Der Holzhausener und seine Frau haben in den vergangenen Monaten einiges für Geflüchtete aus der Ukraine geleistet. Ganz viele Menschen aus dem Kriegsgebiet fanden auch dank Udo Michaelis und Carmen Wasser-Michaelis eine Unterkunft in der Region. Mehr als 30 Personen hat das Ehepaar an Privatleute in Holzhausen vermittelt. Über die Geflüchteten schrieb Udo Michaelis in seinem Blog. Er wollte die Geschichte der Menschen erzählen, die ihr gewohntes Leben wegen des Krieges aufgeben mussten und sich auf den Weg in ein fremdes Land machten. "So kam die ganze Sache wieder in Gang", sagt Michaelis. "Ich habe jetzt den Plan, so lange über die Menschen zu schreiben, wie der Krieg in der Ukraine dauert."
Dienstag, 21. Juni 2022
Die Siegener Zeitung berichtet über unsere Arbeit
Der Holzhausener und seine Frau haben in den vergangenen Monaten einiges für Geflüchtete aus der Ukraine geleistet. Ganz viele Menschen aus dem Kriegsgebiet fanden auch dank Udo Michaelis und Carmen Wasser-Michaelis eine Unterkunft in der Region. Mehr als 30 Personen hat das Ehepaar an Privatleute in Holzhausen vermittelt. Über die Geflüchteten schrieb Udo Michaelis in seinem Blog. Er wollte die Geschichte der Menschen erzählen, die ihr gewohntes Leben wegen des Krieges aufgeben mussten und sich auf den Weg in ein fremdes Land machten. "So kam die ganze Sache wieder in Gang", sagt Michaelis. "Ich habe jetzt den Plan, so lange über die Menschen zu schreiben, wie der Krieg in der Ukraine dauert."
Dienstag, 3. Mai 2022
Wer bin ich?
Wer bin ich? Die Frage stelle ich mir immer wieder und wieder.
Ich wurde in der Hauptstadt der Westukraine, einer schönen und kulturrreichen Stadt der Löwen, Lwiw geboren und bin auch dort aufgewachsen. Lwiw ist nicht nur für seinen Kaffee, Schokolade und Bier bekannt, sondern auch für die vielseitige Architektur aus den Epochen Renaissance, Barock, Klassizismus und Jugendstil, sowie auch eine vielseitige Kultur. Lwiw war im Laufe der Jahre meistens von den dritten Parteien besetzt: Polen, Ostpreußen, deutscher NS-Regierung und der Sowjetunion und gehörte nur am Anfang sowie in der neusten Geschichte der Ukraine alleine. Als kulturelles Zentrum war die Stadt auch der Geburtsort der nationalistischen ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung UPA des 20. Jahrhunderts, geleitet von Bandera.
Meine Mutter kommt aus Russland, aus dem Ural. Sie hat meinen Vater in Sankt-Petersburg bei ihrem ersten Arbeitsprojekt kennengelernt. Sie haben geheiratet und sind beide in die Ukraine zu der Mutter meines Vaters gefahren. Während der Zeiten der Sowjetunion war die Politik des Staates, das ganze Volk zu durchmischen: Die Ukrainer wurden nach Moskau oder noch mehr nach Osten fürs Studium oder für die Arbeit geschickt, die Russen dagegen kamen oft in die Ukraine. Das Ziel der Politik war eine homogene sowjetische Nation zu erschaffen.
Die Verwandten meiner Mutter wohnten später im Süden des europäischen Landes, ein paar Stunden entfernt von der Krim‘schen Halbinsel am Asov’schen Meer. Dort verbrachten wir unsere Sommerferien.
„Wo wohnst du jetzt, Mädchen?“ – fragten die Nachbarn meine Mutter.
„In Lwiw.“
„Oh, du hast wohl einen Banderеn geheiratet.“
„Scheint so.“ – lächelte meine Mutter zurück.
In Russland waren wir die nationalistischen Banderen.
