Dieser oft recht unkonventionellen Truppe bin ich im Oktober 2007 zum
ersten Mal persönlich begegnet - beim “Trixi auf’m Bauernhof”.
Eigentlich hatte ich keine besonderen Erwartungen an das
Netzwerktreffen. Was sich an dem Abend dann abspielte, hat mich positiv
überrascht: In einer zwanglosen und herzlichen Atmosphäre lernte ich
nette Menschen kennen, wir führten interessante Gespräche und hatten
jede Menge Spaß. Seitdem freue ich mich auf jedes weitere Treffen.
Ich bin davon überzeugt, dass die Bedeutung von Netzwerken für einen
nachhaltigen geschäftlichen Erfolg ernorm ist und in Zukunft noch
zunehmen wird. Es gibt allerdings solche und solche Netzwerke. Manche
Networker sind mir in ihrer Art zu aufdringlich. Ich mag es nicht, wenn
mir jemand krampfhaft etwas verscheuern will, das ich überhaupt nicht
brauche. Das Käuferverhalten hat sich in den letzten Jahren stark
gewandelt, auch im B2B.
Die Tendenz geht immer stärker zu einer Pull-Mentalität. Viele machen
einen großen Bogen um alles, was irgendwie nach Push riecht. Aus diesem
Grund ist auch die klassische Kaltakquise ein aussterbendes Modell.
TrixiOWL ist in dieser Hinsicht erfrischend anders. Hauptverantwortlicher ist Martin Arnst, der diese XING-Netzwerkgruppe leitet und dabei tatkräftig von seinen Co-Moderatorinnen unterstützt wird. Martin Arnst ist seit November 2000 Regionalsekretär der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (dem Arbeitnehmerflügel der CDU) für NRW. Er lebt in Lippstadt und hat sein Büro in Soest.
Udo Michaelis: “Martin, was verstehst Du unter Networking?”
Martin Arnst: “Jedenfalls nicht in erster Linie das Anbahnen von
Geschäften. Für mich ist Networking vor allem das Kennenlernen von
Menschen aus den verschiedensten Bereichen. Die Erweiterung der
privaten wie beruflichen Horizonte hilft gerade in einer Zeit, in der
man oft nur im eigenen beruflichen Umfeld neue Kontakte knüpfen kann. Eigentlich mag ich den Zusatz ‘working’ nicht, denn wer Netzwerken
als Arbeit empfindet, hat nicht verstanden, was ein Netzwerk wirklich
ausmacht. Ein Netzwerk besteht aus Menschen und so sollte man damit
auch umgehen. Menschen bleiben auch in einem Netzwerk Individuen mit
all ihren Stärken und Schwächen. Der Sinn eines Netzwerkes besteht
darin, die Stärken für andere einzusetzen und sich bei Schwächen
unterstützen zu lassen.”
“Wie sieht Deiner Meinung nach ein sinnvolles Netzwerken aus?”
“Es muss eine gewisse Kontinuität haben. Selbst wenn man sich nur
selten mit jedem einzelnen innerhalb seines Netzwerkes austauscht, so
muss es doch ständig gepflegt werden. Ein Netzwerk aus Karteileichen
ist schon ein Widerspruch in sich.
Deshalb trifft sich die Gruppe TrixiOWL alle 4-6 Wochen. So entstanden
viele persönliche aber auch geschäftliche Kontakte der Mitglieder
untereinander.”
“Welche Möglichkeiten zum Netzwerken gibt es?”
“In Zeiten des Internet bietet sich natürlich die virtuelle
Verknüpfung an. XING ist ja deshalb entstanden. Viele haben immer
weniger Freizeit zur Verfügung. In dieser wenigen Zeit auch noch
ständig Netzwerkpflege zu organisieren, wäre ohne Internet so gar nicht
möglich. Allerdings finde ich Treffen, in denen man sich persönlich
kennen lernen kann, fast noch wichtiger. Je besser man die Menschen
seines Netzwerkes kennt, desto stärker wird es. Ich kenne die meisten
meiner XING Kontakte persönlich und zu vielen habe ich eine
freundschaftliche Basis aufgebaut.”
