Freitag, 28. Juni 2013

Seminare und Coaching

In den letzten acht Beiträgen standen Personen im Mittelpunkt, die Interessantes über Glück, Erfolg, Persönlichkeitsentwicklung oder Marketing zu sagen haben. Vielleicht möchtet Ihr jetzt auch mal wissen, wer ich bin und was ich überhaupt mache.

Dass ich Seminare leite und als Coach tätig bin, wissen sicherlich viele von Euch. Früher hatte ich ein eigenes Brandschutzunternehmens. Diese Tätigkeit war damals mein Haupterwerb und die Leitung von Seminaren meine Nebenbeschäftigung. Um mir die nötigen zeitlichen Freiräume dafür zu schaffen, habe ich mein Brandschutzunternehmen umstrukturiert. Ein Teil unserer Leistungen haben wir darauf hin nicht mehr selbst ausgeführt, sondern ein Partnerunternehmen.

Auf unserer Webseite hatten wir eine Rubrik, die sich “Partner des Monats” nannte. Im Jahr 2008 wurde dort jeden Monat ein Kunde, Lieferant, Dienstleister oder Kooperationspartner vorgestellt, mit dem ich jeweils ein Interview geführt habe. Der Partner des Monats August war die Firma Pipper Brandschutz Service. Es handelt sich um das Unternehmen, welches unsere ausgegliederten Leistungen übernommen hatte. Das Gespräch mit dem Inhaber, Heinrich Pipper, hatte noch einen zweiten Teil, allerdings mit getauschten Rollen. Dieses Mal ist Heinrich Pipper der Interviewer und ich beantworte seine Fragen zu Erfolg durch Glück.

Heinrich Pipper: “Welche Leistungen bietest Du genau an?”
Udo MichaelisUdo Michaelis: “Seminare, Workshops und Coaching, auch Unterstützung beim Marketing und in der EDV. Ich veranstalte offene Seminare, zu denen sich Einzelpersonen anmelden können. Für Firmen biete ich außerdem spezielle Personaltrainings an, um die Mitarbeiter zu höherer Motivation, Effektivität und Leistungsfähigkeit zu führen.

“Wie sehen Deine bisherigen Erfahrungen im Leiten von Seminaren aus?”
“Seit den 80er Jahren halte ich Vorträge und leite Seminare. Am Anfang waren meine Themengebiete Arbeitsmethodik, Marketing und Verkauf. Mit Glück und Erfolg beschäftige ich mich seit Ende der 90er Jahre. Durch meine Ausbildung im Jahr 2005 bei Ella Kensington, dem größten Anbieter für Glückstraining im deutschsprachigen Raum, erhielt ich die Grundlage für meine spätere Arbeit. Sie beschreibt die Wechselwirkungen von Glück und Erfolg.”

“Wie bist Du eigentlich auf den Namen ‘Erfolg durch Glück’ gekommen?”
“Ich würde mich als sehr erfolgsorientierten Menschen bezeichnen. Lange Zeit empfand ich erfolgreich zu werden als sehr mühsam. Wenn ich meine Ziele erreichte, war ich erst einmal zufrieden. Leider verpuffte dieser Effekt sehr schnell. Ich brauchte wieder ein neues Ziel und noch eins und noch eins. Irgendwann war ich nur noch ein Getriebener. Dann passierte etwas, das mein bisheriges Leben auf den Kopf stellte. Ich entdeckte, wie ich unabhängig von äußeren Erfolgen glücklich sein konnte. Jetzt war der Druck weg, unbedingt bestimmte Ziele erreichen zu müssen. Auf einmal war es viel leichter, Erfolg zu haben. Ich bin davon überzeugt, dass nichts leichter und schneller zum Erfolg führt, als glücklich zu sein.”

“Wir sollten also nicht versuchen, erfolgreich zu sein, um hinterher glücklich zu werden, sondern genau umgekehrt?”
“Exakt! Seit den neunziger Jahren wird das Glück wissenschaftlich erforscht. Man hat Verhaltensmerkmale von überwiegend glücklichen Menschen mit denen verglichen, die eher unglücklich waren. Die Unglücklichen meinten, sie müssten erst dieses oder jenes haben, um glücklich sein zu können. Die Glücklichen dagegen besaßen die Fähigkeit, weitgehend unabhängig von äußeren Gegebenheiten glücklich zu sein. Als glücklicher Mensch ist Deine Leistungsfähigkeit um bis zu 200 % größer, Dein Gefühl von Fähigkeit nimmt zu und Du entwickelst Dich zu einer charismatischen Persönlichkeit.

Habe ich als glücklicher Mensch überhaupt noch genug Antrieb, Dinge anzupacken und zu verändern?”
“Auf jeden Fall! Glücklich zu sein heißt ja nicht, lethargisch in einer Hängematte zu dümpeln. Der Wunsch sich weiter zu entwickeln ist uns angeboren. Das sieht man schon bei kleinen Kindern. Wenn sie beim Versuch laufen zu lernen auf die Nase fallen, stehen sie wieder auf und probieren es so lange, bis sie es können. Glückliche Menschen haben sogar einen viel effektiveren Antrieb. Sie sind nicht mehr überwiegend fluchtmotiviert, sondern zielmotiviert. Fluchtmotivierte Menschen wollen von etwas weg. Wenn man zielmotiviert ist, will man zu etwas hin. Wenn es mir nur darum geht, etwas zu vermeiden, bringe ich nicht die Energie auf, um den unerwünschten Zustand auch wirklich verlassen zu können. Fluchtmotivierte Menschen wissen zwar, was sie nicht möchten, aber nicht was sie eigentlich wollen. Die Zielmotivation entfaltet da wesentlich mehr Power.”

“Was unterscheidet Deine Seminare von anderen?
“Bei den meisten Erfolgsseminaren geht es um Techniken und Methoden, welche die Effizienz steigern sollen: Wie optimiere ich meine Verkaufsgespräche, dass die Leute auch wirklich kaufen? Wie führe ich meine Mitarbeiter, dass sie meine Ziele zu ihren eigenen machen? Wie kriege ich in kürzerer Zeit mehr geschafft? Der Gedanke, der dahinter steht, ist immer der Gleiche: Drück’ auf diesen Knopf und Du wirst jenes Resultat erhalten. Die Praxis zeigt aber, dass es nicht so einfach funktioniert. Ich habe immer wieder erlebt, wie Menschen die besten Methoden und Tricks angewandt haben und trotzdem gescheitert sind. Ich bin überzeugt davon, dass die Persönlichkeit eines Menschen viel entscheidender ist, als reine Erfolgstechniken. Wenn ein Mensch innere Blockaden besitzt, dann nutzt ihm keine Erfolgsmethode, keine Suggestion und kein ‘Tschaka - du schaffst es!’ Es geht jetzt darum, diese Blockaden zu lösen und den Zugang zu den bisher nicht genutzten Ressourcen zu finden. Ich setzte hier aber keine klassische Therapie ein, sondern andere wirkungsvolle Instrumente. Wenn mir meine inneren Programme keinen Stress mehr machen, kann ich durch ein gezieltes Training meine Emotionen bewusst steuern. Meine Seminarteilnehmer werden in die Lage versetzt, sich innerhalb kurzer Zeit in den gewünschten ‘Emotionsmodus’ zu bringen, der für die jeweilige Situation am sinnvollsten ist.”

“Für wen sind Deine offenen Seminare?”
“Die Seminare sind für diejenigen konzipiert, die glücklich sein möchten, ihren Erfolg in mindestens einem Lebensbereich steigern wollen und bereit sind, etwas dafür zu unternehmen. Die größte Gruppe der Teilnehmer besteht aus Inhabern von Kleinbetrieben und Freiberuflern, also Unternehmern. Es gibt aber Selbstständige, die ich nicht als ‘Unternehmer’, sondern als ‘Unterlasser’ bezeichne. Die Jammerer, die in der Opferrolle bleiben wollen und immer nur anderen Leuten die Schuld für ihre Misere geben, sind auf meinen Seminaren falsch. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Nichtselbstständige, die unternehmerisch denken und handeln. Sie sind bereit, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv zu verändern. Viele von ihnen engagieren sich ehrenamtlich in kirchlichen oder sozialen Projekten und in Vereinen. Deshalb mache ich meine Zielgruppe nicht am beruflichen Status fest. Mich interessiert mehr die Einstellung der Teilnehmer.

“Was motiviert Dich?”
“Wenn ich erleben darf, dass Menschen alte Pfade verlassen, um entschlossen ihren Weg des Glücks und des Erfolges zu gehen. Natürlich freut es mich, wenn ich durch meine Impulse dazu beitragen kann. Neben meinen Seminaren und Coachings biete ich eine weitere Möglichkeit an - sogar kostenlos: Ich betreibe seit Mitte August 2008 einen eigenen Weblog. Neben eigenen Praxistipps veröffentliche ich auch Interviews, oder schreibe über kompetente Persönlichkeiten, die Hilfreiches über Glück, Erfolg, Persönlichkeitsentwicklung oder Marketing zu sagen haben. Ich selbst habe auf deren Webseiten und Plattformen so hervorragende Impulse bekommen, die ich gerne weitergeben möchte.

“Mir ist aufgefallen, dass Du Deine Leser im Blog mit ‘Du’ ansprichst, während Deine Webseite im förmlichen ‘Sie’ geschrieben ist. Gibt es dafür einen besonderen Grund?”
“Zu vielen, mit denen ich länger zu tun habe, entsteht ein sehr persönlicher Kontakt. Manchmal ergebenen sich daraus sogar freundschaftliche Beziehungen. Da der Blog zunächst für solche Menschen bestimmt war, nannte ich ihn auch ‘Blog für Freunde’. Natürlich lesen immer mehr meinen Blog, die mich kaum oder gar nicht kennen. Ich habe einfach entschieden, alle meine Leser wie Freunde zu behandeln und auch so mit ihnen zu kommunizieren. Deshalb wähle ich als Ansprache das persönliche ‘Du’. Bei der Webseite hielt ich das ‘Sie’ für sinnvoller, besonders wenn sich jemand über die Angebote für Firmen informieren möchte und über eine Suchmaschine auf die Seite kommt. Bei beruflichen Erstkontakten duze ich auch nicht gnadenlos drauf los. Wer mich duzen möchte, der darf das, aber keiner muss.”

“You can say you to me!”
“Kennst Du die Fortsetzung dieses Kohl-Witzes?”

“Nein.”
“Der amerikanische Präsident Bush hat erfahren, dass Altbundeskanzler Kohl der englischen Königin das ‘Du’ mit den Worten ‘you can say you to me’ angeboten hatte. Als mächtigster Mann der Welt musste er natürlich noch einen draufsetzen: er bot ihr das ‘double you’ an.”

“Der war gut. Hast Du noch einen auf Lager.”
“Über Bush gibt es lustige Sachen. Besonders gelacht habe ich über ein Video, das ich mal im Internet gefunden habe. Ich hänge den Clip an unser Interview und wünsche viel Spaß.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Qualität oder "Billigkram"?


Brandschutzhaus MarsbergVieles, was man im Leben unternimmt, ist zu dem Zeitpunkt, an dem es geschieht, genau das Richtige. Ändert man sich selbst, dann ändern sich auch die äußeren Umstände. Die Dinge, die damals das beste gewesen sind, passen dann heute nicht mehr. Ich habe jahrelang ein Unternehmen für Brandschutz und Sicherheit betrieben. Dieses Projekt gehört nun der Vergangenheit an und hat Platz gemacht für Neues. An vieles aus der Zeit erinnere ich mich gerne. Dazu gehört sicherlich auch die überaus gute Zusammenarbeit mit meinem Partnerunternehmen, Pipper Brandschutz Service. Im heutigen Interview kommt der Inhaber, Heinrich Pipper, zu Wort.