Im Laufe der Jahre offenbarte uns meine Oma in der Ukraine, dass sie eine Deutsche sei. Sie hat es jahrzehntelang niemanden erzählt. Sie hatte Angst. Sie sprach weder von Krieg, von dem Arbeitslager in Russland, noch von ihrer großen Familie, die sie mit 17 Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Bis zu einem Tag: Nach 55 Jahren Stille hat sie ihre Familie in Deutschland gefunden. Wäre sie früher auf die Suche gegangen, hätte sie noch ihre Mutter lebend gesehen…
Ab diesem Zeitpunkt änderte sich unser ganzes Leben. Die Nachricht über diese Offenbarung erreichte innerhalb von wenigen Tagen jeden aus unserer Umgebung.
Ein paar Tage später wurde ich von einigen Mitschülern mit „Heil Hitler!“ begrüßt.
Dann kamen wir nach Deutschland…
Wer bin ich nun?
Dr. Julia Tschirka
Fotografie auf IG: https://www.instagram.com/julia_tschirka/
Mehr Geschichten hier: https://www.story.one/u/dr.-julia-tschirka-26579
Montag, 2. Mai 2022
Mit einem guten Netzwerk Menschen retten
Wir durften bereits für mehrere hundert ukrainische Flüchtlinge Unterkünfte organisieren, sie mit dem Nötigsten versorgen und ihnen zum Teil auch schon Arbeitsplätze vermitteln. Das alles wäre ohne ein gutes Netzwerk nicht möglich. Wir sehen uns in unserem Netzwerk als Schnittstelle: Auf der einen Seite stehen die Flüchtlingshelfer, die den Kontakt zwischen den Flüchtlingen und uns herstellen. Die andere Seite sind die Gastgeber, die ihre Wohnungen und Häuser zur Verfügung stellen. Hier spielt unsere Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Siegen-Achenbach eine große Rolle, die eine hervorragende Arbeit machen. Sogar im Fernsehen wurde über den Heimatverein berichtet.
Dienstag, 12. April 2022
Warum ich Artikel zur Ukraine schreibe
Vor einigen Tagen habe ich beschlossen, so lange Artikel zum Thema "Ukraine" zu schreiben, wie die Situation mit den flüchtenden Menschen dauert oder bis der Krieg vorbei ist. Ich berichte über Schicksale von Menschen, die in der Ukraine leben oder von dort geflohen sind. Es wird Interviews mit Fluchthelfern geben und mit Personen, die Unterkünfte bereitstellen. Auch Artikel über Geschichte oder Kultur der Ukraine sind denkbar. Alle Blogbeiträge werden in russisch übersetzt und erscheinen auf einer separaten Seite.
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Flüchtlinge in Lemberg |
Die Welt hat sich durch den Krieg verändert. Ich selbst habe mich verändert. Aus diesen beiden Gründen hat sich nun auch mein Blog verändert. Früher standen Glück, Erfolg, Persönlichkeitsentwicklung und neues Marketing im Vordergrund meines Blogs. Drei dieser Begriffe habe ich beibehalten und einen ersetzt.
Was ich beibehalten habe, fülle ich mit neuen Inhalten: Es ist Glück, wenn ein Ukrainer die Angriffe durch die Soldaten heil überstanden hat und sich nun in Sicherheit befindet. Es ist Glück, wenn ich einem Flüchtenden Unterkunft und Essen anbieten darf. Es ist Erfolg, wenn wir bereits über 100 Menschen Wohnungen vermitteln konnten. Es ist Erfolg, wenn eine Mutter dazu beiträgt, dass sich ihre Kinder zu reifen, selbstbewussten und mitfühlenden Persönlichkeiten entwickeln. Es ist Persönlichkeitsentwicklung, wenn ich negative Erlebnisse durchlebt habe, aus ihnen gestärkt hervorgehe und nun neue Chancen wahrnehme.
"Neues Marketing" ist etwas, womit ich mich nicht mehr beschäftige. Mein Leben hat nun andere Schwerpunkte, mein Blog ebenfalls. Deshalb habe ich diesen Begriff durch "Menschlichkeit" ersetzt. Lasst uns menschlich sein, aufeinander achtgeben, uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam diese Welt in einen besseren Ort verwandelt!
