Dienstag, 5. März 2024

Die Zeit ist reif


Nach meinem Artikel über das Konzert von Heinz Rudolf Kunze und sein Lied „Igor“ habe ich mich entschlossen, einen weiteren Artikel über diesen Musiker zu schreiben. Dieser hatte vor, im Jahr 2021 eine Tournee zu seinem 40-jährigen Bühnenjubiläum zu machen. Leider durfte er in diesem Jahr aufgrund der Corona-Situation nicht auftreten und so fand seine Tournee erst im folgenden Jahr statt. Ein Live-Album mit den Liedern dieser Tournee erschien ebenfalls 2022. Darauf sind neben den Songs auch die Ansagen von Heinz Rudolf zu hören. Eine dieser Ansagen hat mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu tun. Ihr könnt diesen nach der Überschrift „Boris Romantschenko“ komplett lesen und anschließend den Text des Liedes „Die Zeit ist reif“.

Boris Romantschenko

Als die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg diese Stadt eroberte und wieder verlor und wieder eroberte und dann endgültig verlor, hieß sie Charkow. Heute heißt sie Charkiw, aber sie liegt noch immer in der Ukraine. Dort lebte bis vor wenigen Tagen in der ersten Märzhälfte des Jahres 2022 Boris Romantschenko. 96 Jahre alt ist er geworden, viel hat er erlebt und viel Furchtbares überlebt, vor allem Hitlers Konzentrationslager und Vernichtung-durch-Arbeit-Lager Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen-Belsen.

Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora ist er gewesen. Regelmäßig kam er zu Gedenkveranstaltungen nach Deutschland. Er trug seine Häftlingsjacke samt seiner Häftlingsnummer und dem roten Winkel für politische Gefangene mit einem schwarzen R. Das R stand für Russe, nicht für Ukrainer. Damals war der Ukrainer Boris Romantschenko eben auch Russe. Heute ist das anders.

In der ersten Märzhälfte des Jahres 2022 bombardieren russische Truppen die ukrainische Stadt Charkiw, um das angebliche Bruderland Ukraine wieder mit Russland zu vereinen und um es - so Präsident Putin - zu „denazifizieren“. Der 96jährige Boris Romantschenko wollte seine Wohnung nicht mehr verlassen. Der ehemalige KZ-Häftling Boris Romantschenko starb durch eine russische Rakete, die ihn denazifizieren sollte.

Boris Romantschenko - wir werden auch diesen Namen wieder vergessen, aber wir dürfen nicht! Wir dürfen das nicht! Gerade wir dürfen das nicht! Niemals!

Die Zeit ist reif


Ich hab' nie gesagt, dass es einfach ist,
dass es mühelos passiert.
Keine Medizin, kein Patentrezept,
helfen, wo die Angst regiert,
tief in uns drin
und wir wissen, wohin sowas führt.

Die Zeit ist reif für ein riesiges Erwachen
und ein Silberstreif soll den Menschen Hoffnung machen.
Lasst euch nie mehr mit Gespenstern ein!
Es muss anders sein!

Die Zufriedenheit, die man daraus zieht,
dass man keine Ruhe gibt,
ist ein hohes Gut, denn gesunde Wut,
die bergauf den Felsblock schiebt.
Die ist was wert, weil nur das uns gehört,
was man liebt.

Die Zeit ist reif für ein riesiges Erwachen
und ein Silberstreif soll den Menschen Hoffnung machen.
Es darf nie mehr so wie früher sein.
Die Zeit ist reif für ein riesiges Erwachen
und ein Silberstreif soll den Menschen Hoffnung machen.
Stellt euch nie mehr stumm, taub, blind und klein.

Nur so weiter geht es nicht,
das ist Menschenrecht und -pflicht.
Eure Kinder schau'n euch fragend an.
Zwingt euch, dass zusammenpasst,
was ihr ihnen hinterlasst,
eine Welt, in der man leben kann!

Es darf nie mehr so wie früher sein!

Die Zeit ist reif für ein riesiges Erwachen
und ein Silberstreif soll den Menschen Hoffnung machen.
Lasst euch nie mehr mit Gespenstern ein!
Die Zeit ist reif für ein riesiges Erwachen
und ein Silberstreif soll den Menschen Hoffnung machen.
Lasst euch nie mehr mit Gespenstern ein!
Es muss anders sein!

Dienstag, 6. Februar 2024

Igor

Am 25. Januar war ich in Düsseldorf auf einem Konzert von Heinz Rudolf Kunze. Ursprünglich wollte ich mit meiner Frau dort hin und hatte ihr das Ticket zum Geburtstag geschenkt. Leider kam eine Operation dazwischen, meine Frau hat genau in diesem Zeitraum ein neues Kniegelenk bekommen.

