Ihr
könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt: Jedes Verhalten außerhalb
dieser drei Möglichkeiten verursacht Stress und führt nicht selten
zu Frust. Diejenigen aber, die sich grundsätzlich für eine dieser
drei Möglichkeiten entscheiden, zapfen damit ein unglaubliches
Potential für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben an. Das gilt
grundsätzlich für jede Situation. Das Thema "Beziehungen"
habe ich beispielhaft deshalb gewählt, weil hier eines besonders
deutlich wird: Du kannst Dich unglaublich machtlos fühlen, wenn Du
Dich außerhalb dieser drei Möglichkeiten bewegst.
Bevor wir uns den genannten drei Möglichkeiten zuwenden noch ein
Hinweis: Falls Du es noch nicht getan hast, dann lies erst vorher den
Beitrag "Drei hervorragende Möglichkeiten für eine wirksame Veränderung". Er gibt eine kleine Einführung in das Prinzip und bildet die Basis für diesen Dreiteiler.
Die
erste Möglichkeit: Change
it!
Es
scheint üblich zu sein, dass sich Beziehungspartner ständig
gegenseitig verändern wollen. Ich habe in dem Zusammenhang mal den
Begriff "zweiter Erziehungsweg" gelesen und finde ihn sehr
passend. Überleg doch mal: Jemand kritisiert Dein Verhalten, nörgelt
ständig an Dir rum und überschüttet Dich mit Vorwürfen. Wie
würdest Du damit umgehen?
Es
gibt einen Grundsatz: Druck
erzeugt Gegendruck!
Es ist nahezu unmöglich, durch ein druckvolles Agieren den anderen
zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Meistens erreichst Du damit
sogar das Gegenteil von dem, was Du willst. Dein Partner wird sich
zur Wehr setzen und sein Verhalten verteidigen.
Oft
kommt es außerdem zu einem Gegenangriff, weil Deinem Partner ja auch
einige Deiner Eigenschaften missfallen:
„Du hast es gerade nötig! Wie war das denn letzte Woche? Wenn ich
noch daran denke, wie Du Dich beim Besuch unserer Freunde aufgespielt
hast! Immer musst Du Dich in den Vordergrund drängen und hörst nie
zu!“ Das lässt Du natürlich nicht auf Dir sitzen: „Das ist
mal wieder typisch für Dich! Nur weil Du kein Interesse an
spannenden Diskussionen hast, bewertest Du mein Verhalten als 'in den
Vordergrund drängen'. Wenn Du Dich mehr für das interessieren
würdest, was mich beschäftigt, dann …"
Diesen
Kreislauf könnt Ihr solange steigern, bis entweder ein handfester
"Rosenkrieg" entsteht, oder Ihr Euch irgendwann lethargisch
auseinander lebt. Wer keinen Bock mehr auf diesen zermürbenden Kampf
hat, der schaltet einfach auf "Durchzug".
Wir
haben ja bereits festgestellt, dass unser Einfluss auf andere
Menschen begrenzt ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir
überhaupt keinen Einfluss haben. Jeder von uns hat die Veranlagung,
andere von seinen Standpunkten zu überzeugen und diese zu
beeinflussen. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt. Problematisch
wird es erst dann, wenn ich die Andersartigkeit nicht mehr
respektiere und versuche, auf Biegen und Brechen zu manipulieren. Das
Kuriose dabei ist: Die
Methode "Druck und Vorwürfe" hat noch nie funktioniert -
noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit - und trotzdem
versucht die Mehrheit der Menschen immer wieder auf diese Weise ihre
Ziele zu erreichen. Immer
wieder versuchen die Leute eine Methode anzuwenden, die noch nie
geklappt hat und auch niemals klappen wird.
Was
könntest Du nun tun, damit sich Deine Partnerschaft positiv
entwickelt? Zunächst ist es sinnvoll, Dir ein "gutes" Ziel
zu suchen, wie im Beitrag "Wie man sich sinnvolle Ziele setzt und diese auch erreicht" beschrieben. Ein Ziel, das Du aus
eigenen Stücken erreichen kannst, gibt Dir das Gefühl von Fähigkeit
und Souveränität. Das bleibt nicht ohne Außenwirkung. Was passiert
denn, wenn Dein Partner merkt, dass Du ihm nichts Böses willst und
ihn in seiner Eigenart akzeptierst, liebst und wertschätzt? Was
meinst Du? Wird er Dir eher zuhören und sich über das Gedanken
machen, was Dich beschäftigt? Du kannst Dir sicher sein, dass die
Chance auf jeden Fall wesentlich größer ist, als wenn Du Druck
ausübst.
Sucht
Euch dann gemeinsame Ziele, die Euch beide am Herzen liegen. Manchmal
ist es durchaus sinnvoll, einen Kompromiss zu schließen. Ihr solltet
nur darauf achten, dass ihr beide dabei Gewinner seid. Wenn einer von
Euch das Gefühl hat, sich zu verbiegen und seine Bedürfnisse in
großem Umfang hintenan zu stellen, dann funktioniert das nicht auf
Dauer. Jeder sollte sein "Ich" leben können und
gleichzeitig zusammen mit dem Partner ein "Wir" entwickeln.
Wenn Ihr gemeinsame Ziele habt und dabei sogar eine gemeinsame Vision
heranwächst, dann entsteht eine unglaubliche Verbundenheit. So könnt
Ihr in Eurer Beziehung wachsen, ohne Eure eigene Identität zu
verlieren.
Leider
kommt jetzt noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn Du alles
beherzigst, was Du bisher gelesen hast, ist das noch keine Gewähr für
eine gut funktionierende Beziehung. Es kann ja sein, das Du nur das
Beste für Deinen Partner und Dich möchtest. Stellt sich dieser aber
quer, hast Du unter Umständen keine Chance. Du kannst zwar in Deinem
eigenen Leben alles verändern, doch auf das Leben anderer hast Du
eben nur einen begrenzten Einfluss. Sollte also eine positive
Veränderung deshalb nicht möglich sein, kommt nur eine der beiden
anderen Möglichkeiten in Frage: "Love
it"
oder "Leave
it".
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