Donnerstag, 18. Juli 2013
Stärke Deine Stärken (Teil 3)
Am nächsten Tag machte sich Adler Makani auf den Weg zu seinem Termin. Am großen Wald angekommen, suchte er nach dem vereinbarten Treffpunkt. “Dieses Baumhaus müsste es sein!”, dachte er bei sich und läutete. Zum Vorschein kam ein Eichelhäher. “Ich habe einen Termin bei Herrn Markwart!”, sagte Makani aufgeregt. “Der bin ich!”, antwortete der Eichelhäher und fuhr mit mit einem freundlichen Lächeln fort: “Schön, dass wir uns nun auch mal persönlich kennenlernen! Hier in unserem Wald sind wir übrigens alle ‘per Du’. Wenn das für dich okay ist, dann halten wir das auch so.” “Ja gerne! Ich heiße Makani!” “Herzlich Willkommen, Makani! Ich bin Magolves!”
Makani war positiv überrascht von der herzlichen Freundlichkeit des Eichelhähers. Auch die überaus positive Ausstrahlung von Magolves machte es Makani leicht, offen mit ihm über sein Anliegen zu sprechen: “Was kann man machen, wenn man nur noch frustriert ist?” “Was löst bei dir denn diesen Frust aus?” “Ach, eigentlich alles, was mit meinem Beruf zu tun hat!”, antwortete Makani ratlos.
“Nachdem ich vor drei Jahren mein Trainingsprogramm für Führungskräfte absolviert hatte, machte ich mir große Hoffnung auf eine berufliche Karriere. Ich bewarb mich bei mehreren vielversprechenden Stellen, bekam aber meistens direkt eine Absage. Bei den wenigen Vorstellungsgesprächen, zu denen ich eingeladen wurde, konnte ich nicht überzeugen. Also griff ich auf einen drittklassigen Job zurück, der total unterbezahlt war. Irgendetwas musste ich ja machen. Sehr schnell wurde es mir langweilig. Ich schmiss den Job hin und nahm eine neue Stelle an. Das wiederholte sich öfters. Nie blieb ich länger als ein Jahr in der selben Firma. Egal, was ich anfange, alle ist nur noch öde!”
“Was macht dir in deinem Leben am meisten Spaß?”, wollte Magolves wissen. “In meinem Beruf gar nichts! So richtig gut fühle ich mich nur nach Feierabend, wenn ich frei durch die Lüfte schweben kann. Spaß habe ich auch, wenn ich meine Mannschaft trainiere, oder wir an einem Wettkampf teilnehmen.” “Du trainierst eine Mannschaft? Welche denn?” “Die C-Jugend des VFL Powerflug!” “Wow, das ist eine gute Mannschaft. Ich habe von ihr gehört!”, sagte Magolves anerkennend. “Wie lange bist du dort schon Trainer?” “Vor drei Jahren habe ich die Mannschaft übernommen und sie hat sich seitdem gut entwickelt”, erklärte Makani stolz. “Als ich anfing, waren wir Vorletzter und haben es trotzdem geschafft, zum Saisonende einen Platz im vorderen Tabellendrittel zu erreichen. Im darauffolgenden Jahr gelang uns das ebenfalls, obwohl uns einige Leistungsträger nicht mehr zur Verfügung standen, weil sie zur B-Jugend abwanderten. In diesem Jahr wurden wir sensationell Vizemeister und gehören nun in der nächsten Saison zur ersten Liga. Die Jungs sind einfach super!”
Makani lobte in der Folgezeit seine Mannschaft in den höchsten Tönen. Als er fertiggeredet hatte, äußerte Magolves einen interessanten Gedanken: “Mir ist etwas aufgefallen! Während du von dem Frust in deinem Beruf erzählt hast, hingen deine Flügel schlaff herunter. Aber sobald es um deine Mannschaft ging, richtete sich dein gesamter Körper auf, deine Flügel bekamen Kraft und deine Augen fingen an zu leuchten. Deine Begeisterung hat sich regelrecht auf mich übertragen und ich hätte dir noch stundenlang zuhören können. Könntest du dir vorstellen, auch beruflich etwas in diesem Bereich zu machen?”
“Davon hatte ich schon als Kind immer geträumt aber das ist wohl leider nicht realistisch!”, meinte Makani entmutigt. “Ich kann das wohl als Hobby ausüben, aber daraus einen Beruf machen? Dafür ist der Markt zu klein. Mein gesamter Bekanntenkreis hat mir davon abgeraten. Der Onkel meines Vaters hatte mal etwas Ähnliches versucht und ist damit kläglich gescheitert. Deshalb hat mich mein Vater immer davor gewarnt.”
