Um
Gefühle überhaupt wahrnehmen zu können, benötigen wir eine
emotionale Spannungsdifferenz. Wenn wir ausschließlich zufrieden
wären, würden wir das gar nicht wahrnehmen. Erst wenn wir auch
einen anderen Zustand als den der Zufriedenheit erleben, könnten wir
das richtig einordnen.
Stellt
Euch vor, jemand wächst in einem Land auf, in dem die Temperatur
gleich bleibend 20° Celsius beträgt - Tag und Nacht, Sommer wie
Winter! Wenn derjenige nie an einen Ort käme, an dem
unterschiedliche Temperaturen herrschen, hätte er keine Vorstellung
davon, was "warm" bedeutet. Erst wenn er einen
Temperaturwechsel erlebt, entsteht für ihn "warm" und
"kalt".
Bei
unseren Gefühlen ist es nicht anders. Wir erleben ein Gefühl erst
durch die Veränderung der Zustände. Diese Spannungsdifferenz gibt
es allerdings nicht nur durch den Wechsel zwischen einem positiven
und einem negativen Gefühl, sondern auch bei unterschiedlichen
positiven Emotionen, z.B. der Wechsel zwischen Zufriedenheit,
Begeisterung und Genuss.
Wenn
es Dir gelingt, alle eigenen seelischen Blockaden vollständig zu
lösen, ist es möglich, fast nur noch zwischen den einzelnen
positiven Emotionen hin und her zu jumpen – aber auch nur fast!
Hundertprozentig kannst, sollst und darfst Du das gar nicht
erreichen. Alle negativen Emotionen total aus Deinem Leben zu
verbannen wäre fatal! Sie erfüllen den wichtigen Zweck, Dein
Überleben zu sichern.
Man
kann alle Gefühle in zwei Hauptgruppen unterteilen:
Belohnungsgefühle und Vermeidungsgefühle. Die Belohnungsgefühle
führen Dich zu etwas hin und die Vermeidungsgefühle führen Dich
von etwas weg. Wenn Du die Straße überquerst und ein Auto kommt auf
Dich zugerast, sorgt ein Vermeidungsgefühl dafür, Dich mit einem
Sprung in Sicherheit zu bringen. Gäbe es dieses Gefühl nicht, wärst
Du schon längst tot.
Aber
nicht alle Vermeidungsgefühle sind gut für uns. Die meisten
entstehen durch Denkfehler und falsche Beurteilungen der Situation.
Wenn ich das erkenne, kann ich daran etwas ändern. Es sollte also
nicht unser Ziel sein, grundsätzlich alle negativen Gefühle in
positive zu verwandeln, sondern nur die unangemessenen. Davon gibt es
allerdings eine ganze Menge.
Foto © : Carmen Waßer
Foto © : Carmen Waßer
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