Als Hobbymusiker hatte ich vor längerer Zeit an einer Live-Session
als Gitarrist mitgewirkt. Mit zwei der anderen Musiker habe ich mich
musikalisch und persönlich hervorragend verstanden. Also gründeten wir
eine neue Band. Wir hatten in den letzten zwei Jahren verschiedene
Auftritte, bei denen wir hauptsächlich gecoverte Rocksongs der 70er und
80er Jahre gespielt haben. Es gibt zwischen uns dreien aber nicht nur
eine musikalische, sondern auch eine berufliche Zusammenarbeit. Einen
der beiden stelle ich heute vor.
Dipl. Ing. Uwe Taaken
sammelte nach seinem Abschluss als Maschinenbauingenieur zunächst sechs
Jahre Erfahrungen im Qualitätsmanagement bei seinem damaligen
Arbeitgeber. Er absolvierte außerdem eine Ausbildung als
Qualitätsbeauftragter beim TÜV und erwarb weitere Qualifikationen (z. B.
Refa und Sicherheitsingenieur). 2004 wagte er den Schritt in die
Selbstständigkeit und eröffnete sein eines Ingenieurbüro. Unsere
Kooperation mit Uwe Taaken beschränkt sich allerdings nicht nur auf
Qualitätsmanagement. Er ist darüber hinaus auch Experte für
Brandschutztüren und -tore und konnte schon so manches kniffelige
Problem seiner Kunden lösen.
Udo Michaelis: “Wie definierst Du den Begriff ‘Qualität’ im Zusammenhang mit Deiner beruflichen Tätigkeit?”
Uwe Taaken: “Qualität wird definiert über festgelegte Eigenschaften
eines Produktes oder einer Dienstleistung. Festgelegt werden diese
Merkmale vom Markt, bzw. vom Kunden. Um diese angestrebte Qualität zu
erreichen, zu festigen und weiter auszubauen wird Qualitätmanagement
benötigt.”
“Du hilfst also Deine Kunden, die Qualität ihrer Waren oder Dienstleistungen zu optimieren.”
“Nicht nur. Es nutzt wenig, wenn dieses Ziel mit unangemessenen
Mitteln erreicht wird. Produziert man qualitativ hochwertige Produkte
mit mittelalterlichen Werkzeugen, bringt das dem Unternehmen nicht viel
ein. Um die Herstellkosten im Rahmen zu halten, ist ein effizienter
Produktionsablauf erforderlich. Ein administrativer Wasserkopf
verhindert ebenfalls eine vernünftige Zielerreichung. Daher ist neben
der Qualität der Leistung auch die Optimierung der innerbetrieblichen
Prozesse von großer Bedeutung.”
“Wer nimmt Deine Leistungen in Anspruch?”
“Die meisten meiner Kunden sind Industriebetriebe, z. B. Hersteller
von Türen und Toren, Lederverarbeitung, Kunststoffverarbeitung und
Entwicklung und Herstellung von Elektronikbauteilen. Meine vorrangige
Zielgruppe besteht aus kleineren und mittleren Betrieben, die zwischen 5
und 200 Mitarbeiter beschäftigen.”
“Hast Du eine bestimmte Methode, um Kunden zu akquirieren?”
“Bisher habe ich weder akquiriert, noch Werbung geschaltet. Alle Kunden sind durch Empfehlungen auf mich aufmerksam geworden.”
“Dann müssen Deine Kunden ja überaus zufrieden mit Dir sein. Wo liegen nach Deiner Meinung die Gründe dafür?”
“Versucht man alle mit den gleichen Mitteln zu erreichen, braucht man
sich nicht zu wundern, wenn sich keiner angesprochen fühlt. Die Zeiten
der ‘eierlegenden Wollmilchsau’ sind vorbei. Zu behaupten, ich wäre der
beste Qualitätsmanager West-Europas wäre absolut blödsinnig. Mein Ziel
ist es, Kunden zu finden, die zu mir passen. Dabei versuche ich mich
nicht krampfhaft anzupassen, sondern zeige offen meinen Stil. Für
diejenigen, die meinen Stil mögen, bin ich dann in aller Regel der
richtige Geschäftspartner. Ich versuche dann mit meinem Kunden eine
gesunde Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu legen. Ist diese
erreicht, setzt das auf beiden Seiten ein hohes Maß an Motivation frei.
Mir macht es dann Spaß, mich für meinen Kunden so richtig ins Zeug zu
legen.”
“Du hast gerade von Deinem Stil gesprochen. Wie sieht dieser aus?”
“Ich bin eher hemdsärmelig als ein Nadelstreifen-Typ. Gut, es gibt
auch Situationen, wo ich eine Krawatte trage. Ich wollte mehr damit
sagen, dass ich ein Praktiker bin, der zupacken kann. Es ist nicht mein
Ding, bei meinem Kunden über abgehobene theoretische Abhandlungen zu
referieren. Es geht darum, Sachzusammenhänge schnell zu erkennen und in
einer verständlichen Sprache Lösungsmöglichkeiten zu kommunizieren.
Danach ist es wichtig, diese effizient umzusetzen. Ich tauche rasch in
die Betriebsabläufe ein und identifiziere mich sehr schnell mit dem
Betrieb. Wenn ich öfters von ‘wir’ und von ‘uns’ spreche, erweckt das
manchmal sogar den Eindruck, ich wäre ein Mitarbeiter der Firma. Einmal
kam ich in eine interessante Situation: Ein anderer Berater hatte
bereits vorher versucht, ein schwieriges Projekt seines Kunden zu
meistern und ist dabei gescheitert. Ich habe den Auftrag anschließend
übernommen, weil die ‘Chemie’ stimmte und das Projekt mit Erfolg
durchgezogen.”