“Dein Vater hat es sicher gut gemeint!”, meinte Magolves verständnisvoll. “Er wollte dich vor Schaden bewahren. Aber selbst Väter können sich irren! Auch wenn es manchmal gut ist, den Rat anderer anzunehmen, es ist nicht immer das Beste. In deinem Fall wäre es gut, wenn du auf dein Herz hören würdest.” “Und was ist, wenn es nicht klappt?”, sagte Makani unsicher. “Ob es klappt, das weißt du erst, wenn du es ausprobiert hast! Wer etwas wagt, kann möglicherweise scheitern! Wenn du nichts wagst und alles beim Alten lässt, dann verläuft auch dein Leben in Zukunft so wie bisher. ‘Erfolg’ heißt nichts anderes, als das es eine ‘Folge’ von etwas Bestimmten ist. Nur wenn du die entsprechenden Voraussetzungen schaffst, dann ‘folgt’ das gewünschte Ergebnis - es ‘er-folgt’! Du kannst dir vielleicht nicht sicher sein, ob genau das geschieht, was du dir wünscht, wenn du etwas in deinem Leben änderst. Du kannst dir aber sicher sein, dass nichts passiert, wenn du nichts änderst.”
“Ich glaube, ich hab’s kapiert!”, erkannte Makani nun selbst. “Nehmen wir an, ich hätte eine Realisierungschance von 70 Prozent, dann läge die Gefahr des Scheiterns bei 30 Prozent. Dieses Risiko hielt mich bisher davon ab, meinen Traum zu wagen. Verzichte ich aber darauf, es einzugehen, dann liegt auch meine Chance bei Null. Wenn ich es wage, dann kann ich gewinnen oder verlieren. Wage ich es aber nichts, dann kann ich überhaupt nicht gewinnen und bin immer der Verlierer.” “That’s it!”, stimmte Magolves ihm zu. “Vor diesem Punkt stand ich auch mal!” “Vor welchem Punkt?”, wollte Makani wissen. “Geht es um deinen Beruf als Coach?” “Nein! Ich habe vor einigen Jahren meinen Traum realisiert und bin nun zusätzlich Coach, weil ich anderen helfen möchte, das gleiche zu tun!” “Und was war dein Traum?”
“Schon seit meiner Kindheit träumte ich davon, als Comedian aufzutreten. Ich entdeckte schon sehr früh meine Fähigkeit, die Stimmen anderer Tiere zu imitieren und hatte Spaß an Satire. Wie es in meiner Familie gang und gäbe war, übte ich zunächst einen Beruf im Sicherheitsbereich aus. Aber so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte meinen Job nie so gut ausfüllen wie mein Vater. Er war in unserem heimatlichen Wald ein wahrer Held und hatte vielen Tieren das Leben gerettet. Ich erinnere mich noch gut an eine verheerende Feuersbrunst, die große Teile unseres Waldes komplett vernichtete. Als Kind musste ich damals miterleben, wie Bäume vollständig in Flammen aufgingen. Ich war total erschrocken, als ich aus der Ferne einen großen Knall hörte, als würde irgendetwas auseinander bersten. Mein Vater hatte einen siebten Sinn für entstehende Gefahrensituationen und schlug rechtzeitig Alarm. Alle Tiere konnten rechtzeitig entfleuchen und haben auf diese Weise überlebt. Ich hatte großen Respekt vor meinem Vater und seinen Leistungen, aber ich konnte in dieser Hinsicht nicht einmal annähernd mit ihm mithalten. Erst viel später erkannte ich meine wahren Begabungen und bin inzwischen damit äußerst erfolgreich. Ich liebe es, andere zum Lachen zu bringen und sie mit meiner Satire aus ihren gewohnten Denkschemen herauszuholen. Eines Tages waren bei einem meiner Auftritte einige Katzen unter den Zuschauern. Wer die Branche kennt, der weiss nur zu gut, dass Katzen äußerst anspruchsvolle Wesen sind und sie sofort abhauen würden, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Aber sie blieben bis zum Schluss und gaben mir sogar ‘Standing Ovations’. Da war mir klar: Ich hatte es geschafft!” Makani zeigte sich beeindruckt von Magolves Geschichte: “Deine Erlebnisse machen mir Mut, es auch anzupacken.” Makani setzte in der Folgezeit sein Vorhaben um und lebte seine Berufung.
Soweit die Geschichte! Was mit Makanis Kollegen passiert ist, weiß ich nicht. Haben Eichhörnchen und Ente irgendwann den Dreh gekriegt, oder lebten sie auch weiterhin ihr langweiliges Leben? Wurde der Hase wieder gesund? Ist Qualle noch etwas anderes eingefallen, als bloß rumzuschleimen? Ich habe keine Ahnung! Denkt Euch doch einfach Eure eigene Geschichte aus und gestaltet sie so, wie Ihr möchtet. Aber vor allem: Gestaltet Eure eigene Geschichte - erkennt Eure Berufung und lebt Euren Traum!
Fotos:
“Heimische Vögel 16” © : Dieter Haugk / PIXELIO
“Steinadler” © : Axel Heuting / PIXELIO
“QWie ein Adler im Wind ...” © : Joujou / PIXELIO
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