Er ist ein guter Freund von mir und Patenonkel meines jüngsten Sohnes Tom Luca. Wir haben unsere Unternehmen im selben Jahr gegründet und arbeiten von Anfang an eng zusammen. Während meine Stärken mehr im Marketing und der Entwicklung neuer Konzepte liegen, ist Heinrich Pipper ein exzellenter Techniker, der sich mit Leib und Seele dem Brandschutz verschrieben hat. Meine Mitarbeiter und ich haben immer wieder von seinem umfangreichen Fachwissen profitiert. Neben dem Hauptsitz in Bad Wünnenberg und der Zweigstelle in Marsberg hat Pipper Brandschutz Service jetzt einen weiteren Stützpunkt in Bielefeld eröffnet.

Udo Michaelis: “Heinrich, beschreib doch bitte kurz Deine Unternehmensphilosophie und -ziele.”
Heinrich Pipper: “Qualität!”

“Das war wirklich sehr kurz. Ich hätte eher Begriffe erwartet, wie ‘Gewinne verdoppeln’, ‘die Nr. 1 in der Region werden’ oder ’Marktanteile erweitern’. Spiel das keine Rolle?”
“Ich hätte nichts dagegen, diese Dinge zu erreichen - ganz im Gegenteil. Sie kommen aber weder in meiner Unternehmensphilosophie, noch bei meiner Zielsetzung vor. Ich sehe sie eher als mögliche Folge dafür, dass ich konsequent den richtigen Weg gehe.”

“Und dieser Weg heißt “Qualität”?
“Genau. Ich habe mich dazu verpflichtet, meinen Kunden die höchstmögliche Qualität zu bieten. Ebenso erwarte ich von meinen Lieferanten und Partnerunternehmen eine hohe Qualität. Selbstverständlich gilt das auch für meine Mitarbeiter. In der Regel klappt das auch sehr gut.”

“Heißt ‘in der Regel’, dass es manchmal nicht funktioniert?”
Heinrich Pipper (2.v.r.) mit seinen Monteuren“Wie heißt es so schön: ‘Du kannst den Leuten nur vor den Kopf sehen.’ Mitarbeiter zu finden, die zum Unternehmen und seinen Grundsätzen passen, ist mir sehr wichtig. Wenn anschließend die getroffenen Vereinbarungen nicht eingehalten werden, ziehe ich Konsequenzen. In einem Fall war die Abweichung so krass, dass ich mich von dem Mitarbeiter getrennt habe. Aber lass uns jetzt nicht so viel von den negativen Ausnahmen reden. Andere Mitarbeiter haben Spaß daran, Qualitätsarbeit zu verrichten, die auch Anerkennung findet. Diese wird von mir und von meinen Kunden entsprechend wertgeschätzt und das setzt weitere Motivation frei. Gerade neulich ist es wieder vorgekommen, dass sich ein Kunde über die Leistung eines meiner Mitarbeiter positiv geäußert hat. So etwas freut ihn und mich natürlich auch.”

“Wie stellst Du sicher, dass sich die Qualität nicht verschlechtert?”
“Es werden von Zeit zu Zeit Qualitätskontrollen durchgeführt. Die erbrachten Dienstleistungen werden stichprobenartig von anderen Mitarbeitern gecheckt. Abweichungen von unserem Qualitätsstandart müssen dann besprochen werden. Auch beim eingekauften Material verlasse ich mich nicht immer auf die Beschreibung. Bei internen Tests ermitteln wir zum Beispiel den Auslösezeitpunkt von Rauchmeldern. Anschließend weiß ich genau, was ich dem Kunden anbiete.”

“Hast du eine bestimmte Zielgruppe?”
“Unsere Kunden reichen von Privathaushalten über mittelständische Betriebe bis zu Großkonzernen. Wenn ich meine Zielgruppe bestimmen soll, mache ich das weniger an der Größe fest. Am Besten passen diejenigen zu uns, die eine ähnliche Einstellung zu Qualität und Sicherheit haben. Diese Kunden wissen einen guten Service zu schätzen, zahlen pünktlich ihre Rechnungen und freuen sich, wenn sie von meinem Wissen profitieren können und ihnen nicht gleich jede Beratung berechnet wird. Aus Kundenzufriedenheit entwickelt sich Kundentreue und führt zu einer langfristigen Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren.”

“Ist es denn nicht schwierig, bei dem existierenden Preiskampf eine hohe Qualität zu halten?”
“Ich strebe eine hohe Qualität an - ohne ‘wenn’ und ‘aber’. Auch werde ich von niemandem dazu gezwungen, mich an dem Preiskampf zu beteiligen. Es sollte jedem einleuchten, dass Qualität seinen Preis hat. Das heißt nicht unbedingt, dass es teuer sein muss. Wer aber nicht bereit ist, für hochwertige Leistungen einen angemessenen Preis zu zahlen, braucht sich nicht zu wundern, wenn er am Ende der Angeschmierte ist. Diejenigen, die sich ständig unter Preis verkaufen, sind zuletzt die Verlierer. In dem Zusammenhang fällt mir ein Witz ein: ‘Eine Hausfrau besucht den Marktstand einer Händlerin, die ihre Eier für 5 Cent anbietet. Sie fragt daraufhin, wieso sie diese für einen Preis anbietet, der noch unter ihren Einkaufskosten liegt. Die Eierfrau meinte darauf nur, dass die Kundin davon keine Ahnung hätte, denn die Masse macht’s.’ Ich habe auch schon Anfragen abgelehnt, weil man nur auf billige Weise irgendwelche Auflagen erfüllen wollte, ohne dabei Wert auf Qualität und Sicherheit zu legen. Den Leuten sollte klar sein, dass es beim Brandschutz um Menschenleben und den Schutz des Eigentums geht. Man sich daher keinen billigen Pfusch leisten. Manche machen auch den Fehler, ihre Sicherheitsanlagen nicht regelmäßig warten zu lassen, weil es angeblich zu teuer ist. Ich habe aus Rohren von defekten Sprinkleranlagen schon eimerweise Rost entfernt und viele andere katastrophale Zustände gesehen. Die Reparaturen haben hinterher das Doppelte bis Zehfache im Vergleich zu allen regelmäßigen Wartungen gekostet.”

“Was motiviert Dich?”
“Ein positives Feedback von Menschen, mit denen ich zu tun habe. Was mich besonders freut, sind neue Kunden, die durch Empfehlung meiner Stammkunden auf mich aufmerksam wurden. Wenn diese Stammkunden nicht überaus zufrieden mit uns wären, hätten sie diese Empfehlung nie ausgesprochen. Wenn die eigene Arbeit auf diese Weise gewürdigt wird, bekommt man Power, sich noch mehr für meine Kunden ins Zeug zu legen.”

Mittwoch, 26. Juni 2013

Chancen erkennen, die das Leben uns bietet

Mein Telefon klingelte. Am Apparat war Herr Güttgemanns. Er wolle in der Alten Lederfabrik einiges umbauen und hätte diverse Auflagen, den Brandschutz betreffend und bat mich, ihm zu helfen. Das war im Jahr 2002. Einige Monate später erfuhr ich von einer kulturellen Veranstaltung in der Alten Lederfabrik. Ich ging hin - und war überrascht. Nachdem ich einige Galerien passiert hatte, blieb ich erst einmal im Obergeschoss “hängen”. Dort spielte eine gute Band. Dieser jazzige Groove gefiel mir ungemein. Danach schlenderte ich durch verschiedene Ateliers, nahm einen Snack zu mir und trank ein schönes Glas Rotwein. Ich bin vielleicht nicht der absolute Kunstfreak, aber die Atmosphäre gefiel mir. Alles war irgendwie “sympathisch urig”. In den vergangenen Jahren habe ich noch einige weitere Events in der Alten Lederfabrik besucht. Jetzt wollte ich mehr über die Hintergründe erfahren und traf mich vor kurzem mit dem Eigentümer, Herrn Jens M. Güttgemanns. 

Udo Michaelis: “Herr Güttgemanns, könnten sie ein wenig über die Historie der Alten Lederfabrik erzählen?”
Jens M. Güttgemanns: “Mein Großvater gründete die Lederfabrik 1912. Im Jahre 1914 erwarb er das Grundstück Alleestr. 64-66, welches bis zum Ende der Zwanziger Jahre bebaut wurde. Mein Onkel Egon führte die Firma von 1926 bis 1979. Ich löste ihn zu einem Zeitpunkt ab, wo das Geschäft alles andere als einfach war. Nach dem Großbrand 1978 musste der Betrieb wieder völlig neu aufgebaut werden. Trotzdem gelang es zunächst, in unserer Marktnische einen bedeutenden Marktanteil zu erzielen. Unsere Produktpalette umfasste Treibriemen, Rundbänder, Mappenleder, Schultaschen, sowie Hundehalsbänder und -leinen. Ein Großabnehmer war das Militär, das wir mit Koppelzeug belieferten. Unser Betrieb geriet ins Schlingern, als nach der ‘Wende’ von 1989 traditionelle Märkte weg brachen und bislang an uns vergebene Aufträge an subventionierte Lederfabriken in der ehemaligen DDR gingen. Nur die Sparte der Hundesportartikel hielt den Betrieb noch aufrecht, bis er 1993 ganz eingestellt werden musste.”

“Wie entstand die Idee, Ateliers und Galerien für Künstler einzurichten?”
Atelier von Christoph Kasper“Die Idee kam nicht spontan. Es traten Ereignisse ein, die ich als ‘Fügungen’ bezeichnen möchte. 1993 lernte ich den Diplom-Designer Matthias Poltrock kennen, der Räumlichkeiten für seine künstlerische Arbeit suchte. Später erfuhr ich, dass die Goldschmiedemeisterin Katrin Sielmann eine Schmuck-Werkstatt einrichten wollte. So vermietete ich ihnen die erforderlichen Räume, die ich extra nach ihren Vorstellungen erstellte. 2001 wurde ein Event organisiert, wo die beiden ihre Arbeiten einem größeren Publikum vorstellen konnten. Diese Veranstaltung war ein voller Erfolg. Mit einem derartigen Andrang kulturinteressierter Leute haben wir nicht gerechnet. Es war der Beginn eines Künstlertreffpunktes.”

“Von damals zwei bis heute über 30 Künstler ist eine beachtliche Entwicklung. Haben Sie nach dem Erfolg der Veranstaltung die Werbetrommel gerührt, um weitere Künstler in die Alte Lederfabrik zu holen?”
Galerie von Jörg Spätig“Das war gar nicht nötig. Die Vermietung weiterer Ateliers war danach ein Selbstläufer. Immer mehr Künstler fanden den Weg zu uns. Eine Parzelle nach der anderen wurde eingerichtet. Ein Kunstverein wurde gegründet. Es fanden regelmäßig Veranstaltungen statt, die vom Publikum sehr gut angenommen wurden. Eine sehr gute Resonanz brachte beispielsweise die “Designernacht’, bei der auch auswärtige Künstler ihre Darbietungen zum Besten brachten. Die Besucher kommen sogar aus Bremen, Hannover und dem Ruhrgebiet.”