“Ich habe fast den Eindruck, du bist nicht nur als Musiker, sondern auch in Deinem Beruf ein künstlerischer Freigeist.”
“Ganz so ist es auch wieder nicht. Der Ausgangspunkt ist zunächst,
die Anforderungen meines Kunden zu erfüllen. Diese ergeben sich wiederum
zum großen Teil aus den Anforderungen durch Normen, von Behörden und
vom Markt. Ein Teil der Aufgabenstellung ist somit vorgegeben.
Allerdings gibt es durchaus verschiedene Möglichkeiten, wie sich die
Anforderungen erfüllen lassen. Die kreativen Gestaltungsmöglichkeiten
sind für meine Kunden und mich immer wieder faszinierend. Spannend finde
ich auch, wenn ich die Struktur eines Unternehmens betrachten und
verstehen kann, um daraus gemeinsam mit meinem Auftraggeber ein
Umsetzungskonzept zu entwickeln. Neben der ‘Pflicht’, der vorgegebenen
Aufgabenstellung, gibt es noch die ‘Kür’, und die macht richtig Spaß.
Hier ist der Ausgangspunkt das Ziel, welches mein Kunde gemeinsam mit
mir erreichen will.”
“Haben Deine Kunden immer konkrete Ziele?”
“Nicht immer. Manchmal haben sie zwar intuitiv Ziele, diese sind
ihnen aber nicht bewusst. Um langfristig erfolgreich zu sein ist es
allerdings wichtig, konkrete Ziele benennen zu können.”
“Was ist bei der Erreichung eines Zieles von Bedeutung?”
“Die beiden wichtigsten Fragen sind: ‘Wo stehe ich zur Zeit?’ und ‘Wo
will ich hin?’. Meine Hilfestellung zur ersten Frage liegt im
aufbereiten relevanter Informationen. Die dadurch gewonnenen Daten
helfen dabei, den eigenen Standort zu erkennen. Auf deren Grundlage kann
der Unternehmer außerdem Entscheidungen für den nächsten Schritt
treffen. Dieser Schritt setzt den Beginn für einen dynamischen Prozess
und führt zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Der berühmte Satz
‘Stillstand ist Rückschritt” ist in diesem Zusammenhang bedeutsam. Wenn
ich nicht bereit bin mich weiter zu entwickeln, zu reflektieren, zu
lernen, werde ich erleben, wie ich rechts und links von anderen überholt
werde. Letztlich ist meine Wettbewerbsfähigkeit von diesen Dingen
abhängig. Wie ein Unternehmer sein Ziel formuliert, kann ganz
unterschiedlich sein. Eigentlich hat es immer in irgendeiner Weise mit
‘Erfolg’ zu tun.”
“Was bedeutet unternehmerischer Erfolg für Dich?”
“Man kann es drehen und wenden wie man will - wenn ich keine Kunden
habe, die meine Leistungen honorieren, kann ich eine noch so gute
Qualität abliefern; es bringt mir nichts. Wenn ich die beiden Punkte
‘Leistungsangebot mit hoher Qualität’ und ‘Zielgruppe’ geklärt habe,
kommt die Frage: ‘Wie erreiche ich einen möglichst hohen Grad der
Kundenzufriedenheit?’ Dazu gehört aber mehr als nur gute Produkte. Wir
kennen alle die Situation, wenn wir nach einem Essen im Restaurant vom
Kellner gefragt werden ‘hat es geschmeckt?’ Wenn das Essen okay war,
sagen wir ‘danke, gut’. Ein gutes Essen allein erzielt allenfalls einen
mittleren Grad der Kundenzufriedenheit. Gutes Essen gibt es schließlich
in vielen Restaurants. Jetzt stell Dir vor, Du wirst von einem Kellner
schon beim Eintreten in das Restaurant freundlich begrüßt. Es führt Dich
und Deine Familie zum Tisch und bringt Euch einen Aperitif und eine
kleine Vorspeise. Ihr habt einen superbequemen Platz und geniesst das
herrliche Ambiente des Lokals. Jeder von Euch findet in der Speisekarte
etwas, was faszinierend klingt. Also wird bestellt - na ja, vielleicht
ist es ein wenig teurer als sonst, aber heute ist es uns das wert. Dann
geschieht etwas Überraschendes: Der Kellner serviert das Essen und
bringt den Koch höchstpersönlich mit. Dieser erklärt Euch voller
Enthusiasmus, welche Kreationen Ihr in den nächsten Minuten speisen
werden, aus welchen Ländern die Rezepte stammen und wünscht Euch mit
netten Worten einen guten Appetit. Nachdem Ihr gegessen und anschließend
bezahlt habt, schenkt der Kellner deinem siebenjährigen Sohn noch ein
kleines Spielzeug. Du wirst mir sicherlich zustimmen, dass Du bei einem
solchen Erlebnis nicht mehr von einfacher Kundenzufriedenheit sprechen
würdest. Du wärst begeistert und würdest allen möglichen Leuten von
diesem Restaurant erzählen. Um es noch einmal zu wiederholen: Ein gutes
Produkt alleine reicht nicht aus. Der Kundenservice, die Vorgehensweise
bei der Reklamationsbearbeitung, der Zusatznutzen, dem ich meinem Kunden
kostenlos biete und vieles andere steigert die Kundenzufriedenheit
enorm. Bei mehreren vergleichbaren Anbietern wird letztenendes
derjenige erfolgreich. dem es gelingt zu begeistern.”
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