Donnerstag, 24. März 2022
Anastasia – eine Geflüchtete hilft nun Flüchtlingen aus der Ukraine
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Krywyj Rih, Ukraine |
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Anastasia als Zwölfjährige mit ihrem Vater |
Der Vater von Anastasia hatte seiner Tochter nahegelegt, die Ukraine zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Er war früher Unteroffizier in der ukrainischen Armee und aufgrund der jüngsten Entwicklungen in ihrer Gegend wusste er genau, was die Stunde geschlagen hat. Anastasia dachte allerdings überhaupt nicht daran, die Ukraine zu verlassen. Sie wollte lieber für ihre Familie da sein und dort Unterstützung leisten, wo diese benötigt sonst wird. Es war wichtig, die Bevölkerung und die Armee mit Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen, da wollte sie sich einbringen. Die Mutter war hin- und hergerissen und hat viel geweint, denn sie wollte einerseits ihr einziges Kind nicht gehen lassen und andererseits ihre Tochter in Sicherheit wissen.
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Der erste Schultag mit Mama |
Wovor die Eltern von Anastasia am meisten Angst hatten, war der Hunger! Es gibt Orte in der Ukraine, die sind von der Versorgung abgeschnitten und die Menschen haben teilweise schon tagelang nichts mehr gegessen. Ansonsten war die Angst zu sterben, nicht sehr groß. Sollte es passieren, dann wäre es eben so. Sie sahen es so, dass sie im Wesentlichen ihr eigenes Leben gelebt haben, doch ihre Tochter ist die Zukunft – sie soll weiterleben, das bedeutet ihnen viel!
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Das einzige Foto von Anastasias Flucht |
Wir hatten für Anastasia eine Familie in Siegen vorgesehen, bei der sie ein eigenes Zimmer bekommen hätte. Unsere Info war, dass sie in den frühen Morgenstunden mit dem Bus in Köln eintreffen sollte und von dort hätte sie einen Zug nach Siegen nehmen müssen. Da der Busfahrer aber wusste, dass sie nach Siegen wollte und dies auf dem Weg lag, hatte dieser sie direkt in Siegen abgesetzt. Meine Frau bekam nachts um 1 Uhr einen Anruf, dass Anastasia bereits am Siegener Hauptbahnhof war. Die Gastfamilie konnten wir um diese Zeit nicht mehr erreichen, also mussten wir improvisieren. Meine Frau und ich wohnen in einem Fachwerkhaus, gemeinsam mit meiner Stieftochter, ihrem Mann und ihren beiden Kindern. Wir haben in der unteren Etage eine kleine Wohnung und die Familie oben eine größere. Nun wurde oben in Kinderzimmer Platz geschaffen, damit Anastasia einen Schlafplatz hatte.
Am anderen Tag sollte sie zur Gastfamilie nach Siegen gefahren werden. Sie druckste so eigenartig rum, aber wollte nicht so richtig raus mit der Sprache. Meine Frau hatte sie dann dazu gebracht, sich zu äußern und sie sagte ihr dann sehr verunsichert, dass sie lieber bei uns bleiben würde, weil sie zu uns Vertrauen hätte. Irgendwie fühlte es sich für uns richtig an, Anastasia diese Bitte zu gewähren. Eigentlich war es anders geplant und meine Stieftochter wollte ein Zimmer für eine Frau mit einem oder zwei Kindern bereitstellen. Im Nachhinein betrachtet, hätte uns nichts besseres passieren können, als Anastasia aufzunehmen: Da sie Deutsch spricht, ist sie nun mittendrin in unserer "Flüchtlingshilfe" und hat die Rolle als Dolmetscherin. Es hat für die traumatisierten Flüchtlinge eine beruhigende und vertrauenserweckende Wirkung, wenn jemand in ihrer Muttersprache die Dinge vermittelt.
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Anastasia beim Bachelor-Abschluss |
Donnerstag, 17. März 2022
Wie wir ukrainischen Flüchtlingen helfen
Meine Frau bekam einen Anruf, ob sie eine Idee hätte, wo man 6 Nigerianer unterbringen könne, die in der Ukraine studieren und nun auf der Flucht sind. Während des Telefongespräches war gerade mein Stiefsohn zu Besuch. Noch am Vorabend sagte ein anderer Helfer bei der Verladung der Hilfstransporte zu ihm, falls mal dringend Flüchtlinge untergebracht werden müssen, hätte er einen Ansprechpartner, der sich darum kümmert, dass die Menschen in eigene Wohnungen oder bei Familien unterkommen. Es hat geklappt: Die nigerianischen Studenten waren die ersten, denen wir auf diese Weise helfen konnten.