“Leben in Halle überhaupt so viele Künstler, die sich Räume in der Alten Lederfabrik anmieten können?”
“Nicht alle kommen aus Halle. Wir haben Künstler aus Bielefeld, Dissen und fast dem gesamten Kreis Gütersloh. Neben unseren Ateliers und Galerien gibt es zwei Fotostudios, ein Tonstudio und eine Initiative, die Musikunterricht anbietet. Manche Künstler leben ausschließlich von ihrer Arbeit, einige sind semiprofessionell tätig, wieder andere betreiben es als Hobby.”

“Seit kurzem gibt es auch eine städtische Galerie.”
Städtische Galerie“Genau, sie wurde am 1. Juni 2008 eröffnet. Die Stadt Halle hat schon seit längerer Zeit ein wohlwollendes Interesse an unseren kulturellen Veranstaltungen gezeigt. Die Räume für Kunst und Kultur waren früher in unserer Gegend knapp bemessen. Es ist aber der Wunsch der Stadt, hiesige Künstler zu unterstützen. Jetzt hat man durch die städtische Galerie in der Alten Lederfabrik ein sichtbares Zeichen dafür gesetzt. Bei der Eröffnung sagte unsere Bürgermeisterin, Frau Anne Rodenbrock-Wesselmann: ‘So eine Szene könnte man in Berlin vermuten - wir haben sie.’ Dadurch erleben wir eine win/win Situation: Gut für die Künstler und gut für das Ansehen unserer Stadt.”

Garten der Alten Lederfabrik (Gestaltung Christoph Kasper) “Gibt es etwas Besonderes in naher Zukunft?”
(Anmerkung: Da ich die Interviews dieser Reihe bereits im Jahr 2008 geführt habe, liegt die genannte Aktion inzwischen natürlich in der Vergangenheit.)

“Vom 28. September bis 31. Oktober 2008 findet bei uns die Aktion ‘KunstOrt Garten’ statt. Knapp 20 Künstler zeigen hier ihre Exponate. Beworben haben sich über 80 Künstler. Daher hat eine Jury aus Künstlern und Galeristen ihre Auswahl unter den Bewerbern getroffen.”

“Wenn Sie rückblickend die Ereignisse betrachten, was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?”
Atelier von Sabine Ehlers“Ich erwähnte bereits, dass die Errichtung der Ateliers anfangs von mir keineswegs bewusst gesteuert wurde. Es hat sich durch eintretende Ereignisse gefügt. Nachdem mit der Lederfabrik Schluss war, hätte ich mir nicht vorstellen können, eine Gerberei zu vermieten. Sicherlich wäre es auch äußerst unwahrscheinlich gewesen, einen Mieter für das gesamte Objekt zu finden. Die Lösungen liegen eben oft in nicht in den Bereichen, die wir vordergründig wahrnehmen. Das Leben bietet uns die Chancen. Unsere Aufgabe ist es, diese zu erkennen und zu verwirklichen.”

Dienstag, 25. Juni 2013

Behandle andere Menschen so, wie Du von ihnen behandelt werden möchtest

Kulturbistro SerdarSerdar selbst war 25 Jahre lang professioneller Musiker als Schlagzeuger und Sänger. Jetzt betreibt er die Musik nur noch als Hobby. Er unterstützt mehrere musikalische Projekte mit deutschen, türkischen, kurdischen, arabischen und spanischen Musikern. Was die Stilrichtung betrifft ist er ein Allrounder: Rock-Covers der 70er und 80er, Ethno-Rock, Latin, Jazz und traditionelle türkische Musik. Er tritt immer noch gern live auf, sofern es sich zeitlich mit seinen zwei Berufen vereinbaren lässt. Neben dem Betreiben seiner Gaststätte ist er Immobilienmakler.

Schon bevor ich von Serdars musikalischen Aktivitäten erfuhr, war ich Stammgast in seinem Bistro. Außergewöhnlich ist hier, dass es keine Speisekarte gibt. Die täglich wechselnden mediterranen Gerichte kann man sich in einer Vitrine ansehen. Nachdem man die Speisen erklärt bekommen hat, bestellt man Hauptspeise und Beilagen in der gewünschten Kombination.

Sehr beliebt sind Serdars Lammgerichte. Mein persönlicher Favorit ist allerdings die Fischpfanne. Alle Hauptgerichte sind Serdars ureigenste Kreationen. Wenn man ihn gut kennt, kann man ihm vielleicht das ein oder andere Rezept abschwatzen. Allerdings gelingt das nicht immer, denn Serdar gibt manche Geheimnisse aus geschäftlichen Gründen nicht preis - na ja, ist ja auch verständlich.

Udo Michaelis: “Serdar, erzähl doch mal etwas über Dich.”
Serdar Akarsu: “Vor 53 Jahren wurde ich im Südosten der Türkei geboren und kam 1971 nach Deutschland. Seit drei Jahren bin ich geschieden und alleinerziehender Vater. Mein Sohn Sebastian wird in den nächsten Tagen 15 Jahre alt.”

Serdar Akarsu bei Zubereiten eines Lammspießes“Sebastian ist nicht unbedingt ein typisch türkischer Name. Wie ist es dazu gekommen?
“Mein Sohn ist in Deutschland geboren. Wir haben Deutschland immer als unsere Heimat angesehen. Integration hat für uns einen hohen Stellenwert. So war es nahe liegend, unserem Kind einen in Deutschland gebräuchlichen Namen zu geben. Allerdings finde ich es auch wichtig, die eigene Herkunft nicht zu verleugnen. Meine Ex-Frau ist eine aus Mazedonien stammende russisch orthodoxe Christin. Ich selbst stamme aus einer islamischen Familie. Sebastian fühlt sich in erster Linie als Deutscher und hat überwiegend deutsche Freunde. Wir haben ihm allerdings auch viel von unserer Kultur und Lebensweise vermittelt und dadurch Impulse gegeben, seinen eigenen Horizont zu erweitern. Er verfügt aber über die Freiheit, ob und wie er diese Elemente in sein eigenes Leben einfließen lässt. Es ist doch interessant, dass nicht nur eine Gesellschaft, sondern sogar ein einzelner Mensch multikulturell sein kann.”

“Wie beurteilen Deine türkischen Landsleute diese Art der integrativen Lebensweise?”
“Meistens wohlwollend, aber nicht immer. Bei Muslimen, wie bei Christen gibt es unterschiedliche Weisen, den Glauben zu praktizieren. Für mich ist es völlig o. K., wenn Gläubige ihre Religion engagiert leben und ihr einen hohen persönlichen Stellenwert geben. Wenn es aber zu Engstirnigkeit und Ablehnung aller Andersdenkenden führt, finde ich das bedenklich. Ich meine, dass wir trotz aller religiösen und kulturellen Unterschiede bereit sein sollten, andere zu akzeptieren, voneinander zu lernen und Vorurteile abzubauen. Ich freue mich, dass ich durch mein Bistro etwas zu diesem Prozess der Entspannung beitragen kann.”

“Inwiefern?”
“Der überwiegende Teil meine Gäste besteht zwar aus Deutschen, es kommen aber auch Menschen anderer ethnischer Gruppen. Wir erleben es, wie islamische Türken mit Kurden, Aramäern und Jesiden an einen Tisch sitzen und sich verstehen. Man hört zwar immer wieder davon, dass diese Bevölkerungsgruppen Stress miteinander haben, doch bei uns klappt der Dialog. Um das zu erreichen habe ich ein simples Bindemittel eingesetzt.”

“Und wie heißt das Zaubermittel?”
“Serdars rote Linsensuppe - auf die fahren fast alle ab (mit einem Augenzwinkern).”

Serdar Akarsu und Aneta Novak-Brinkmann“Wieso bezeichnest Du Deine Gaststätte als Kulturbistro?”
“Weil es neben dem Hauptaspekt, Essen und Trinken, eine kulturelle Begegnungsstätte ist. Trotz unserer kleinen Räumlichkeiten finden hier Konzerte und Jam-Sessions statt. Es gab auch schon Bilderausstellungen und eine Lesung, deren Thema ich eigentlich als geschäftsschädigend bezeichnen müsste: ‘Essen, ohne zu kochen.’ Andererseits kommen Rohkost-Fans bei uns auch auf ihre Kosten. Wir haben immer eine ganz nette Auswahl frischer Salate.”

“Hast Du irgendwelche Zukunftspläne?”
“Ich möchte eine neue Dienstleistung weiter ausbauen. Durch die Kombination von Catering und unseren kulturellen Möglichkeiten können wir Partyveranstaltungen der besonderen Art anbieten. Es ist möglich ein Programm mit einem DJ, einer internationalen Rockband, einer türkischen Band, einer Ethno-Band oder Bauchtänzerinnen anzubieten.”

“Zum Schluss interessiert mich noch, ob Du ein bestimmtes Erfolgsrezept hast.”
“Behandle andere Menschen so, wie Du von ihnen behandelt werden möchtest. Sei einfühlsam und höre zu, was sie interessiert. Schaffe eine Atmosphäre, in der sie sich wohl fühlen. So werden aus Besuchern Stammgäste. Das Besondere an unseren Stammgästen ist, dass sie auch untereinander einen intensiven Kontakt entwickeln. Wir haben hier schon erlebt, wie Ehen entstanden sind und sich neue Bands gegründet haben. Mancher kam, um seinen Trennungsschmerz herunter zu spülen und fand einen verständnisvollen Zuhörer. Auf Dauer kann ein Geschäft nur dann erfolgreich sein, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht.”

Anmerkung 2011: Leider ist Serdar’s Bistro inzwischen geschlossen. Serdar erklärte mir, er wolle ein wenig “kürzer treten” und müsse jetzt einfach mal an seine Gesundheit denken. Nun beschränkt er sich auf Catering-Service und seine Tätigkeit als Immobilienmakler. Das ist aus seiner Sicht natürlich verständlich, für seine Stammgäste allerdings bedauerlich. Aber wer weiß, vielleicht wird er ja eines Tages noch einmal etwas ähnliches aufziehen.
Möglicherweise lässt sich ja auch einer der Leser von dem Konzept inspirieren und eröffnet ein Kulturbistro. Es gibt zwar reichlich Gaststätten in Deutschland, aber diese Art ist sicherlich eine gute Marktnische. Wichtig dabei ist, “mit Herz” an die Sache ran zugehen, wie Serdar es tat.

Anmerkung 2012: Serdar hat in Steinhagen (Westf.) wieder ein neues Kultur-Bistro eröffnet.

Montag, 24. Juni 2013

Glückliche Menschen erreichen bis zu 200 % ihrer normalen Leistungsfähigkeit

Seit Beginn meiner Selbstständigkeit bin ich erfolgsorientiert. Ich habe ständig nach neuen Möglichkeiten Ausschau gehalten, um meinen beruflichen Erfolg zu optimieren. Einige Maßnahmen haben hervorragend geklappt, andere überhaupt nicht. Manchmal hatte ich Ziele, deren Verfehlung nicht sonderlich schlimm gewesen wäre. Klar, ich hätte sie schon gerne realisiert. Wenn ich es aber nicht schaffe, dann geht die Welt wäre davon auch nicht unter. Komischerweise habe ich dann fast immer alles bekommen, was ich mir wünschte. Wenn mir ein bestimmtes Ziel jedoch enorm wichtig war, bin ich regelmäßig gescheitert. Ich hatte lange Zeit keine Erklärung für dieses Phänomen.
Irgendwann steckte ich fest und dachte darüber nach, warum ich mir überhaupt solche Ziele setzte, wie beispielsweise mehr Kunden, höhere Umsätze, größere Gewinne und motivierte Mitarbeiter. Mir wurde klar, dass ich zwei übergeordnete Ziele verfolgte: Zum einen wollte ich genug Geld verdienen um mein Leben so zu führen, wie ich es wollte. Das bedeutete für mich Freiheit. Das zweite, was ich anstrebte, war ein erfüllender Beruf, der mir Zufriedenheit gab. Freiheit und Zufriedenheit empfand waren für mich die entscheidenden Faktoren zum glücklich sein. Also kann man zusammenfassend sagen: Ich wollte durch Erfolg zum Glück.