Damit das zweite Ticket nicht verfällt, ist unser Freund Burkhard mit mir zum Konzert gefahren. Heinz Rudolf ist es wieder einmal gelungen, mit seiner Band eine tolle Performance hinzulegen. Nach seinem Auftritt habe ich mich mit Burkhard darüber unterhalten, was uns an diesem Abend am meisten bewegt und berührt hat. Wir waren uns sofort einig, dass es nicht seine Hits waren, die wir lauthals mitgesungen haben. Es war auch nicht das geniale Klavierspiel von Heinz Rudolf oder die tollen Soli des Gitarristen und des Keyboarders. Das war alles absolut super, genau wie die mega Stimmung in der Halle. Was uns geflash und in gewisser Weise betroffen gemacht hat, war das Lied "Igor" von seinem neuen Album "Können vor Lachen".

Ich will gar nicht so viel darüber schreiben - lasst einfach den Text, die Musik und die Bilder vom Video auf euch wirken und schaut, was es mit euch macht!

Igor aus Sankt Petersburg,
zwanzig Jahre alt,
kindlich ängstlich sein Gesicht,
schmächtige Gestalt,
steht in Kiew vor Gericht,
endlos leer sein Blick,
Urteil lebenslänglich,
nie mehr geht’s zurück.

Igor aus Sankt Petersburg,
russischer Soldat,
sollte die Ukrainer töten,
wie ein Automat.
Igor hat sehr schnell begriffen,
Igor ist nicht blind,
dass die Menschen der Ukraine
keine Feinde sind.

Wie geht es Ihnen Herr Putin?
Wie schlafen Sie bei Nacht?
Hören Sie im Kreml 
je den Donner einer Schlacht?

Wie geht es Ihnen Herr Putin?
Wie schlafen Sie bei Nacht?
Was haben Sie mit diesem Jungen
aus Leningrad gemacht?

Igor aus Sankt Petersburg
(früher Leningrad)
hat sie vor Gericht gestanden
seine schlimme Tat.
Igor hat aus Todesangst
sinnlos Blut vergossen,
einen wehrlos alten Mann
auf Befehl erschossen.

Igor aus Sankt Petersburg
hat noch nie geliebt,
hat nicht die geringste Ahnung
wie viel Welt es gibt.
Igor hat sein ganzes Leben 
jetzt schon hinter sich,
hinter den Gefängnismauern
läßt es ihn im Stich.

Wie geht es Ihnen Herr Putin?
Wie schlafen Sie bei Nacht?
Haben sie ein einziges Mal
an solche Jungs gedacht?

Wie geht es Ihnen Herr Putin?
Würden sie sich trauen,
Igor aus Sankt Petersburg
ins Gesicht zu schauen?

Wie geht es Ihnen Herr Putin?
Wie schlafen Sie bei Nacht?
Und wohin werden die halben Kinder
aus Mariupol gebracht?

Sonntag, 28. Januar 2024

Hilfstransport Ukraine 2 - Team Eduard

Heute nun der Bericht der zweiten Initiative, die ebenfalls von uns unterstützt wird. Am 12. Januar machte sich Eduard mit seinen Mitstreitern Jan und Artjom auf den Weg in die Ukraine. Die in der Ukraine benötigten Decken, warme Kleidung, Hygieneartikel, Lebensmittel und weitere Artikel inklusive vieler Weihnachtspäckchen wurden in den Transporter verladen und los ging's.

Am folgenden Abend erreichten Eduard, Jan und Artjom Kiew. Sie konnten in der dortigen Gemeinde übernachten und Vorbereitungen für die nächsten Tage treffen, wie Lebensmittel, die sie zuvor gekauft hatten, in Pakete packen. Da die zusätzlichen Einkäufe nicht mehr in den Transporter passten, beluden sie in Kiew ein weiteres Fahrzeug.

Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr mit den beiden Fahrzeugen auf den Weg Richtung Osten in die Nähe von Dnipro. Unterwegs nahmen sie noch einen Arzt mit, der den Menschen vor Ort helfen sollte. Es wurden bedürftige Familien besucht, um ihnen warme Kleidung und Lebensmittelpakete zu überreichen. Die Helfer durften erleben, wie gestrickte Socken oder Jacken Kinderaugen zum Leuchten bringen.

Auch in den nachfolgenden Tagen hatten die Helfer eindrucksvolle Erlebnisse. In einem Pflegeheim haben sie Obst, Kekse und andere Süßigkeiten verteilt, welche die Menschen dort sonst nur sehr selten bekommen. Alle haben sich gefreut und manche haben vor Freude geweint.

Nicht nur Hilfsgüter wurde verteilt, Eduard, Jan und Artjom haben die Menschen in Not auch tatkräftig unterstützt. Für zwei Familien haben sie Holz klein gehackt und ihre kleinen Holzstapel wieder aufgefüllt.