Wir erleben momentan eine Wandlung in unserer Flüchtlingsarbeit: Die, denen geholfen wurde, helfen anderen – Ukrainer helfen Ukrainern. Es sind Menschen, die schlimmes Leid erfahren haben und die sich ihre Würde bewahrt haben.Sie sind für andere da und packen mit an, sie wollen es selbst so! Und heute wird im großen Stil gekocht. Es gibt Borschtsch – ich bin gespannt, wie es schmeckt! 😊
“Peace Flag Ukraine” ©: Bernd Wachtmeister / PIXELIO
Mittwoch, 16. März 2022
Das Geheimnis des Lebens - Leseprobe
Ein solcher Gegenstand steht im Mittelpunkt unserer Geschichte: die mysteriöse Schriftrolle. Doch nicht der Besitz dieser Rolle verleiht Dir grenzenlose Macht. Du musst ihren Inhalt kennen, ihren Sinn verstehen und ihn in der rechten Weise anwenden. Dann öffnen sich Dir alle Türen.

Aber es gibt auch vom Schicksal berufene aufrichtige Menschen. Diese Helden versuchen mit allen Kräften zu verhindern, dass die Schriftrolle in die falschen Hände gerät. Und sie arbeiten daran, den verborgenen Schatz der Schriftrolle vollständig zu entschlüsseln. Wenn die Zeit gekommen ist, wollen sie ihn den Menschen offenbaren. Alle Bewohner dieses Planeten sollen davon profitieren. Keiner bräuchte mehr arm zu sein und niemand müsste mehr leiden. Die ganze Welt würde sich verändern!
Prolog
Heute tauchten plötzlich Fremde in seinem japanischen Heimatort auf. Was wollten die Leute in diesem verschlafenen Dorf auf der Insel Hokaido? Acht Männer kamen auf Pferden geritten. Sie waren allesamt schwarz gekleidet, trugen Helme und waren mit Schwertern bewaffnet. Fünf von ihnen hatten außerdem Gewehre, die übrigen drei einen Bogen mit Köcher und Pfeilen darin. Sie machten mitten im Ort halt und redeten miteinander, so leise, dass niemand der Dorfbewohner ihre Worte verstehen konnte. Währenddessen blieben sie auf ihren Pferden sitzen.
Maro hatte den Eindruck, dass sie ihn beobachteten. Er bekam schweißnasse Hände. Sein Herzschlag raste wie ein Pferd, das vor einem Waldbrand flieht. Die Erinnerungen an die Worte seines Großvaters bewirkten einen stechenden Schmerz in seinen Schläfen: „Eines Tages werden sie kommen. Es werden erprobte und gefährliche Kämpfer sein. Sie werden mit allen Mitteln versuchen, es sich zu holen. Niemals darf das geschehen! Sollte es in ihre Hände geraten, würden sie großes Unheil über unser Land bringen“.
Nun hatte Maro es eilig, nach Hause zu kommen. Hastig schwang er sich auf sein Pferd und ritt davon. Das Haus, in dem er mit seinem Großvater lebte, befand sich außerhalb des Dorfes inmitten eines Waldgebietes. Mit normalem Reittempo benötigte er eine knappe Stunde, um vom Dorf nach Hause zu gelangen. Heute sollte deutlich weniger Zeit verstreichen. Er trieb sein Pferd dermaßen an, dass Ross und Reiter schnaufend durch die Wälder zu fliegen schienen. Zwischendurch sah sich Maro immer wieder um. Er hatte das Gefühl, verfolgt zu werden, konnte jedoch niemanden entdecken. „Wahrscheinlich bilde ich es mir nur ein“, dachte er bei sich.