Dann entdeckte ich einige interessante Bücher. Was ich dort gelesen hatte, stellte meine bisherige Sichtweise auf den Kopf - ja, im wahrsten Sinne des Wortes. Es ging darum, die Reihenfolge umzudrehen: durch Glück zum Erfolg! Auf einmal bekam ich etwas in die Hand, was tatsächlich funktionierte: das eigene Glück trainieren und so ganz nebenbei seine Zielerreichung optimieren.
Ich besuchte mehrere Seminare des größten Anbieters für Glückstraining im deutschsprachigen Raum, der Ella Kensington AG, wo ich auch eine Ausbildung zum Berater absolvierte. Dort lernte ich Claudia Pretzl und Stefan Moerder lernen. Die beiden gehörten zum Coachingteam, die uns während der Ausbildung begleiteten und unterstützten. Ich merkte sehr schnell, dass Stefan für mich ebenfalls für manche berufliche Fragestellung der richtige Mentor war. Auch in der Zeit nach dem Lehrgang habe ich in schwierigen Situationen seine für mich wertvollen Dienstleistungen gerne in Anspruch genommen. Auf der Homepage von Claudia und Stefan findet man sehr interessante Informationen und Tipps zum Thema Glück.

Udo Michaelis: “Erzählt doch am Besten erst einmal etwas über Euch.”
Stefan Moerder: “Wir sind beide staatlich geprüfte Heilpraktiker und betreiben eine Praxis in München-Schwabing. Obwohl man bei uns auch die normalen Heilpraktiker-Behandlungen bekommen kann, liegt unser Schwerpunkt eindeutig im Glückstraining. Wir bieten Einzeltraining (im persönlichen Gespräch oder telefonisch) und Workshops an. Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren im Team von Ella Kensington mit. Vor zwei Jahren wurde uns die Verantwortung für die Ausbildung zum Glückstrainer übertragen. Für mich ist auf diese Weise ein Traum wahr geworden. Ausbilder zu sein in einem Bereich den ich liebe, ist wirklich sehr erfüllend.”

Claudia Pretzl: “Als Glückstrainerin habe ich ebenfalls meinen Traumberuf gefunden. Es macht Spaß mitzuerleben, wie Menschen sich nachhaltig positiv verändern. Ich möchte möglichst viele dabei unterstützen, ihre Träume zu leben und ihr Potential ausschöpfen. In der Ausbildung kommt noch der Multiplikationseffekt hinzu. Wir bilden Menschen aus, die anderen helfen, glücklicher zu werden.”

“Welche Elemente sind entscheidend, um sich dauerhaft positiv zu verändern?”
Stefan Moerder: “Voraussetzung für eine nachhaltige Veränderung ist ein eindeutiger Beschluss. Viele wünschen sich zwar Veränderung in ihrem Leben, warten aber immer auf die richtige Gelegenheit oder die Veränderung der Situation von außen. Sie begeben sich in eine passive Rolle und sind somit Opfer äußerer Umstände. Selbst, wenn man sagt ‘ich will mich verändern …’, reicht das nicht aus, damit wirklich was passiert. Wer jedoch beschließt, sein Glück noch heute selbst in die Hand zu nehmen, bewegt sich bereits aktiv auf sein neues Ziel zu. Der nächste Punkt ist die Motivation, das eigene Lebensglück zu steigern. Es gibt einen ganzen Maßnahmen-Katalog, um das zu erreichen. Ich kann z. B. lernen, regelmäßig meine Wahrnehmung auf die Glücksmomente zu richten, die mein Leben mir bietet. Wenn mir das wichtig genug ist, werde ich diese Momente bereits nach kurzer Zeit automatisch beachten. Sehe ich aber nicht den Nutzen, den diese Art der Wahrnehmung mir bringt, bin ich auch nicht genügend motiviert. Ich benötige jedoch ein hohes Maß an Motivation, um dauerhaft dran zu bleiben.”

Claudia Pretzl: “Dranbleiben heißt für mich auch die Bereitschaft, verändernde Prozesse immer wieder ablaufen zu lassen. Durch Wiederholungen werden die beteiligten Gehirnareale trainiert und führen zur Veränderung. Die Zentren im Gehirn, die meine Glücksgefühle verursachen, wachsen auf diese Weise. Dadurch sind Glücksgefühle immer schneller und intensiver möglich.”

“Was bringt mir das Ganze denn, wenn ich emotional total abgestürzt bin? Stehe ich z. B. geschäftlich kurz vor dem Ruin, habe ich doch nur im Kopf, wie ich mich finanziell wieder sanieren kann. Muss ich nicht erst meine Probleme lösen, bevor ich mich wieder dem Glück und meinen höheren Zielen zuwenden kann?”
Stefan Moerder: “Die Frage ist, ob Du im abgestürzten emotionalen Zustand überhaupt effektiv Deine Probleme lösen kannst. Befindest Du Dich in ständiger Angst, dass Dein Leben aus dem Ruder gerät, sinkt Dein Potential auf beispielsweise 40 %, im Extremfall sogar auf 20 % Deiner normalen Leistungsfähigkeit. Alle Ängste bauen auf einem der sieben Grundbedürfnisse auf, die jeder Mensch verfolgt. Bei uns in der westlichen Zivilisation lebenden Menschen sind alle Grundbedürfnisse zwar in der Regel erfüllt, wir empfinden das aber oft unbewusst nicht so. Deshalb reagieren Deine Instinkte unter Umständen in der Situation einer drohenden finanziellen Pleite wie in einer realen Lebensgefahr, die natürlich nicht besteht, aber trotzdem schlechte Gefühle verursacht. In Wirklichkeit geht es Deinen Instinkten aber nur darum, genug zu essen, zu trinken und einen warmen und trockenen Schlafplatz zu haben. Sie möchten Schutz vor Gewalt und noch einige wenige andere Dinge. Hinwendung zum Glück ist nur dann unmöglich, wenn Dein Überleben scheinbar akut gefährdet ist. Anders ist es, wenn Du verinnerlicht hast, dass Dein Überleben gesichert ist. Wichtig ist, dass dies auf allen Ebenen geschieht, also bewusst und unbewusst. Nun hast Du auch die Möglichkeit glücklich zu sein, wenn Du Dich in einer äußerlich schwierigen Situation befindest. Als glücklicher Mensch ist es dann auf einmal umgekehrt: Du erreichst bis zu 200 % Deiner normalen Leistungsfähigkeit.”

“Wie wirkt sich das auf mein Problem aus?”
Claudia Pretzl: “Mit Deiner erhöhten Leistungsfähigkeit hast Du Zugriff auf eigenes Wissen, welches Dir im ‘Betriebsmodus Angst’ nicht zur Verfügung steht. Du bist kreativer und ziel-, chancen- und lösungsorientiert. Du siehst nicht mehr die Probleme im Vordergrund, sondern entdeckst mehrere Möglichkeiten, wie Du etwas ändern kannst. Eine bessere Ausstrahlung und positiver Einfluss auf andere sind weitere Folgen. Es ist also grundsätzlich besser, erst glücklich zu sein und dann sein Problem anzupacken.”

“Wie sieht denn eine sinnvolle Zielsetzung für einen Unternehmer aus?”
Stefan Moerder: “Genauso wie bei einem Angestellten oder Arbeitslosen. Sie unterscheidet sich höchstens im Inhalt, nicht aber bei den Faktoren. Wie ein sinnvolles Ziel sein sollte, liste ich hier einmal auf:

-selbsterfüllbar
Es macht wenig Sinn, sich ein Ziel zu setzen, deren Erfüllung von einem anderen Menschen abhängt. Ich wäre nur wieder passiv und abwartend, anstatt selbst mein Leben in die Hand zu nehmen. Um mein Ziel zu erreichen, kann ich mir natürlich Unterstützung holen. Dann sollte ich mir aber bewusst machen, dass es immer viele Möglichkeiten gibt, diese Unterstützung zu bekommen. So bekomme ich ein Gefühl von Fähigkeit und Unabhängigkeit.

-realistisch
Realistische Ziele stärken mein Selbstbewusstsein, weil ich mich so auch fähig fühle, diese zu erreichen.

-präzise
Zwei Fragen stehen am Anfang der Zieldefinition: ‘Wo stehe ich zur Zeit?’ und ‘Wo will ich hin?’. (Anmerkung von Udo Michaelis: Exakt gleiche Antwort gab Uwe Taaken auf meine Frage: ‘Was ist bei der Erreichung eines Zieles von Bedeutung?’ Die drei haben sich allerdings nicht abgesprochen - ehrlich!) Aus Standort und Zielbestimmung ergibt sich, was ich für das Erreichen tun kann und welche Vorteile mir das Ziel bringt.

-unwiderstehlich
Wenn mich mein Ziel vom Hocker haut, ist auch meine Motivation stark genug, die Sache durchzuziehen. Wenn mir klar ist, was mir am meisten Spaß macht und ich diese Dinge in meinem Leben vermehre, dann kann ich daraus eine positive Leidenschaft entwickeln.”

“Würdet Ihr sagen, wenn man nur dem glücklich sein oberste Priorität einräumt und eine richtige Zielsetzung wählt, dann läuft das eigene Leben optimal?”
Claudia Pretzl: “Wir haben hier einige Aspekte vermittelt, die zu einem glücklicheren und erfolgreicheren Leben führen können. Das sind allerdings alles nur kleine Auszüge aus einem sehr komplexen Gesamtkonzept. Unser Glückskonzept bietet für sehr viele Anwendungsgebiete die passenden Antworten. ”

“Was ist Eurer Meinung nach der wichtigste Faktor für Erfolg?”
Stefan Moerder: “Ich kann nur noch einmal wiederholen, was Claudia bereits betont hat: Mache Dir zuerst gute Gefühle und gehe erst danach Deine Probleme und Anforderungen an. Das führt schneller zum Erfolg, erhöht Deine Leistungsfähigkeit, verleiht Dir eine bessere Ausstrahlung und macht Dich zu einer attraktiven Persönlichkeit.”

Freitag, 21. Juni 2013

Die Zeiten der "eierlegenden Wollmilchsau" sind vorbei

Als Hobbymusiker hatte ich vor längerer Zeit an einer Live-Session als Gitarrist mitgewirkt. Mit zwei der anderen Musiker habe ich mich musikalisch und persönlich hervorragend verstanden. Also gründeten wir eine neue Band. Wir hatten in den letzten zwei Jahren verschiedene Auftritte, bei denen wir hauptsächlich gecoverte Rocksongs der 70er und 80er Jahre gespielt haben. Es gibt zwischen uns dreien aber nicht nur eine musikalische, sondern auch eine berufliche Zusammenarbeit. Einen der beiden stelle ich heute vor.
Dipl. Ing. Uwe TaakenDipl. Ing. Uwe Taaken sammelte nach seinem Abschluss als Maschinenbauingenieur zunächst sechs Jahre Erfahrungen im Qualitätsmanagement bei seinem damaligen Arbeitgeber. Er absolvierte außerdem eine Ausbildung als Qualitätsbeauftragter beim TÜV und erwarb weitere Qualifikationen (z. B. Refa und Sicherheitsingenieur). 2004 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete sein eines Ingenieurbüro. Unsere Kooperation mit Uwe Taaken beschränkt sich allerdings nicht nur auf Qualitätsmanagement. Er ist darüber hinaus auch Experte für Brandschutztüren und -tore und konnte schon so manches kniffelige Problem seiner Kunden lösen.

