuwenden noch ein Hinweis: Falls Du es noch nicht getan hast, dann lies erst vorher den Beitrag "Drei hervorragende Möglichkeiten für eine wirksame Veränderung". Er gibt eine kleine Einführung in das Prinzip und bildet die Basis für diesen Dreiteiler.
Die erste Möglichkeit: Change it!
Es scheint üblich zu sein, dass sich Beziehungspartner ständig gegenseitig verändern wollen. Ich habe in dem Zusammenhang mal den Begriff "zweiter Erziehungsweg" gelesen und finde ihn sehr passend. Überleg doch mal: Jemand kritisiert Dein Verhalten, nörgelt ständig an Dir rum und überschüttet Dich mit Vorwürfen. Wie würdest Du damit umgehen?
Es gibt einen Grundsatz: Druck erzeugt Gegendruck! Es ist nahezu unmöglich, durch ein druckvolles Agieren den anderen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Meistens erreichst Du damit sogar das Gegenteil von dem, was Du willst. Dein Partner wird sich zur Wehr setzen und sein Verhalten verteidigen.
Oft kommt es außerdem zu einem Gegenangriff, weil Deinem Partner ja auch einige Deiner Eigenschaften missfallen: „Du hast es gerade nötig! Wie war das denn letzte Woche? Wenn ich noch daran denke, wie Du Dich beim Besuch unserer Freunde aufgespielt hast! Immer musst Du Dich in den Vordergrund drängen und hörst nie zu!“ Das lässt Du natürlich nicht auf Dir sitzen: „Das ist mal wieder typisch für Dich! Nur weil Du kein Interesse an spannenden Diskussionen hast, bewertest Du mein Verhalten als 'in den Vordergrund drängen'. Wenn Du Dich mehr für das interessieren würdest, was mich beschäftigt, dann …"
Diesen Kreislauf könnt Ihr solange steigern, bis entweder ein handfester "Rosenkrieg" entsteht, oder Ihr Euch irgendwann lethargisch auseinander lebt. Wer keinen Bock mehr auf diesen zermürbenden Kampf hat, der schaltet einfach auf "Durchzug".
Wir haben ja bereits festgestellt, dass unser Einfluss auf andere Menschen begrenzt ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir überhaupt keinen Einfluss haben. Jeder von uns hat die Veranlagung, andere von seinen Standpunkten zu überzeugen und diese zu beeinflussen. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt. Problematisch wird es erst dann, wenn ich die Andersartigkeit nicht mehr respektiere und versuche, auf Biegen und Brechen zu manipulieren. Das Kuriose dabei ist: Die Methode "Druck und Vorwürfe" hat noch nie funktioniert - noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit - und trotzdem versucht die Mehrheit der Menschen immer wieder auf diese Weise ihre Ziele zu erreichen. Immer wieder versuchen die Leute eine Methode anzuwenden, die noch nie geklappt hat und auch niemals klappen wird.
Was könntest Du nun tun, damit sich Deine Partnerschaft positiv entwickelt? Zunächst ist es sinnvoll, Dir ein "gutes" Ziel zu suchen, wie im Beitrag "Wie man sich sinnvolle Ziele setzt und diese auch erreicht" beschrieben. Ein Ziel, das Du aus eigenen Stücken erreichen kannst, gibt Dir das Gefühl von Fähigkeit und Souveränität. Das bleibt nicht ohne Außenwirkung. Was passiert denn, wenn Dein Partner merkt, dass Du ihm nichts Böses willst und ihn in seiner Eigenart akzeptierst, liebst und wertschätzt? Was meinst Du? Wird er Dir eher zuhören und sich über das Gedanken machen, was Dich beschäftigt? Du kannst Dir sicher sein, dass die Chance auf jeden Fall wesentlich größer ist, als wenn Du Druck ausübst.
Sucht Euch dann gemeinsame Ziele, die Euch beide am Herzen liegen. Manchmal ist es durchaus sinnvoll, einen Kompromiss zu schließen. Ihr solltet nur darauf achten, dass ihr beide dabei Gewinner seid. Wenn einer von Euch das Gefühl hat, sich zu verbiegen und seine Bedürfnisse in großem Umfang hintenan zu stellen, dann funktioniert das nicht auf Dauer. Jeder sollte sein "Ich" leben können und gleichzeitig zusammen mit dem Partner ein "Wir" entwickeln. Wenn Ihr gemeinsame Ziele habt und dabei sogar eine gemeinsame Vision heranwächst, dann entsteht eine unglaubliche Verbundenheit. So könnt Ihr in Eurer Beziehung wachsen, ohne Eure eigene Identität zu verlieren.
Leider kommt jetzt noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn Du alles beherzigst, was Du bisher gelesen hast, ist das noch keine Gewähr für eine gut funktionierende Beziehung. Es kann ja sein, das Du nur das Beste für Deinen Partner und Dich möchtest. Stellt sich dieser aber quer, hast Du unter Umständen keine Chance. Du kannst zwar in Deinem eigenen Leben alles verändern, doch auf das Leben anderer hast Du eben nur einen begrenzten Einfluss. Sollte also eine positive Veränderung deshalb nicht möglich sein, kommt nur eine der beiden anderen Möglichkeiten in Frage: "Love it" oder "Leave it".