Zu Hause angekommen brachte Maro sein Pferd in den Stall und nahm den Sattel herunter. Er verzichtete jedoch darauf, sich weiter um das Pferd zu kümmern, wie er es sonst tat, und eilte schnell ins Haus. Gerade in dem Augenblick, als er die Tür schließen wollte, sah er von Weitem die acht schwarzgekleideten Männer heranreiten. „Sie sind gekommen, Großvater. Sie kommen, um es zu holen.“ „Maro, bitte verriegle nicht die Tür! Ich will nicht, dass sie eingeschlagen wird und ich sie anschließend ersetzen muss.“ „Aber dann wären die Männer doch direkt in unserem Haus“, rief Maro panisch wie verwundert. „Warum sollen wir es ihnen leicht machen, anstatt sie aufzuhalten? Wollen wir ihnen nicht Widerstand entgegen setzen, so gut wir können?“ Der alte Mann sah seinem Enkel ruhig in die Augen: „Unser Widerstand wird anderer Natur sein. Achte darauf, dass Du nicht an den Rand des Raumes gelangst und keinesfalls das Haus verlässt. Bleib immer in meiner Nähe, dann bist Du sicher.“
Maro kam nicht dazu, über die Worte seines Großvaters nachzudenken, denn bereits im selben Augenblick stürmten die Männer durch die Tür. Maro stellte sich neben seinen Großvater in die Mitte des Raumes. Zwei der Männer blieben in der Nähe der Tür stehen. Einer der beiden war von einer breiten Narbe gezeichnet, die vom linken Ohr bis zum Mundwinkel reichte. Die übrigen sechs Schwarzgekleideten rannten auf Maro und seinen Großvater zu. Als sie bis auf drei Schritte an sie herangekommen waren, fielen sie plötzlich ohne erkennbaren Grund zu Boden.
Ein Mann richtete sich auf und bewegte sich erneut Richtung Raummitte. Und wieder geschah das Gleiche. Es war, als würde er gegen eine unsichtbare Wand laufen. Ein anderer tastete die Stelle in der Luft ab, an der er abgeprallt war. Doch da war nichts. Eigentlich ist „abgeprallt“ nicht das richtige Wort, denn keiner der Männer stieß gegen etwas Hartes. Es war eher so, dass sie zu Boden gezogen wurden. Einer der Männer erhob sein Schwert und schlug gegen diese unsichtbare Wand. Das Schwert fiel mit lautem Krachen zu Boden. Nun nahm der mit der Narbe sein Gewehr, zielte auf den Großvater und drückte ab. Auch die Kugel konnte das Kraftfeld nicht durchdringen und landete drei Schritte entfernt von seinem Ziel auf einem Teppich.
„Alter Mann, noch versteckst Du Dich hinter Deinem Zauber. Doch irgendwann werden wir Dich ohne diesen erwischen. Dann entkommst Du uns nicht mehr“, brüllte der Narbige voller Zorn. „Du kannst mir nichts anhaben, selbst wenn Du direkt vor mir stündest“, erwiderte der Großvater gelassen. Der Kämpfer mit der Narbe wurde noch wütender: „Was redest Du da? Nie könntest Du gegen mich bestehen.“ Der alte Mann schmunzelte: „Wir können es gerne auf einen Versuch ankommen lassen, wenn wir Euch dann anschließend los sind.“ „Und wie stellst Du Dir das vor?“, rief einer der Männer. „Ich lasse einen von Euch in das Kraftfeld hinein. Nur ihn und sein Schwert. Er soll dann tun, was er vermag. Die Bedingung ist, dass alle übrigen in der Nähe der Wand bleiben.“
Der Mann mit der Narbe schien der Anführer zu sein. Er gab einem, der alle anderen im Raum um mindestens eine Kopflänge überragte, ein Zeichen. Die übrigen Männer traten einige Schritte zurück. Während der Riese langsamen Schrittes auf die Raummitte zuging, sprach der Großvater zu seinem Enkel: „Stell Dich hinter mich! Schau in die entgegengesetzte Richtung, so dass sich unsere Rücken gegenseitig berühren! Beweg Dich nicht und warte einfach ab!“ Der große Mann ging direkt auf den Großvater zu. Auf einmal gab es keine unsichtbare Wand mehr, die ihn zurückhielt. Der Kämpfer hob sein Schwert, zielte auf den Kopf des Großvaters und schlug zu.
Was nun geschah, versetzte die acht Männer in Erstaunen. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Obwohl das Schwert direkt auf den Kopf des Großvaters zu schnellte, traf es nicht. Wie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt, glitt das Schwert am Körper des Großvaters vorbei. Auch Maro war vom Geschehen fasziniert, obwohl er die Schläge des Kämpfers nicht direkt sehen konnte. Er bekam nur mit, wie das Schwert seitlich an ihm vorbeistreifte. Der Riese versuchte es erneut mit Hieben und Stichen von allen Seiten. Doch es war vergeblich. Das Schwert berührte weder den Großvater noch Maro. Völlig entmutigt ging der große Mann zu den anderen und sprach zum Anführer: „Was sollen wir nun tun? Wie können wir unter Deines Bruders Augen treten, ohne seinen Auftrag ausgeführt zu haben?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete der mit der Narbe verärgert und ängstlich zugleich.