Udo Michaelis: “Wie definierst Du den Begriff ‘Qualität’ im Zusammenhang mit Deiner beruflichen Tätigkeit?”
Uwe Taaken: “Qualität wird definiert über festgelegte Eigenschaften eines Produktes oder einer Dienstleistung. Festgelegt werden diese Merkmale vom Markt, bzw. vom Kunden. Um diese angestrebte Qualität zu erreichen, zu festigen und weiter auszubauen wird Qualitätmanagement benötigt.”

“Du hilfst also Deine Kunden, die Qualität ihrer Waren oder Dienstleistungen zu optimieren.”
“Nicht nur. Es nutzt wenig, wenn dieses Ziel mit unangemessenen Mitteln erreicht wird. Produziert man qualitativ hochwertige Produkte mit mittelalterlichen Werkzeugen, bringt das dem Unternehmen nicht viel ein. Um die Herstellkosten im Rahmen zu halten, ist ein effizienter Produktionsablauf erforderlich. Ein administrativer Wasserkopf verhindert ebenfalls eine vernünftige Zielerreichung. Daher ist neben der Qualität der Leistung auch die Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse von großer Bedeutung.”

“Wer nimmt Deine Leistungen in Anspruch?”
“Die meisten meiner Kunden sind Industriebetriebe, z. B. Hersteller von Türen und Toren, Lederverarbeitung, Kunststoffverarbeitung und Entwicklung und Herstellung von Elektronikbauteilen. Meine vorrangige Zielgruppe besteht aus kleineren und mittleren Betrieben, die zwischen 5 und 200 Mitarbeiter beschäftigen.”

“Hast Du eine bestimmte Methode, um Kunden zu akquirieren?”
“Bisher habe ich weder akquiriert, noch Werbung geschaltet. Alle Kunden sind durch Empfehlungen auf mich aufmerksam geworden.”

“Dann müssen Deine Kunden ja überaus zufrieden mit Dir sein. Wo liegen nach Deiner Meinung die Gründe dafür?”
“Versucht man alle mit den gleichen Mitteln zu erreichen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich keiner angesprochen fühlt. Die Zeiten der ‘eierlegenden Wollmilchsau’ sind vorbei. Zu behaupten, ich wäre der beste Qualitätsmanager West-Europas wäre absolut blödsinnig. Mein Ziel ist es, Kunden zu finden, die zu mir passen. Dabei versuche ich mich nicht krampfhaft anzupassen, sondern zeige offen meinen Stil. Für diejenigen, die meinen Stil mögen, bin ich dann in aller Regel der richtige Geschäftspartner. Ich versuche dann mit meinem Kunden eine gesunde Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu legen. Ist diese erreicht, setzt das auf beiden Seiten ein hohes Maß an Motivation frei. Mir macht es dann Spaß, mich für meinen Kunden so richtig ins Zeug zu legen.”

“Du hast gerade von Deinem Stil gesprochen. Wie sieht dieser aus?”
“Ich bin eher hemdsärmelig als ein Nadelstreifen-Typ. Gut, es gibt auch Situationen, wo ich eine Krawatte trage. Ich wollte mehr damit sagen, dass ich ein Praktiker bin, der zupacken kann. Es ist nicht mein Ding, bei meinem Kunden über abgehobene theoretische Abhandlungen zu referieren. Es geht darum, Sachzusammenhänge schnell zu erkennen und in einer verständlichen Sprache Lösungsmöglichkeiten zu kommunizieren. Danach ist es wichtig, diese effizient umzusetzen. Ich tauche rasch in die Betriebsabläufe ein und identifiziere mich sehr schnell mit dem Betrieb. Wenn ich öfters von ‘wir’ und von ‘uns’ spreche, erweckt das manchmal sogar den Eindruck, ich wäre ein Mitarbeiter der Firma. Einmal kam ich in eine interessante Situation: Ein anderer Berater hatte bereits vorher versucht, ein schwieriges Projekt seines Kunden zu meistern und ist dabei gescheitert. Ich habe den Auftrag anschließend übernommen, weil die ‘Chemie’ stimmte und das Projekt mit Erfolg durchgezogen.”

“Ich habe fast den Eindruck, du bist nicht nur als Musiker, sondern auch in Deinem Beruf ein künstlerischer Freigeist.”
“Ganz so ist es auch wieder nicht. Der Ausgangspunkt ist zunächst, die Anforderungen meines Kunden zu erfüllen. Diese ergeben sich wiederum zum großen Teil aus den Anforderungen durch Normen, von Behörden und vom Markt. Ein Teil der Aufgabenstellung ist somit vorgegeben. Allerdings gibt es durchaus verschiedene Möglichkeiten, wie sich die Anforderungen erfüllen lassen. Die kreativen Gestaltungsmöglichkeiten sind für meine Kunden und mich immer wieder faszinierend. Spannend finde ich auch, wenn ich die Struktur eines Unternehmens betrachten und verstehen kann, um daraus gemeinsam mit meinem Auftraggeber ein Umsetzungskonzept zu entwickeln. Neben der ‘Pflicht’, der vorgegebenen Aufgabenstellung, gibt es noch die ‘Kür’, und die macht richtig Spaß. Hier ist der Ausgangspunkt das Ziel, welches mein Kunde gemeinsam mit mir erreichen will.”

“Haben Deine Kunden immer konkrete Ziele?”
“Nicht immer. Manchmal haben sie zwar intuitiv Ziele, diese sind ihnen aber nicht bewusst. Um langfristig erfolgreich zu sein ist es allerdings wichtig, konkrete Ziele benennen zu können.”

“Was ist bei der Erreichung eines Zieles von Bedeutung?”
“Die beiden wichtigsten Fragen sind: ‘Wo stehe ich zur Zeit?’ und ‘Wo will ich hin?’. Meine Hilfestellung zur ersten Frage liegt im aufbereiten relevanter Informationen. Die dadurch gewonnenen Daten helfen dabei, den eigenen Standort zu erkennen. Auf deren Grundlage kann der Unternehmer außerdem Entscheidungen für den nächsten Schritt treffen. Dieser Schritt setzt den Beginn für einen dynamischen Prozess und führt zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Der berühmte Satz ‘Stillstand ist Rückschritt” ist in diesem Zusammenhang bedeutsam. Wenn ich nicht bereit bin mich weiter zu entwickeln, zu reflektieren, zu lernen, werde ich erleben, wie ich rechts und links von anderen überholt werde. Letztlich ist meine Wettbewerbsfähigkeit von diesen Dingen abhängig. Wie ein Unternehmer sein Ziel formuliert, kann ganz unterschiedlich sein. Eigentlich hat es immer in irgendeiner Weise mit ‘Erfolg’ zu tun.”

“Was bedeutet unternehmerischer Erfolg für Dich?”
“Man kann es drehen und wenden wie man will - wenn ich keine Kunden habe, die meine Leistungen honorieren, kann ich eine noch so gute Qualität abliefern; es bringt mir nichts. Wenn ich die beiden Punkte ‘Leistungsangebot mit hoher Qualität’ und ‘Zielgruppe’ geklärt habe, kommt die Frage: ‘Wie erreiche ich einen möglichst hohen Grad der Kundenzufriedenheit?’ Dazu gehört aber mehr als nur gute Produkte. Wir kennen alle die Situation, wenn wir nach einem Essen im Restaurant vom Kellner gefragt werden ‘hat es geschmeckt?’ Wenn das Essen okay war, sagen wir ‘danke, gut’. Ein gutes Essen allein erzielt allenfalls einen mittleren Grad der Kundenzufriedenheit. Gutes Essen gibt es schließlich in vielen Restaurants. Jetzt stell Dir vor, Du wirst von einem Kellner schon beim Eintreten in das Restaurant freundlich begrüßt. Es führt Dich und Deine Familie zum Tisch und bringt Euch einen Aperitif und eine kleine Vorspeise. Ihr habt einen superbequemen Platz und geniesst das herrliche Ambiente des Lokals. Jeder von Euch findet in der Speisekarte etwas, was faszinierend klingt. Also wird bestellt - na ja, vielleicht ist es ein wenig teurer als sonst, aber heute ist es uns das wert. Dann geschieht etwas Überraschendes: Der Kellner serviert das Essen und bringt den Koch höchstpersönlich mit. Dieser erklärt Euch voller Enthusiasmus, welche Kreationen Ihr in den nächsten Minuten speisen werden, aus welchen Ländern die Rezepte stammen und wünscht Euch mit netten Worten einen guten Appetit. Nachdem Ihr gegessen und anschließend bezahlt habt, schenkt der Kellner deinem siebenjährigen Sohn noch ein kleines Spielzeug. Du wirst mir sicherlich zustimmen, dass Du bei einem solchen Erlebnis nicht mehr von einfacher Kundenzufriedenheit sprechen würdest. Du wärst begeistert und würdest allen möglichen Leuten von diesem Restaurant erzählen. Um es noch einmal zu wiederholen: Ein gutes Produkt alleine reicht nicht aus. Der Kundenservice, die Vorgehensweise bei der Reklamationsbearbeitung, der Zusatznutzen, dem ich meinem Kunden kostenlos biete und vieles andere steigert die Kundenzufriedenheit enorm. Bei mehreren vergleichbaren Anbietern wird letztenendes derjenige erfolgreich. dem es gelingt zu begeistern.”

Donnerstag, 20. Juni 2013

Christlicher Glaube kann krank machen - oder gesund

Mitten im Zentrum einer ostwestfälischen Kleinstadt steht sie - die Haller Herz-Apotheke. Wenn man sie betritt, wird man von aufmerksamen Mitarbeitern freundlich und kompetent bedient. Das ist allerdings nicht der Punkt, wo sich diese Apotheke entscheidend von den Mitbewerbern abhebt. Man kann wirklich nicht sagen, dass man in den anderen Haller Apotheken auf schlecht gelauntes Personal trifft, das wenig von der Materie versteht. Nein, eigentlich genießt die Branche im Ort einen guten Ruf - zu Recht, wie ich finde. Eine der erwähnenswerten Leistungen der Haller Herz-Apotheke liegt in der Betrachtungsweise des Themas “Gesundheit”. Daraus ergibt sich eine sehr wirkungsvolle andere Art und Weise, die Kunden zu beraten. Die ist wesentlich hilfreicher, als einfach nur die “Schachtel mit den passenden Pillen” rüber zu schieben. Das folgende Interview mit dem Inhaber, Axel Schlüter, gibt dazu einige aufschlussreiche Aspekte.

Axel SchlüterUdo Michaelis: “Axel, Du stellst Dich am besten erst einmal selbst vor.”
Axel Schlüter: “Ich bin 46 Jahre alt und nicht der einzige Apotheker in der Familie. Meine Frau Edeltraut ist Inhaberin der Osning-Apotheke in Halle. Wir haben gemeinsam drei Kinder. Nach dem Abi studierte ich Pharmazie. Bevor ich mich selbstständig machte, arbeitete ich in verschiedenen Apotheken. Während meiner letzten Stelle studierte ich berufsbegleitend drei Semester Gesundheitswissenschaften. Dieses Studium hat meine spätere Berufsauffassung stark geprägt.”

