Mittwoch, 23. Dezember 2015

Wie verhalten wir uns gegenüber Menschen, die nicht zu unserem "Genpool" gehören?

Der Soziobiologe Howard Bloom hat nachgewiesen, dass auf der biologischen Ebene alle Lebewesen, die in Gruppen zusammen leben, einen genetischen Marker brauchen, damit sie die ihrigen erkennen können. Ratten beispielsweise leben in Sippen zusammen. Droht eine Gefahr, informieren sich die anderen Mitglieder des Clans und schützen sich so gegenseitig. Ratten haben einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn und sind sehr fürsorglich untereinander. Wenn sie sich irgendwo außerhalb ihrer Gruppe begegnen, erkennen sie sich am Geruch. So wissen sie genau, wer zu ihrem Genpool gehört und wer nicht.

Wissenschaftler haben mal einen Versuch gemacht. Sie nahmen eine Ratte aus ihrem Nest heraus, wuschen sie, rieben sie anschließend mit dem Geruch der Ratte einer rivalisierenden Gruppe ein und setzten sie wieder zurück in ihr ursprüngliches Nest. Was meint Ihr, ist dann passiert? Die Ratte wurde innerhalb von Sekunden totgebissen! Nicht weil man sie fressen wollte, sondern weil sie sich außerhalb des eigenen Genpools befand.

Einige Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es bei urzeitlichen Menschenhorden ähnliche Verhaltensweisen gegeben haben muss. In bestimmten sogenannten "primitiven Gesellschaften" wurden 22 % der jungen Männer getötet, bevor sie "erwachsen" wurden. "Erwachsen" heißt in diesen Gesellschaften, dass sie ca. 14-16 Jahre alt sind. Zu diesen 22 % kommt eine beträchtliche Zahl junger Männer, die von anderen Clans umgebracht wurden. Diese hohe Mordrate ist einer der Gründe, wieso die Menschen damals sehr viele Kinder bekommen haben. Es war quasi eine Maßnahme zur Artenerhaltung. Man hat weiterhin festgestellt, dass die damaligen Menschen ca. 50-75 Personen als zum Genpool zugehörig begreifen konnten. Das ist ungefähr die gleiche Ebene, auf der sich heute die Ratten bewegen.

Zum Glück haben wir uns heutzutage weiterentwickelt und das alles trifft auf uns doch nicht mehr zu, oder? Leider doch! Nur gibt es jetzt unterschiedliche Niveau-Ebenen. Die erste Ebene kann man z.B. in den amerikanischen Slums beobachten. Dort haben wir jetzt ähnliche Zahlen wie auf der "Rattenebene". Genügend Waffen sind da, um Menschen aus rivalisierenden Gangs zu eliminieren. Die Gangkleidung ersetzt den "Rattengeruch".

Auf der zweiten Ebene werden also sogenannte "Meme" als Genmarker eingesetzt. Ein "Mem" ist eine Gedankeneinheit, die sich durch Kommunikation der Memträger vervielfältigt. Anstelle eines "Genpools" gibt es jetzt einen "Mempool". Dieser besteht aus Menschen, die in vielen Dingen genauso denken, wie man selbst. Im Gegensatz zu ersten Ebene kann der jetzt schon 4000 oder 5000 Leute umfassen.

Wenn wir das Gen völlig vergessen und komplett durch das Mem ersetzten können, befinden wir uns auf der dritten Ebene. Jetzt gehören alle "Glaubensbrüder- und schwestern", unabhängig von Rasse oder Nationalität, zu den unsrigen. Aber auch wenn wir auf diese Weise unseren "Mempool" schon als global bezeichnen können, gibt es auch hier eine Gemeinsamkeit zu den anderen beiden Ebenen: Es gehören nur diejenigen zu uns, die die gleichen Meme haben. Wenn jemand unsere Meme nicht teil, werden wir rabiat.

Wenn Ihr Euch näher mit diesem Thema befassen möchtet, finden Ihr unten einen beeindruckenden Vortrag von Vera F. Birkenbihl auf Video. Er dauert zwar fast 2 Stunden, aber das Anschauen lohnt sich auf jeden Fall.

Ich wünsche Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
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Foto © : I. Friedrich / PIXELIO

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