Nachdem die acht Männer davongeritten waren, stellte Maro fest: „Sie haben also im Auftrag gehandelt. Ihr wahrer Anführer war nicht unter ihnen. Es ist der Bruder des Narbigen.“ „Ich weiß“, entgegnete der Großvater. „Du kennst ihn?“, fragte Maro überrascht. „Ich habe ihn gesehen, ohne ihm je begegnet zu sein“, erklärte der Großvater. „Wie ist das möglich?“, verwunderte sich Maro. Der alte Mann erwiderte mit ruhigem Ton: „Vor einigen Jahren hatte ich eine Vision, in der ich die heutigen Ereignisse sah. Ich wusste, dass dies im 17. Jahr der Herrschaft von Reigen geschehen würde, welches die Menschen des Westens Anno Domini 1680 nennen. Der genaue Tag war mir jedoch nicht bekannt.“
„Wie konnte das alles geschehen, dieses unsichtbare Kraftfeld und dass uns das Schwert des Riesen nicht treffen konnte? Welche Magie hat das bewirkt?“, wollte Maro wissen. Der Großvater lächelte sanft: „Es hat mit dem zu tun, das sich dort befindet.“ Er wies mit seiner Hand auf eine alte Truhe, die rechts hinter ihm an der Wand stand. „Da drinnen befindet sich das Geheimnis, wonach die Männer gesucht haben. Die Truhe mit ihrem Inhalt erhielt ich von meinem Lehrmeister Takeo, bevor er starb. Er brachte mir alles bei, was ich heute vermag. Dazu gehören viele Dinge, welche andere Menschen für unmöglich erachten. Unsichtbare Kraftfelder zu errichten ist nur eines davon.“
„Darf ich mehr darüber wissen?“, fragte Maro neugierig. Der Großvater nickte: „Nun ist der Tag gekommen, an dem Du alles erfahren sollst. Und schon morgen werde ich beginnen, Dich alles zu lehren, was ich weiß und kann. Ich bin inzwischen alt geworden. Wenn ich diese Welt verlasse, sollst Du der Hüter des Geheimnisses sein und diese Truhe an Dich nehmen. Heute werde ich Dir vom Leben meines Meisters Takeo berichten. Du sollst wissen, was in der Vergangenheit geschehen ist und ihre Bedeutung für Gegenwart und Zukunft verstehen. Warte einen Moment, Maro!“
Der Großvater erhob sich und verließ den Raum. Nach einigen Minuten kam er mit einer Kanne und zwei Trinkgefäßen zurück. „Nehmen wir erst mal einen Tee zu uns.“ Er schüttete ein, beide nahmen ihr dampfendes Gefäß und nippten vorsichtig am heißen Getränk. Dann folgte ein Augenblick des Schweigens, den der Großvater nach einigen Minuten durchbrach. Er überreichte Maro ein gezeichnetes Bild und begann mit seiner Erzählung.
Samurai der goldenen Schlange

Das Bild entstand kurz vor einem denkwürdigen Kampf. Niemand konnte Takeo bis zu diesem Zeitpunkt besiegen. Doch dieser Kampf sollte anders werden als alle, die er je bestritten hatte. Denn nun traf er auf einen ebenbürtigen Gegner. Allerdings hätte schon ein früherer Kampf für Takeo verhängnisvoll enden können. Die Narbe an seinem rechten Auge erinnert an dieses Geschehen. Aus dieser Auseinandersetzung stammte auch eine weitere tiefe Narbe oberhalb seines rechten Knies, die allerdings hinter seiner Kleidung für andere nicht erkennbar war. Auf diesen bedeutungsvollen Kampf werden wir später noch zurückkommen.