“Wodurch kam diese Prägung zu Ausdruck?”
“Vorher betrachtete ich den Menschen von seiner Krankheit her. Es gab Symptome, die bekämpft und im besten Fall beseitigt werden konnten. Das Studium der Gesundheitswissenschaften vermittelte mir eine mehr ganzheitliche Sicht des Menschen. Es wurde erforscht, was gesund erhält und nicht der Schwerpunkt auf die Krankheiten an sich gelegt.”

“Du verkaufst aber doch selbst Mittel, die zum Bekämpfen von Krankheiten beitragen sollen.”
“Das stimmt! Arzneimittel und Schulmedizin haben selbstverständlich ihre Existenzberechtigung und sind in vielen Fällen sicherlich hilfreich. In ernsten Situationen können sie sogar lebensrettend sein. Es gibt jedoch auch Grenzen. Pillen schlucken lindert oft Schmerzen, setzt aber nicht an der Ursache an.”

“Wie sähe ein Beispiel aus, um das zu verdeutlichen?”
“Stresskrankheiten sind heute in aller Munde. Stress setzt im Körper Adrenalin frei und erhöht den Blutdruck. Durch eine vermehrte Cortisonproduktion steigt der Blutzuckerspiegel. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer chemischer Reaktionen im menschlichen Körper, die gesundheitliche Probleme bewirken können. Der Mensch wird daraufhin krank und versucht mit entsprechenden Mitteln die Krankheiten auf ein Maß zu reduzieren, das ihn wieder funktionsfähig macht. Wenn er aber nicht an der Ursache - nämlich dem Stress selbst - ansetzt, wird er keine wirkliche Heilung erfahren.”

“Wie sollte man konkret bei Stress an der Ursache ansetzen?”
“Situationen, die wir als stressig erleben, können von uns unterschiedlich bewertet werden. Nehmen wir an, Du hättest Schwierigkeiten mit einem äußerst unangenehmen Kunden. Der würde Dich vielleicht runterputzen oder Dir mit schmerzhaften Konsequenzen drohen, falls Du seinen Forderungen nicht nachgibst. Das Erlebnis selbst löst keinen Stress aus, sondern die Bewertung der Situation. Es ist Deine freie Wahl, wie Du auf dieses Ereignis reagieren willst. Du kannst Dich über den Kunden ärgern und aggressiv reagieren. Es gäbe weitere Möglichkeiten, ihm beispielsweise Grenzen aufzuzeigen oder ihn vor die Wand laufen zu lassen. Du könntest aber auch versuchen, diesem Kunden mit Verständnis zu begegnen. Vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag oder steht selbst massiv unter Druck, den er nicht kontrollieren kann, und jetzt Du bist in sein Schussfeld geraten. Sicherlich ist es anfangs oft nicht so einfach, bei schwierigen Ereignissen gelassen zu bleiben. Ich gebe zu, dass mir das auch nicht immer gelingt. Es ist aber wie bei allen Gewohnheiten, die man verändern möchte. Am Anfang steht die Erkenntnis, dass eine neue Verhaltensweise für Dich und oft auch für andere Vorteile bringen kann. Du handelst entsprechend dieser Erkenntnis und machst positive Erfahrungen. Die Bestätigungen, die Du jetzt erfährst, erhöhen wiederum Deine Motivation, auf diese Weise weiter zu machen. Irgendwann wird das neue Verhalten zur Gewohnheit.”

“Funktioniert das denn immer?”
“Nein, weil oft nicht genügend Energie vorhanden ist, diesen Prozess in Bewegung zu halten. Die Energie, die zur Veränderung der eigenen Lebensumstände erforderlich ist, wird oft durch Hemmnisse reduziert. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, sein Energiepotential zu steigern.”

“Zum Beispiel?”
“Wir machen uns viel zu wenig bewusst, welchen Einflüssen wir uns ungefiltert aussetzen und welche Auswirkungen diese auf unser Denken, Fühlen und Handeln haben. Wenn wir uns z. B. jeden Abend Horror- oder Gewaltfilme ansehen, dann hat das Konsequenzen. Wir sind wahrscheinlich aggressiver und nervöser. Wer sich ständig heftige Pornofilme reinzieht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er eine ausgeartete sexuelle Phantasie hat. Andererseits gibt es Filme, bei denen man anschließend gut gelaunt oder entspannt ist. Manche Filme hatten bei mir eine ähnliche Wirkung wie eine gute Predigt. ‘Chocolat’ beispielsweise empfand ich als sehr aufbauend. Wir sollten uns mehr mit den Dingen beschäftigen, die uns Energie liefern.”

“Du meinst also, dass wir durch die Art und Weise, wie wir unseren Alltag leben, unsere Gesundheit beeinflussen können?”
“Auf jeden Fall! Oft sind es einfache Dinge, die zur Gesundheit beitragen. Wer in einem intakten Umfeld lebt, eine stabile Familie hat und einen erfüllenden Beruf ausübt, hat größte Chancen auf eine gute Gesundheit. Es gibt auch Untersuchungen, dass Menschen mit Gottvertrauen gesünder sind als der Durchschnitt. Ich glaube allerdings, dass es sowohl einen gesund machenden als auch einen krank machenden Glauben gibt.”

“Worin liegt der Unterschied?”
“Im Gottesbild und der persönlichen Bedeutung des Glaubens! Ich kenne Menschen, die durch die Hinwendung an Gott befreiter und glücklicher geworden sind. Durch ihre Glaubenserfahrungen entwickelt sich ein Urvertrauen, ein Gefühl der Geborgenheit und der Glaube an einen wohlwollenden und liebenden Schöpfer. Diese Menschen sind gesundheitlich tendenziell stabiler. Bei manchen Leuten ist der Glaube von permanenter Angst gekennzeichnet. Sie leben eine dogmatische Gesetzlichkeit, die in erster Linie im Einhalten sinnloser religiöser Normen besteht. Sie gestehen sich und anderen nicht zu, auch mal Fehler machen zu dürfen und sind deswegen unbarmherzig gegen sich und andere. Oder sie haben sich diese Pflichten von religiösen Führern auferlegen lassen. Dieses ‘müssen’, ‘nicht dürfen’ und die ständige Angst, etwas falsch zu machen und dafür von Gott bestraft zu werden, löst bei manchen Menschen gewaltigen Stress aus. Solch eine Religiosität bezeichne ich als ‘krank machenden Glauben’. Andererseits gibt es auch viele Menschen, die Böses ohne das geringste Schuldbewusstsein tun. Deswegen ist es mir wichtig hinzuzufügen, dass es selbstverständlich auch viele wichtige und sinnvolle Gebote und Verbote (z.B. die ‘Zehn Gebote’) gibt.”

“In der christlichen Terminologie gibt es Begriffe wie ‘Schuld’ und ‘Buße’. Führen diese manche Gläubige nicht geradezu in eine sogenannte ‘ekklesiogene Neurose’?”
“Diese Schlussfolgerung wäre mir zu einseitig! Es ist eher die Frage, wie ich diese Begriffe einordne. Ich sehe mich als Mensch, der Fehler macht und gestehe mir dieses auch zu. Ich finde es hilfreich, mein Leben zu reflektieren, um Fehler und Versäumnisse zu erkennen. Das gibt mir die Möglichkeit, mich zu verändern und weiter zu entwickeln. Ich habe den Buß- und Bettag, der bei uns inzwischen kein Feiertag mehr ist, dazu genutzt. An diesem Tag war meine Apotheke geschlossen, was manche vielleicht irritiert hat. Aber mir ist es wichtig auch meine Verantwortung zu erkennen, statt immer nur die Fehler bei anderen zu suchen. Alle meine Gedanken, Taten und Entscheidungen haben Konsequenzen für mein Leben und das Leben Anderer. Leider schieben viele Menschen diese Verantwortung von sich weg. Wenn etwas nicht nach Plan läuft, dann geben sie dem bösen Nachbarn die Schuld, oder dem Chef, der Regierung oder sonst wem. Sie hadern lieber mit ihrem Schicksal, als ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.”

“Kann ich durch den ‘gesund machenden Glauben’ und Eigenverantwortlichkeit jedes gewünschte Resultat in meinem Leben erzielen?”
“Man sollte versuchen, verschiedene Aspekte zu vereinen, um zu einer ausgewogenen Haltung zu kommen. Zum einen unterschätzen wir oft unser schöpferisches Potential und begeben und stattdessen in eine Opferrolle. Andererseits wehre ich mich gegen ein Allmachtsdenken nach dem Motto: ‘Ich muss nur an der richtigen Schraube drehen und bekomme dann das gewollte Resultat’. Gerade in der Medizin ist dieses Denken weit verbreitet. Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse über Krankheiten müssen wir uns eingestehen, dass uns vieles unbekannt ist. Wieso erkrankt ein mit Borreliose-Erreger infizierter Mensch und ein anderer nicht? Wir wissen, dass es Autoimmunerkrankungen gibt, bei denen sich das Immunsystem gegen die körpereigenen Zellen richtet. Weshalb das jedoch geschieht, liegt noch völlig im Dunklen. Ich würde mir einen demütigeren Umgang mit derartigen schwierigen Sachverhalten wünschen, anstelle eines besserwisserhaften Auftreten gegenüber den Hilfesuchenden. Denn letzten Endes ist doch der Mensch wichtiger als alle Theorien oder wissenschaftliche Forschungen.”

“Was bedeutet ‘Mensch sein’ für Dich?”
“Meinen Platz in der Welt zu erkennen und gemäß meiner Gaben auszufüllen! Dabei wird die Bedeutung der äußeren Umstände überschätzt. Materielle Dinge wie Geld sehe ich als Mittel zum Zweck, um meine Aufgaben wahrnehmen zu können. Diejenigen, die ständig dem Geld hinterher jagen, tun dies aus der Angst heraus, zu kurz zu kommen. Über viel Geld zu verfügen ist nicht unmoralisch. Wer jedoch lediglich Geld anhäuft, hat meiner Meinung nach seinen Lebenssinn verfehlt. Wer bereit ist, sein Geld fließen zu lassen, kann damit viel Gutes bewirken. Die Angst, zu kurz zu kommen, kann man auch durch das Bewusstsein verlieren, dass unser jetziges irdisches Leben nicht alles ist. Diese Erkenntnis befreit von falschen Maßstäben an das Leben und von Egozentrik. Anderen etwas zu geben oder zu helfen gehört zum ‘Mensch sein’ dazu. Es ist interessant, dass man dabei innere Zufriedenheit verspürt. Man kann auf diese Weise sogar etwas für sein eigenes Glück tun.”

Mittwoch, 19. Juni 2013

Religiöser Muff oder gelebter Glauben, der vom Hocker reißt

Vor einiger Zeit hörte ich vom "Anderen Gottesdienst" der ev. Kirchengemeide Halle (Westf.). Ausgangspunkt zur dessen Entstehung war eine Frage, die Pastor Bernd Eimterbäumer verschieden Leuten gestellt hat: "Was muss ich tun, damit ihr in den Gottesdienst und in die Kirche kommt". Bei den Antworten kamen Dinge wie "nicht Sonntags um 10 Uhr wenn ich auspennen will", "der Pastor soll nicht so viel Abgehobenes erzählen, was nichts mit unserem Alltag zu tun hat", "mehr Pepp und nicht so trocken" und "andere Musik”. Bernd Eimterbäumer hat schnell erkannt, dass die Aussagen dieser Leute kein Spott, sondern handfeste Verbesserungsvorschläge waren. Die Ideen, die sie brachten, waren weder verrückt oder abgehoben und erst recht nicht unerfüllbar. Er hat sie ernst genommen. Die Folge war eine Form des Gottesdienstes, die den Wünschen vieler Menschen tatsächlich entspricht.
Drummer und Gitarristen der Footprints (Anderer Gottesdienst 13,01,08)An einem Sonntag um 18.00 Uhr besuchte ich diesen Gottesdienst. Noch an der Türschwelle hatte ich mein erstes positives Erlebnis. Ich wurde herzlich begrüßt - nein, nicht mit einem aufgesetzten Grinsen, sondern wirklich herzlich. Nach shakehands, ein paar netten Worten und den Empfang von Gummibärchen versuchte ich vergeblich einen Sitzplatz zu finden. “Ich bin 15 Minuten früher da und muss jetzt stehen? Ist das immer so voll hier?” Es wurden noch ein paar Stühle organisiert und so konnte ich doch noch Platz nehmen.