Sehr beeindruckend waren auch die Erfahrungen im Kriegsgebiet. An Stellen im Freien wie einer Bushaltestelle, einer Kreuzung, einer Sackgasse und einer Freifläche, an der etwas Ruhe war, wurden Lebensmittelpakete und Hygieneartikel verteilt. Eduard, Jan und Artjom sind engagierte Christen. Ihnen ist es wichtig, ihre humanitäre Hilfe damit zu verbinden, den Menschen von der Liebe Gottes zu erzählen und ihnen Hoffnung zu machen. "Durch Gottes Gnade konnten wir den Menschen, die seit zwei Jahren im Krieg leben, ein Lächeln ins Gesicht zaubern", berichtet Eduard. Sehr dankbar ist er für seine "Glaubensgeschwister", welche in ihrem Ort geblieben sind, obwohl sie die Möglichkeit gehabt hätten, diesen zu verlassen. "Sie kümmern sich um die Menschen vor Ort und machen einen unglaublich wichtigen und gleichzeitig harten Job", bemerkt Eduard und appelliert gleichzeitig an seine in Deutschland lebenden Freunde: "Betet, dass ihnen nie die Kraft ausgeht!"

In Torezk, welches in der Nähe von Donezk liegt, besuchten sie einige Familien, deren Wohnungen und Häuser durch Raketenangriffe zerstört wurden. Sie leben seit ungefähr eineinhalb Jahren ohne fließendes Wasser und nutzen Regenwasser, um sich zu waschen. Auch Strom steht ihnen nur gelegentlich und wenn, nur kurzzeitig zur Verfügung. Die Familien leben teilweise schon seit einem bis eineinhalb Jahren in Kellern, um sich zu verstecken.

"Wir fahren wieder nach Hause, aber unser Geschwister und die Menschen vor Ort leben weiter in Angst und in der Ungewissheit, was morgen sein wird", kommentierte Jan am Tag vor ihrer Rückreise. Er ist aber auch dankbar für die Bewahrung und die Möglichkeit, die Menschen in der Ukraine, die unter schwierigen Umständen leben, zu unterstützen und zu ermutigen. Und Eduard fügte hinzu: "Vergesst diese Menschen bitte nicht!"

Verteilung von Hilfsgütern im Kriegsgebiet

Mittwoch, 24. Januar 2024

Hilfstransport Ukraine 1 - Kryla Volunteera

Wir unterstützen regelmäßig zwei Initiativen für Hilfstransporte in die Ukraine. Unsere Anastasia, von der hier schon öfters die Rede war, ist mit beiden Initiativen bereits einmal in die Ukraine gefahren. Über Eduard und seinen Hilfstransport vom Januar werde ich in den kommenden Tagen berichten. Heute stelle ich euch Illia Lohinov vor, der im Dezember in der Ukraine war.

Illia hat in der Vergangenheit schon sehr oft Hilfsbedürftige in der Ukraine aus Eigeninitiative unterstützt. Nun arbeitet er für "Kryla Volunteera", die seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ein breites Spektrum an Hilfeleistungen abdeckt, für die Zivilbevölkerung in den Frontgebieten der Ukraine, Waisenkinder in Internaten, die breite Öffentlichkeit und das Militär. In den letzten 6 Monaten haben beispielsweise viele Behinderte, Binnenvertriebene, ältere Menschen und Witwen sowie kinderreiche Familien davon profitiert, die von der Organisation Hygieneartikel, Waschmittel, Konserven, warme Kleidung und finanzielle Zuwendungen erhalten haben.

Illia selbst hat Weihnachtsgeschenke für 200 Waisenkinder gekauft. Es wurde ein Treffen organisiert, bei dem man den Kindern von Weihnachten erzählt hat und jedes der Kinder ein Weihnachtsgeschenk bekam. Es waren zwar weitere Treffen geplant, doch da wieder Schießereien begannen, musste Illia so schnell wie möglich das Gebiet wieder verlassen. Trotzdem gelang es noch, alle Hilfspakete auszuliefern. Die Menschen dort waren sehr dankbar, viele weinten und sagten, dies sei die erste Hilfe, die sie während des Krieges erhalten hätten.

In Deutschland hat Illia einen VW T4 gekauft, um Verwundete von der Front zu evakuieren. Dieses Fahrzeug wurde zunächst repariert. Mit unseren Freunden und Bekannten aus dem Siegerland haben wir einige Geld- und Sachspenden zusammen bekommen. Diese wurden verwendet, um den T4 für humanitäre Hilfe mit Medikamenten, Konserven, warmen Decken und anderen Haushaltsgegenständen zu beladen. Zwei weitere Fahrzeuge, eines davon ein Krankenwagen, wurden ebenfalls in die Ukraine geschickt. Die Fahrzeuge gingen an die 10. Sonderbrigade der Gebirgsjäger und die 115. Brigade.

Illia ist weit in den Osten der Ukraine gefahren. Er war in den Orten Sumatoivka, Krasnopolye, Pokrovka und im Bezirk Krasnopolsky unterwegs.

Der nächste Hilfstransport von Illia startet voraussichtlich im Februar. Auch für diesen werden wir wieder Geld- und Sachspenden sammeln. Wer uns hier unterstützen möchte, kann uns gerne kontaktieren.

Illia auf dem Weg in die Ukraine

Hilfsgüter

Treffen mit den Waisenkindern