Beginnen wir nun mit der Geschichte von Takeo und Isamu, zwei glorreichen Samurai. Seit ihrer Kindheit waren sie die besten Freunde. Nichts konnte sie entzweien. Selbst härteste Herausforderungen vermochten sie nicht in die Knie zu zwingen. Sie hatten große Pläne, wollten große Taten vollbringen. Doch dann kam der Tag, der alles zunichtemachte. Der Tag der Katastrophe! An dem Tag geschah, was nie passieren durfte. Und die Folgen waren schwerwiegend. Einer war von Neid zerfressen, der andere versank in tiefste Schwermut. Für einen der beiden bedeutete es schließlich das Ende.
iDie japanische Samurai Kaste entstand im 12. Jahrhundert. Zu dieser Zeit entstand auch das japanische Shogunat, ein System militärischer Führer. Unter dem Shogun war die nächst niedrigere Hierarchie der Daimyo, lokale Herrscher, die mit europäischen Fürsten zu vergleichen sind. Die Samurai waren die militärischen Diener eines Daimyo. Das Wort „Samurai“ bedeutet „Diener“, oder auch „Begleiter“.
Dienstag, 15. März 2022
Das Geheimnis des Lebens - Buchveröffentlichung
Im Dezember 2017 erschien bereits die zweite Auflage meines Romanes, der um einige tolle zeichnerische Illustrationen von Tatjana Strauch ergänzt wurden. Die gibt es allerdings nur in der Printversion und sind im Ebook nicht zu finden. Tatjana hat übrigens auch das Cover entworfen.
Ihr könnt es bei Amazon, bei allen anderen Portalen und natürlich in jeder Buchhandlung bestellen. In den nächsten Tagen werde ich eine Leseprobe in diesen Blog stellen. Jetzt gibt es schon mal eine Beschreibung:
Die Handlung
Japan im 16. Jahrhundert: Der Samurai Takeo ist des Kämpfens müde. Er tötet seinen besten Freund Isamu und ist darüber untröstlich. Den unerbittlichen Kampf gegen seinen einstigen Lehrmeister Masaru überleben beide Samurai, die darauf in eine Sinnkrise fallen.
Takeo begegnet einem alten Samurai-Meister, der ihm zwei Schriftrollen zeigt. In ihnen verbergen sich Geheimnisse, die sich in ferner Zeit mit anderen Erkenntnissen verbinden und dadurch die ganze Welt verändern werden.
Über 400 Jahre später verliebt Mark sich unsterblich in Yana und erlebt jede Menge Gefühlschaos, bis sich eine knisternde Romantik entwickelt. Zwei japanische Bodyguards überbringen Mark ein Erbe - eine Truhe mit uralten Schriftrollen. Er erlebt einen Überfall und einen Anschlag – zwei kritische Situationen, in denen ihn die beiden Japaner retten. Doch dann wird Yanas zehnjähriger Sohn Felix entführt. Jemand versucht so die Herausgabe der Schriftrollen zu erpressen. Wer steckt hinter den Anschlägen? Was macht diese alten Dokumente so wertvoll?
Für wen ist das Buch geeignet?
Leser von historischen Romanen kommen genauso auf ihre Kosten, wie die Anhänger spannender neuzeitlicher Belletristik. Neben knisternder Spannung enthält der Roman jede Menge Lebenshilfe. Die Dialoge enthalten Hinweise, wie Glücksgefühle entstehen, welche chemischen und neuronalen Prozesse im Körper beim Glücklichsein ablaufen, wie die eigenen Emotionen gezielt beeinflusst werden können und wo die Chancen und Grenzen des positiven Denkens liegen.
Ergänzt wird die Geschichte durch weltanschauliche Aspekte, die oft polarisieren, andererseits für einige „Aha-Effekte“ sorgen. Durch die alte Schriftrolle finden die Hauptpersonen Zugang zu alten und neuen Weisheiten: das Christentums in seinem Ursprung, die Geheimnisse des Daoismus und neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die das Leben revolutionieren.
Vergleichbare Bücher
Ähnlichkeiten in unterschiedlichen Teilbereichen weisen „Das Jesus Video“ und „Der Jesus-Deal“ von Andreas Eschbach, „Die Prophezeiungen von Celestine“ von James Redfield, sowie „Mysterio“ und „Die Kammer des Wissens“ von Ella Kensington auf.
Motivation
Mit dieser erzählenden Lebenshilfe möchte ich
1. Impulse für ein glücklicheres Leben geben
2. einen spannendender Roman bieten
3. weltanschauliche Aspekte ergänzen, die oft polarisieren, aber auch für einige „Aha-Effekte“ sorgen