Es ging los. Die Band spielte: 3 Sängerinnen, E-Gitarren, Drums, Keyboard etc. Die Menschen in der Kirche sangen mit - der Text wurde per Beamer an die Leinwand geworfen. Zwei Moderatorinnen führten durch den Abend. Ein Theaterstück wurde aufgeführt. Dann gab es eine Predigt - kein Pastor im schwarzen Talar, sondern ein junger Mann in gewöhnlicher Kleidung. Der Vortrag war kurz und interessant.

Theaterszene (hier eine Szene vom 13.01.08 mit Christoph Pahmeyer)Die Moderatorinnen führten dann ein Interview. Ich meine, es wäre mit einem Haller Geschäftsmann gewesen, aber so genau kann ich mich nicht mehr erinnern.

Zum Schluss spielte noch einmal die Band. Nach dem Gottesdienst gingen Einige ins “Cafe’ Gegenüber” zum gemütlichen Beisammensein und Quatschen. Andere trafen sich in der “Grotte”. Dort befanden sich meist Jugendliche. Die Musik, die hier lief, war ziemlich laut. Es gab einen Kicker und einen Billardtisch.

Front des Jugendhauses, in dem sich die Grotte befindetDer Gottesdienst hat mir gefallen und von da an habe ich ihn bis zu meinem Umzug ins Siegerland regelmäßig besucht. Man begegnet dort Menschen, die ihren Glauben sehr engagiert leben, anstatt auf einer theoretischen Ebene nur davon zu faseln. Auf der anderen Seite sind sie unverkrampft und haben sie eine Menge Spaß. Eine gute Mischung, wie ich finde. Den Altersdurchschnitt riss ich als Mensch um die 50 Jahren allerdings nach oben, weil über die Hälfte der Besucher unter 25 sind.

Beim folgenden Interview hatte ich diesmal vier Gesprächspartner:
-Bernd Eimterbäumer (42, Pastor)
-Katharina (Kaddie) Hallen (16, Sängerin der Band Footprints)
-Kim Kupczyk (16, ebenfalls Sängerin bei den Footprints)
-Björn Hamann (18, Moderator und Theater-Darsteller)

Udo Michaelis: “Was motiviert Euch, ehrenamtlich Aufgaben in der Gemeinde wahrzunehmen?”
Björn Hamann: “Neben meinen Aufgaben im Anderen Gottesdienst engagiere ich mich in der kirchlichen Jugendarbeit. Auf den Norwegen-Freizeiten gehöre ich zu den Betreuern, die unsere Konfirmanden begleiten. Wenn man die Konfis dort abholt, wo sie stehen, ist es gar nicht so schwer, eine enge Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die Kids mögen kein Gelaber, sondern wollen als Persönlichkeiten ernst genommen werden. Interessant ist, dass viele von ihnen das Ziel haben, selbst Mitarbeiter in der Gemeinde zu werden. Sie möchten beispielsweise Betreuer für die nächste Konfi-Generation auf einer Norwegen-Freizeit werden. Solche Ergebnisse geben mir das Gefühl, am richtigen Platz zu sein und motivieren mich, weiter zu machen.”

Kaddie Hallen: “Eine Frau aus unserem Ort hat sich aufgrund von negativen Erfahrungen mit der Kirche bewusst von ihr distanziert. Sie sah auch keinen Sinn mehr darin, ihren Sohn zum Konfi-Unterricht zu schicken. Dann wurde sie durch einen von uns zum Anderen Gottesdienst eingeladen. Sie ging auch hin und war sehr beeindruckt. Ihre veränderte Einstellung führte dazu, dass ihr Sohn dann doch den Unterricht besuchte. Der Junge bekam ebenfalls eine positive Einstellung zum Glauben und zur Kirche. Solche Erlebnisse finde ich sehr motivierend. Mich freut es, wenn sich Menschen, die mit Kirche nichts am Hut haben, sich auf eine Erfahrung mit Jesus Christus einlassen.”

Kim Kupczyk: “Manchmal kommen Leute nach dem Anderen Gottesdienst zu uns und sagen, dass unsere Musik ihnen gut getan hat. Mich hat überrascht, dass es sogar ältere Menschen gibt, denen die ‘Power’ unserer Songs gut gefallen. Solch ein Feedback macht natürlich Spaß.”

“Welche Besetzung hat Eure Band?”
Kim Kupczyk: “Wir haben zwei E-Gitarristen, einen Keyboarder, der bei einigen Stücken alternativ Akustik-Gitarre spielt, eine Bassistin, einen Drummer und drei Sängerinnen. Das Alter der Bandmitglieder liegt zwischen 16 und 19 Jahren.”

“Bernd, worin liegt die Motivation für Deine Gemeindearbeit?”
Bernd EimterbäumerBernd Eimterbäumer: “Bevor wir den Anderen Gottesdienst ins Leben riefen, besuchte ich eine Konferenz der Willow Creek Community Church in der Nähe von Chicago. Dort habe ich die entscheidenden Impulse bekommen, um neue Wege in der Gemeindearbeit zu gehen. Der Referent stellte uns aufrüttelnde Fragen: ‘Was ist euer Traum? Wie sieht eure Vision aus?’ Ich setze mich also hin und schrieb meinen Traum, meine Vision auf. Der Inhalt lautet zusammengefasst etwa so: ‘Ich will kirchenfernen Menschen die Möglichkeit zu geben, Gott und Kirche kennen zu lernen und einen Platz in der Gemeinde zu finden. Es sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass diese Menschen sich einbringen können, um die Welt zum Positiven verändern zu können.’ Gemeinde verstehe ich in dem Kontext als lebendigen Organismus, der aus verschiedenen Gliedern besteht. Diese Glieder haben unterschiedliche Aufgaben. Du erkennst Deine Berufung am besten, wenn Du darauf achtest, wo Dein Herz schlägt. Es geht also nicht in erster Linie darum Mitarbeiter zu finden, damit Aufgaben erledigt werden. Wenn Du an der Stelle mitarbeitest, wo Dein Herz schlägt, entwickelst Du Dich in Richtung Deiner persönlichen Berufung. Wer diese Berufung lebt, erfährt Erfüllung. Um diesbezüglich Hilfestellungen zu geben, bieten wir in verschiedenen Kleingruppen einen Gaben-Test an. Die Auswertung dieses Tests und die anschließende Beratung hilft dem neuen Mitarbeiter eine Aufgabe zu finden, in der er glücklich ist und andere glücklich machen kann. Letzten Endes profitiert die Gemeinde wiederum davon, weil sie aus einer Vielzahl von hoch motivierten Gemeindegliedern besteht. Das Konzept, in dem der Kirchenbetrieb ausschließlich durch Pastor, Kantor und Küster veranstaltet wird, verhindert meiner Meinung nach ein lebendiges Gemeindewachstum.”

Kaddie Hallen: “Mir gefällt in diesem Zusammenhang, dass beim Anderen Gottesdienst nicht nur Pastoren, sondern auch Ehrenamtliche predigen.”
Der Jesus-Anhänger von Bernd Eimterbäumer 
“Es geht also nicht darum, Schäfchen zu sammeln, indem der Pastor die missionarische Keule schwingt?”
Bernd Eimterbäumer: “Eher im Gegenteil! Wir wollen Räume schaffen und Angebote installieren, die attraktiv sind. Es geht nicht darum, Leute in eine bestimmte Richtung zu pushen, sondern ein Christsein zu leben, welches begeistert  und vom Hocker reißt.”

“Einige christliche Missionare kamen einmal zu Mahatma Gandhi und haben ihn gefragt, was sie tun müssten, damit die Hindus ihre Botschaft annehmen würden. Gandhis Antwort war überraschend: ‘Denken Sie an das Geheimnis der Rose. Alle mögen sie, weil sie duftet. Also duften Sie, meine Herren.’ Die effektivste Mission ist demnach, wenn mein Christsein attraktiv ist.”
Bernd Eimterbäumer: “Ein sehr schönes Bild. Ja, das sehe ich genauso. ‘In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst.’ Diese Aussage des Kirchenvaters Augustinus geht in die gleiche Richtung.”

“Werden Eure Aktionen immer positiv bewertet?”
JugendbulliBernd Eimterbäumer: “Natürlich gibt es hin und wieder Leute, die was zu meckern haben. Vor kurzen rief mich ein Professor an, der sich für die Erhaltung der deutschen Sprache engagierte. Er regte sich darüber auf, dass wir Anglizismen wie “Holy Night” verwendeten. Auch viele Lieder der “Footprints” sind englisch und auf einem unserer Transparente steht: ‘Whenever you pray, god starts working”. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich den Gebrauch unterschiedlicher Sprachstile in den verschiedenen Veranstaltungen nicht nur für legitim, sondern sogar für sinnvoll halte. Warum soll ich nicht in der Sprache derer kommunizieren, die ich erreichen möchte. Das Gleiche machen Radiosender oder wird in der Werbung als Selbstverständlichkeit praktiziert. Niemand würde dort auf die Idee kommen, einem Jugendlichen mit Stilmitteln zu begegnen, die eher seine Großeltern ansprechen würden. Dieser Professor hatte dafür leider kein Verständnis.”

“Fällt Dir eine Situation ein, in der sich ein Kirchendistanzierter durch die Hinwendung zum Glauben positiv verändert hat.”
FootprintsBernd Eimterbäumer: “Da gibt es mehrere Beispiele. Eines hat Ähnlichkeiten mit dem, was Kaddie erzählt hat. Der Vater eines Konfirmanden war total enttäuscht von allem, was irgendwie mit Gott und Glauben zu tun hatte. Er hatte mit der Kirche total abgeschlossen und war regelrecht kirchenfeindlich eingestellt. Der Sohn, der ab und zu den Anderen Gottesdienst besuchte, konnte seinen Vater interessanterweise dazu bewegen, einmal mit zu kommen. Es war der Beginn einer erstaunlichen Veränderung. Nach einiger Zeit besuchten Vater und Sohn regelmäßig den Gottesdienst. Der Vater nahm an einem “Alpha-Kurs” teil. Es handelt sich um einen Glaubensgrundkurs, in dem wir christliche Inhalte vermitteln. Außerdem  ermutigen wir die Teilnehmer dazu, auf eine persönliche und individuelle Weise Gott zu erfahren. Daraus entsteht oft ein begeistertes und engagiertes Leben als Christ. Dieser Kurs hat das Leben dieses Mannes auf den Kopf gestellt. Bei ihm zu Hause treffen sich inzwischen regelmäßig Menschen in einem christlichen Hauskreis. Darüber hinaus setzt er sich mit viel  Engagement für ein Hilfsprojekt in Rumänien ein. Schon öfters hat er Lieferungen nach Rumänien gebracht und nimmt sich tage- und wochenlang Zeit, um vor Ort Bauprojekte praktisch zu unterstützen. Manchmal kann ich nur staunen, wie die Liebe Gottes das Herz eines Menschen so heilen und erneuern kann.”