“Welche Erfahrungen hast Du speziell bei XING gemacht?”
“Bisher fast nur positive. XING bietet die Möglichkeit, sehr schnell
Kontakte zu knüpfen aus der eigenen Region, aus dem eigenen beruflichen
Umfeld, aber auch aus völlig anderen Gebieten. Mehrere Tausend Gruppen
bieten für nahezu jedes Interessengebiet eine Plattform zum
Gedankenaustausch, oder zur Information. Leider neigen einige
Mitglieder dazu, ihre Kinderstube zu vergessen und sich gegenseitig
persönlich anzugreifen. In den Gruppen in denen ich aktiv bin, herrscht
aber ein freundschaftlicher Umgangston.”
“Aus welcher Motivation heraus ist die XING-Gruppe TrixiOWL entstanden?”
“Die ‘Gründungsmitglieder’ der TrixiOWL-Gruppe fanden sich in einer
anderen regionalen OWL Gruppe. Diese Gruppe ist mit über 4800
Mitgliedern sehr groß. Dort wurden die Aktivitäten dieser etwa 30
Mitglieder aber leider nicht als etwas Positives gesehen. Nach einigen
unerfreulichen Ereignissen, entschlossen wir uns, eine eigene Gruppe zu
gründen. Seither ist übrigens in der anderen Gruppe fast nichts mehr
los. Das erfüllt mich nicht mit Genugtuung! Ich finde es schade, dass
man eine so große Gruppe vor die Wand gefahren hat. Mir ist bis heute
nicht klar, warum ein Moderator einer Gruppe in der nicht mal 0,1 % der
Mitglieder aktiv netzwerken, diese aktiven Mitglieder auch noch gängeln
musste. Der Name Trixi entstand übrigens durch ein Wortspiel, das mir morgens
auf dem Weg zur Arbeit in den Sinn kam: TR effen I nteressierter XI
ngler.”
“Die Gruppe besteht seit Juni 2008 und hat etwa 600
Mitglieder, die bis heute rund 6000 Artikel gepostet haben. Wie ist es
Dir und Deinen Co-Moderatorinnen gelungen, die Mitglieder zu einer
solch hohen Aktivität zu motivieren?”
“Wie ich schon sagte, wurde die Gruppe von aktiven Mitgliedern
gegründet, die sich auch schon durch Treffen persönlich kannten. So gab
es keine Schwellenängste. Ich bin stolz auf uns 30 und auf alle, die
diese Gruppe zu etwas besonderem machen. Unser Wahlspruch ‘Wir
vernetzen Menschen, keine Geschäfte’ wird jeden Tag mit Leben erfüllt.
Als Moderator macht mir die Gruppe die Aufgabe sehr leicht. Zusammen
mit den Co-Moderatorinnen bereiten wir Treffen vor und beteiligen uns
ansonsten am Gruppengeschehen. Wir stellen wöchentlich ein neues,
virtuelles Sofa auf. Hier kann nach Lust und Laune gepostet werden. Das
muss nicht immer inhaltsschwer sein, dient aber dem
Gemeinschaftsgefühl. Aus einer Laune heraus entstand bei einem Treffen
die Auszeichnung ‘Xingle der Woche’. Wir stellen wöchentlich ein
Mitglied der Gruppe heraus und ‘verleihen’ ihm diesen Titel. Das kann
ein sehr aktives aber auch ein völlig neues Mitglied sein. Vor kurzem wurde die Idee eines Songs für und von der Gruppe geboren.
Du, Udo, hast auf dem letzten Treffen Deine Melodie und den Text von Sabine Lehmeier
präsentiert und alle waren begeistert! Die Mitglieder der Gruppe
bezeichnen sich mittlerweile selber als Trixis und das nicht ohne
Stolz.”
“Gibt es neben der gruppeninternen Vernetzung auch Aktivitäten, die sich nach Außen richten?”
“Zur Zeit diskutieren wir, ob wir uns für ein gemeinnütziges Projekt in OWL
einsetzen. Es gab dazu schon einige sehr interessante Vorschläge.
Welcher davon aber genommen wird, ist noch nicht abschließend geklärt.”
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