“Geht das Interesse am Christsein in der Bevölkerung Deiner Meinung nach zurück, oder steigt es eher?”
Bernd Eimterbäumer: “Aufgrund zunehmender Kirchenaustritte könnte man schlussfolgern, dass die Menschen am Glauben immer weniger interessiert sind. Ich sehe das allerdings etwas anders. Meiner Meinung nach gelingt es den Kirchen nicht mehr, dem spirituellen Bedürfnis der Menschen etwas Adäquates entgegen zu stellen. Ein Indiz für vorhandene Spiritualität ist wachsendes Interesse an esoterischen Richtungen oder östlichen Religionen. Vielen Christen sind sich einfach nicht bewusst, dass wir etwas Spektakuläres zu bieten haben. Wenn wir die Angelegenheit anders wahrnehmen würden, hätten wir auch eine andere Ausstrahlung. Dann würden wir wiederum erleben, wie sich Menschen dem Glauben zuwenden. In meinem Umfeld erlebe ich jedenfalls, dass heute mehr Interesse am christlichen Glauben vorhanden ist, als es früher der Fall war. Ich glaube, dass uns spannende Dinge bevorstehen.”

Dienstag, 18. Juni 2013

Tue was Du liebst und Du hast Erfolg

Das erste Interview in der Reihe habe ich mit Frank Obels geführt. Zum Zeitpunkt des Gespräches (Dezember 2007) war Frank 44 Jahre alt und seine Firma INCONET bestand 11 Jahre. Für beide steht nur ein Thema im Vordergrund: Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die es INCONET-Kunden erlauben, im Internet richtig erfolgreich zu sein.

Wie habe ich Frank Obels kennengelernt? Ich fange mal mit einer kleinen Vorgeschichte an: Ich bin ein Podcast-Fan. Über das Programm iTunes kann man soviel Podcasts kostenlos abonnierten wie man will. Außerdem kann man sie hören, wann man will, im Gegensatz zu Radiosendungen. Einer der besten ist meiner Meinung nach der “HPZ Power-Podcast” von Hans-Peter Zimmermann. Frank war auf drei Episoden dessen Interviewpartner. Diese Sendungen fand ich so interessant, dass ich diesen Menschen kennenlernen wollte.

Also meldete ich mich zu seinem Seminar "Typo 3 Power-User" an. Was ich dort erlebte, war weit mehr als reine Wissensvermittlung. Frank hat ein gutes Gespür dafür, wie er Menschen helfen kann auf die richtige Spur zu kommen. Auch in der folgenden Zeit konnte ich von vielen seiner hilfreichen Impulse profitieren. Als ich ihn interviewte, waren wir noch “per Sie”. Das hat sich allerdings inzwischen geändert.

Udo Michaelis: “Herr Obels, als wir uns kennenlernten, merkte ich sofort, dass Sie kein klassischer Informatiker sind. Wie sieht eigentlich Ihr Werdegang aus?”
Frank Obels: “Zunächst studierte ich BWL, Informatik und Psychologie. Ich hatte das grosse Glück, die Interneteinführung in Deutschland, die zuerst im Hochschulbereich begann, als Rechenzentrumsmitarbeiter meiner Hochschule, mit erleben und mit gestalten zu dürfen. So lernte ich alles über das Internet und das spätere World Wide Web vom ersten Moment an - sowohl was die Technik betraf, als auch die Anwendungen. Dazu gesellte sich das immer stärker werdende Interesse an unbewussten Vorgängen und dem Thema Marketing und Verkauf. Später absolvierte ich in der Schweiz und den USA eine Ausbildung zum Hypnosetherapeut. Durch diese einzigartige Mischung betrachte ich das Internet-Business nun aus einem besonderen Blickwinkel. Eines der besonderen Dinge, die ich gerlernt habe, ist sicherlich die hypnotische Verkaufssprache.”

“Was genau bekomme ich bei Ihrem Unternehmen?”

“INCONET bietet zum einen die Erstellung und Vermarktung von Business-Homepages an, zum anderen Live-Seminare und Internet-Online-Kurse für den Know-How-Transfer. Neben der klassischen Homepage-Produktion werden auch Podcasts oder Video-Portraits erstellt, Blogprojekte ins Leben gerufen oder klassische Internetmarketing-Programme angeboten.”

“Haben Sie eine klar umrissene Zielgruppe?”

“INCONET-Angebote richten sich an Unternehmer und Kleinbetriebsinhaber, die mit der eigenen Homepage im Internet erfolgreich sein wollen und bereit sind, dafür entsprechend aktiv zu sein. Dabei lege ich besonderen Wert auf die Kommunikationsfähigkeit der Unternehmer und bietet deshalb auch das Erfolgs-Seminar Zauberkommunikation an.”

“Was würden Sie als Ihren Erfolgsfaktor bezeichnen?”
“Die wahrscheinlich einzigartige Kombination aus Internet-Know-How, psychologischer Erfahrung, Power-Kommunikation und Marketing-Gespür, die bei jedem Homepage-Projekt zum Einsatz kommt. So bekommt der Kunde nicht wirklich eine Homepage, sondern vielmehr ein homepagebasiertes Erfolgs- und Mentalpaket für seine Internetaktivitäten.”

“Gibt es konkrete Zukunftspläne?”
“Es werden neue Produkte und Dienstleistungen ins Leben gerufen, die noch stärker als heute die unbewussten Vorgänge im Menschen beim Business berücksichtigen. INCONET-Kunden werden dafür nicht nur selbst ein Gespür entwickeln können, sondern diese unbewussten Mechanismen
besser für die eigenen Geschäftsziele nutzen können.”

“Stellen Sie sich vor, jemand möchte von Ihnen den Geheimtipp für den Erfolg. Was würden Sie demjenigen mit auf den Weg geben?”
“Ich würde diese Person fragen, was sie unter Erfolg versteht und warum sie glaubt, dass Erfolg etwas mit ‘Geheimnis’ zu tun habe. Wenn es ein Geheimnis gäbe, dann das, dass man nur das tun braucht, was man wirklich liebt. Wenn wir jeden Tag voll freudiger Ungeduld aus dem Bett springen und uns unser Beruf total erfüllt, dann erfolgt genau das, was wir haben wollen. Dieses ‘Geheimnis’ ist kein Geheimnis, es gibt halt nur sehr wenige Menschen, die den Mut haben, wirklich ihr Wunsch-Leben zu leben.”

Montag, 17. Juni 2013

Die besten Interviews aus 2008

Den Anfang meiner "Oldie-Parade" macht eine Reihe interessanter Interviews. Am besten, ich erkläre kurz, was es damit auf sich hat: Früher war ich Geschäftsführer eines Unternehmens für Brandschutz und Sicherheitstechnik. 2008 haben wir eine Aktion gestartet: Ich habe mit Personen, mit denen ich beruflich zu tun hatte (und mit vielen darüber hinaus auch privat) Interviews geführt. Die zwölf besten davon wurden unter der Rubrik “Partner des Monats” auf der Webseite des Unternehmens präsentiert. Die Firma existiert inzwischen nicht mehr und auch die Webseite wurde Anfang 2010 vom Netz genommen. Es wäre aber echt schade, wenn diese tollen Interviews mit wirklich bemerkenswerten Persönlichkeiten verloren gingen. Daher habe ich mich dazu entschlossen, Euch als Schmankerl alle Interviews noch einmal in diesem Blog zu präsentieren.

Thematisch ist die Reihe überaus vielfältig. In unseren Gesprächen ging es u.a. um Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit, Stressreduzierung, Kundenbegeisterung, den christlichen Glauben, interkulturellen Dialog, Förderung von Künstlern, ein megamäßiges Rhythm’n’Blues Festival, effektives Netzwerken und selbstverständlich um Glück und Erfolg. Neun der Gespräche habe ich mit jeweils einem Interviewpartner geführt, eines mit zwei Personen, eines mit vier Leuten und bei einem Interview haben wir die Rollen getauscht und ich selbst wurde interviewt.

Nun folgt eine kleine Auswahl bemerkenswerter Aussagen aus diesen Interviews - sozusagen als Vorgeschmack. Wenn Ihr auf den jeweiligen Namen klickt, öffnet sich direkt der Beitrag.

INCONET - Frank Obels
“Wenn wir jeden Tag voll freudiger Ungeduld aus dem Bett springen und uns unser Beruf total erfüllt, dann erfolgt genau das, was wir haben wollen.”

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Pastor Bernd Eimterbäumer“Es geht also nicht in erster Linie darum Mitarbeiter zu finden, damit Aufgaben erledigt werden. Wenn Du an der Stelle mitarbeitest, wo Dein Herz schlägt, entwickelst du Dich in Richtung Deiner persönlichen Berufung. Wer diese Berufung lebt, erfährt Erfüllung.”

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“Die Angst, zu kurz zu kommen, kann man auch durch das Bewusstsein verlieren, dass unser jetziges irdisches Leben nicht alles ist. Diese Erkenntnis befreit von falschen Maßstäben an das Leben und von Egozentrik.”
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Uwe Taaken“Wenn ich nicht bereit bin mich weiter zu entwickeln, zu reflektieren, zu lernen, werde ich erleben, wie ich rechts und links von anderen überholt werde.”

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“Es macht wenig Sinn, sich ein Ziel zu setzen, deren Erfüllung von einem anderen Menschen abhängt. Ich wäre nur wieder passiv und abwartend, anstatt selbst mein Leben in die Hand zu nehmen.”

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Serdar Akarsu“Behandle andere Menschen so, wie Du von ihnen behandelt werden möchtest. Sei einfühlsam und höre zu, was sie interessiert. Schaffe eine Atmosphäre, in der sie sich wohl fühlen.”

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“Die Lösungen liegen eben oft in nicht in den Bereichen, die wir vordergründig wahrnehmen. Das Leben bietet uns die Chancen. Unsere Aufgabe ist es, diese zu erkennen und zu verwirklichen.”

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Heinrich Pipper“Wer aber nicht bereit ist, für hochwertige Leistungen einen angemessenen Preis zu zahlen, braucht sich nicht zu wundern, wenn er am Ende der Angeschmierte ist. Diejenigen, die sich ständig unter Preis verkaufen, sind zuletzt die Verlierer.”

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Udo Michaelis“Als glücklicher Mensch ist Deine Leistungsfähigkeit um bis zu
200 % größer, Dein Gefühl von Fähigkeit nimmt zu und Du entwickelst Dich zu einer charismatischen Persönlichkeit.”

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Oliver Settertobulte“Außerdem bietet uns ein solches Festival die Möglichkeit, unserer Passion und unserer Liebe zur Musik auf eine Art und Weise Ausdruck zu verleihen, die weit über unser tägliches Geschäft hinausgeht.”

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Martin Arnst“Ein Netzwerk besteht aus Menschen und so sollte man damit auch umgehen. Menschen bleiben auch in einem Netzwerk Individuen mit all ihren Stärken und Schwächen. Der Sinn eines Netzwerkes besteht darin, die Stärken für andere einzusetzen und sich bei Schwächen unterstützen zu lassen.”

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Ândreas Reinkensmeier“Den Unterschied macht also lediglich ein kleines bisschen mehr Service aus, das dazu führt, dass der Kunde sich beim nächsten Kauf wieder an mich erinnern wird.”

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